Club steigt in Milliardenbusiness E-Sports ein

FC Luzern will digital für Furore sorgen

Bei diesem Fifa-Turnier in Ingolstadt nahmen hunderte Bewerber teil.

(Bild: Facebook/ Fifa Turniere)

Der FCL will in den lukrativen Markt der E-Sports einsteigen. Deswegen veranstaltet er im März das grösste Fifa-Turnier der Schweiz – zwei Castingtage, an denen er mindestens zwei Spieler engagieren will. Fussball hinter dem Bildschirm statt auf dem Platz – vom neuen Geschäftsfeld verspricht man sich in Luzern einiges.

Kulturpessimisten und Sportpuristinnen mag diese Entwicklung bedenklich stimmen, doch ist sie schon voll im Gange: Anstelle auf dem grünen Platz finden E-Sports-Fussballspiele vor einem Bildschirm statt, gespielt von zwei Spielern an einem Konsolen-Controller. Bei den Spielern in der E-Sports-Liga handelt es sich analog zu den Fussballspielern auch um professionelle und bezahlte Spieler, die besten ihres Fachs.

Auch sie füllen mittlerweile Stadien und haben ein Millionenpublikum, das sich die Live-Übertragungen online anschaut. Im weitesten Sinne können E-Sports als Wettkämpfe im Mehrspielermodus auf Videospielen beschrieben werden, die nicht ausschliesslich auf dem Spiel «Fifa 17» basieren. Daneben gibt es beliebtere und somit ökonomisch schlagkräftigere Spiele wie den Ego-Shooter «Counter-Strike» oder die Echtzeit-Strategiespiele «League of Legends» und «Starcraft».

Für Fussballvereine erscheint jedoch ein Anschluss an die Milliardenindustrie mittels Fussballsimulator sinnvoller als durch dem Fussballpublikum fremdere Spiele, wie auch FCL-PR-Manager Daniel Frank bestätigt. Aus diesem Grund hat wohl der FC St. Gallen Anfang Dezember als erster Schweizer Fussballclub einen E-Sportler verpflichtet. Schliesslich liegt grosses finanzielles Potenzial in der aufstrebenden Branche.

Grosse Pläne beim FCL

Vom Aufkommen der E-Sports will auch der FCL profitieren (zentralplus berichtete). Der Club begibt sich auf die Suche nach mindestens zwei «Fifa»-Spielern für sein eigenes E-Sports-Team, weswegen er am 11. und 12. März ein Casting für mögliche Neuzugänge veranstaltet. Als Preisgeld winken dabei 5’000 Franken.

Im Video laden FCL-Spieler und Trainer Babbel zum Casting:

 

Das Casting soll das grösste Fifa-Turnier werden, das jemals in der Schweiz durchgeführt wurde. Gesucht werden Spieler, die das Fussballsimulationsspiel beherrschen. Die Ziele und Hoffnungen, die der FCL mit den E-Sports verbindet, erklärt PR-Manager Daniel Frank im Gespräch mit zentralplus:

zentralplus: Daniel Frank, was erhofft sich der FCL von einem Fifa-17-Team?

Daniel Frank: Die Digitalisierung in sämtlichen Bereichen des täglichen Lebens schreitet mit grossen Schritten voran. Ob man das will oder sich dagegen stemmt, spielt keine Rolle – der strukturelle Wandel ist Tatsache. Es ist eine Frage der Zeit, bis auch die digitale «Raiffeisen Super League» startet. Wir werden jedenfalls bereit sein, wenn es losgeht.

«Der FCL findet hinter dem Bildschirm bereits statt.»

zentralplus: Will man die Marke FCL verbreiten, also eine Marketing-Massnahme, oder strebt man gar unmittelbare finanzielle Einnahmen an?

Frank: Am Ende des Tages und nüchtern betrachtet ist der FC Luzern ein Unternehmen, das nach wirtschaftlichen Prinzipien geführt wird. Tatsache ist auch, dass in gewissen Altersgruppen geschlechterübergreifend gegen 80 Prozent der Jugendlichen sich auf irgendeine Art mit Videospielen beschäftigen. Der FCL findet also hinter dem Bildschirm bereits statt. Wir wollen nun mit unserer neuen Fifa-E-Sports-Mannschaft auch das Feld vor den Monitoren besetzen. Den Start bildet das zweitägige Casting am 11. und 12. März in der swissporarena.

zentralplus: Wie geht es weiter?

