Gasthaus Löwen: Essen wie zu Gotthelfs Zeiten

Perlen der Gastronomie sind bekanntlich nicht selten da zu finden, wo man sie nicht auf Anhieb vermutet. Für einmal suchen wir unser Glück also auf dem Land. Am äussersten Zipfel des Kantons Luzern, da wo die Häuser schon mehr nach Emmental aussehen, erwartet man uns im Löwen Grossdietwil. An einem Ort, der im Jahr 1415 erstmals in den Büchern erwähnt wurde, und wo auch Napoleon schon mal genächtigt haben soll. Vielleicht hängen die Pissoirs deshalb so tief, doch das gehört eigentlich nicht hier hin.

Zu früh fürs Wild

Widmen wir uns also wieder dem relevanten Teil, jenem in der Gaststube. Diese macht ihrem Namen alle Ehre. Wären da nicht ein paar weiss gedeckte Eichentische und ein Buffet, könnte man sich im traditionell möblierten und mit viel dunklem Holz verkleideten Raum wie bei Grossmutter zuhause fühlen. Gerade einmal 20 Gäste finden im urchigen Löwensääli Platz, in der etwas einfacher eingerichteten Gaststube nebenan sind es 32.

Die Wildsaison, so stellen wir bei unserem Besuch bald einmal fest, hat im Löwen trotz eben erfolgtem Jagdfanal noch nicht Einzug gehalten. Gut so. Hier kommt nur Reh von der regionalen Jagdgesellschaft Tuerst auf den Teller. Die Spätsommerkarte ist überschaubar, klassische Schweizer Küche mit saisonalen und, wie wir bald einmal feststellen, ausgesucht frischen Zutaten.

Der Gruss aus der Küche, ein kleines Lachsstück auf einem Gemüsebett, stimmt uns ideal auf den Abend ein. Und hat so gut geschmeckt, dass man damit auch einen Hauptgang hätte bestreiten können. Die Wartezeit auf den nächsten Gang verbringen wir noch immer staunend. Familienporträts an den Wänden, Kachelöfen und mehrere Läufer auf dem Holzparkett wecken Erinnerung an Gotthelfs Zeiten, die Kommode könnte genauso gut der Stolz einer alten Bauernfamilie sein.

Ein Genuss für Traditionalisten

Zur traditionellen Einrichtung passt das servierte Brot, ein feiner Butterzopf. Die gewählte Vorspeise, eine geschmacklich intensive Tomatensuppe, stimmt bereits auf lange Winterabende ein. Und auf unseren Hauptgang zu 35 Franken. Das Kalbsgeschnetzelte ist zart wie erhofft, und die Pilzragout-Sauce reicht Liebhabern auch, um die köstlich knusprige Rösti etwas aufzuweichen – wenn man es denn mag.

Vegetarier mussten sich im Löwen bei einem Besuch mit einem eher schmalen Angebot begnügen – die Herbstkarte führt nun wieder eine breitere Auswahl. Zwei der vier aufgeführten Gerichte sind mit Fisch. Fleischesser, die ein traditionelles Angebot mit hoher Qualität bevorzugen, kommen hier in einem historischen Ambiente voll und ganz auf ihre Kosten.

Preis 
Angemessen, im mittleren Segment.
**** von *****

Qualität
Hoch. Eher milde gewürzt, regionale Produkte. 
**** von *****

Service
Freundlich und diskret. Positiv: Der Chef kommt noch persönlich am Tisch vorbei.
**** von *****

Ambiente
Historisch-rustikal mit viel Holz. Essen wie in Grossmutters Stube.
***** von *****

Online-Faktor
Individuelle Webseite mit wichtigen Funktionen wie Menükarte, Anfahrtsplan und Öffnungszeiten sind enthalten, teilweise auch mehrfach. Keine Online-Reservation möglich.
*** von *****