Frank: Wir haben sehr viel positives Feedback erhalten, dass wir diesen Schritt als einer der ersten Schweizer Profifussballclubs wagen. Vorerst streben wir an, dass diese neue Sparte kostenneutral betrieben werden kann. Mittelfristig wollen wir natürlich auch in diesem Gebiet Geld verdienen. Das werden aber keine Millionen sein, wie sie beispielsweise in Asien bei Strategie- oder Shooterspielen zu verdienen sind. Wir müssen und wir werden hier Schritt für Schritt gehen und das Potenzial immer wieder von Neuem ausloten.

PR-Manager Daniel Frank.

PR-Manager Daniel Frank.

(Bild: freshfocus/Martin Meienberger)

zentralplus: Wieso genau «Fifa 17» und nicht ein anderes Spiel?

Frank: Der Grossteil der weltweiten E-Sports-Szene bewegt sich in den Genres Shooter- oder Fantasy-Games. Hier gibt es richtig viel Geld zu verdienen, man muss aber natürlich auch in die Spieler investieren. Aus Sicht des FC Luzern ergibt das derzeit keinen Sinn. Wir sind stolz, dass der FCL ein Teil des populären Spieles ist. Es ist faszinierend zu sehen, wie nahe dieses Computergame an die Realität entwickelt wurde. Jedes Detail des Trikots ist identisch, auch die Gesichter, Charaktere oder die Schuhe der Spieler entsprechen der realen Welt.

zentralplus: Der Bundesligist Schalke 04 ist bereits viel weiter und betreibt weitere Teams. Auch ein Thema?

Frank: Wir könnten unseren Fans nicht erklären, wieso wir eine Mannschaft für Games wie «League of Legends», «DotA» oder «Overwatch» gründen. Der FCL spielt Fussball. Bislang in der analogen Welt, bald auch in der virtuellen. Wichtig ist uns auch, dass unsere Spieler einen grossen Bezug zum Club haben. Wir wollen «Blau-Weisse», die unsere Farben vertreten.

zentralplus: Sie kaufen sich also kein Team zusammen?

Frank: Es ist nicht auszuschliessen, dass wir einen Transfer tätigen und einem Spieler die «Faszination FC Luzern» wie einen Virus implementieren müssen. Hier verhält es sich wie im normalen Profigeschäft. Aber wie gesagt, der überwiegende Grossteil unserer E-Mannschaft muss sich zu 100 Prozent mit unserem Club identifizieren können, und das nicht erst, seit das Casting ausgeschrieben ist. Wir sind selbst gespannt, inwieweit es uns gelingen wird, unsere blau-weissen Vorstellungen umzusetzen.

«Wir wollen in der Schweiz zu den führenden Fifa-E-Sports-Teams gehören.»

zentralplus: Woher kommt die Idee beim FCL?

Frank: Das Thema E-Sports war auf unserem Radar immer wieder mal an der Peripherie präsent. Richtig aktuell wurde es, als der etablierte Fifa-17-Turnierveranstalter «Bayreuther Jungs» im letzten November in der swissporarena überaus erfolgreich ein Turnier veranstaltete. Das hat uns gezeigt, dass erstens eine Nachfrage und zweitens eine lebendige und stetige wachsende Szene besteht. Von da an hat es uns gepackt. Anschliessend sind wir konzeptionell vorgegangen, sodass das Ganze nun seinen Lauf nimmt. Nun suchen wir einen Leading Partner für unsere E-Sports-Aktivitäten, damit wir eine kompetitive Mannschaft aufbauen können.

zentralplus: Wie läuft das mit einem solchen Team? Spielt man in einer Liga?

Frank: Einerseits werden wir Teil der digitalen Fussball-Meisterschaft sein, wenn diese dann läuft. Andererseits wollen wir natürlich auch national und international an Turnieren Ausrufezeichen setzen. Zudem sind weitere Projekte geplant, die noch nicht spruchreif sind. Auch Prävention und Information gewichten wir hoch. 

zentralplus: Gibt es einen langfristigen Plan?

Frank: Sofern unser Konzept aufgeht, wollen wir in der Schweiz zu den führenden Fifa-E-Sports-Teams gehören. Das ist aber noch ein langer Weg, den wir gewillt sind, zu beschreiten. Aber dafür benötigen wir Ressourcen – personell wie auch finanziell. Mit beidem sind wir beim FCL nicht gerade gesegnet. Uns bleibt nur die Möglichkeit, dies mit grossem Enthusiasmus und viel Herzblut für diesen einzigartigen Club im Herzen der Zentralschweiz zu kompensieren.     

David Zibung führt in «Fifa 17» einen Abstoss aus.

David Zibung führt in «Fifa 17» einen Abstoss aus.

(Bild: screenshot)

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