Charles Wüest zog aus dem Bunker nach Reussbühl

Marschhalt für Militärmuseum: Erst die Beiz brummt

Charles Wüest sitzt im Speisesaal seines Restaurants Chuchichäschtli in Reussbühl.

(Bild: gwi)

Lange herrschte offener Krieg zwischen dem Krienser Gemeinderat und Charles Wüest. Inzwischen ist der Gastronom ausgezogen aus seinem Krienser Bunker und hat Frieden geschlossen mit der Vergangenheit. Sein neues Restaurant in Reussbühl läuft. Doch der Wiederaufbau des Militärmuseums verläuft nicht nach Plan.

Es krachte heftig zwischen Charles Wüest und der Gemeinde Kriens, von beiden Seiten wurde aus allen Kanonen geschossen (zentralplus berichtete). Die Gemeinde Kriens wollte als Vermieterin aufgrund ausstehender Zahlungen das Mietverhältnis kündigen, Wüest erhob Einspruch, das Gericht musste entscheiden. Schliesslich hat die Gemeinde Kriens ihm Ende Januar letzten Jahres gekündet.

Seit etwas mehr als einem Jahr sind das Militärmuseum und die dazugehörige Gastronomie im Bunker des Krienser Roggern-Schulhauses nun geschlossen. Inzwischen hat Charles Wüest das Museumsinventar nach Reussbühl verschoben und an der Ruopigenstrasse das Restaurant «Chuchichäschtli» mit Bar eröffnet.

Das neue Restaurant von Charles Wüest an der Ruopigenstrasse in Reussbühl, dort wo früher die Liberty-Bar untergebracht war.

Das neue Restaurant von Charles Wüest an der Ruopigenstrasse in Reussbühl, dort wo früher die Liberty-Bar untergebracht war.

(Bild: gwi)

Während der neue Gastronomiebetrieb im Entwicklungsgebiet Luzern Nord gut anläuft, stottert der Motor beim musealen Fuhrpark: «Ursprünglich war die Wiedereröffnung auf Herbst 2017 geplant, nun verzögert sie sich um mindestens ein Jahr.» Man wolle sich Zeit lassen mit der Planung. Wo das Militärmuseum künftig einziehen wird, steht laut Wüest noch offen: «Wir haben in Reussbühl drei Immobilien im Auge, die das Museum beherbergen könnten.» Fest steht, dass das Museum in eine Stiftung überführt wird.

Kraftakt Auszug

Im ehemaligen Museum seien vor der Schliessung vor allem Schulklassen und Touristen zu Besuch gekommen, erklärt Wüest, der nebenbei auch leidenschaftlicher Schneider ist. In dieser Hinsicht sei die geplante neue Heimat ein Vorteil: «Reussbühl eignet sich hervorragend für das Museum, weil es verkehrstechnisch sowohl durch den öffentlichen Verkehr als auch dank den Parkplätzen besser erschlossen ist für Besucher als der alte Standort in Kriens.»

Nachdem Wüest in Kriens gekündigt wurde, musste es schnell gehen mit dem Auszug: «Wir haben über 320 Paletten Material aus dem Bunker abtransportiert. Bis auf ein paar wenige Gegenstände im Restaurant selbst ist inzwischen alles eingelagert.» Geschafft habe er dies dank der Hilfe von Freunden, dem Militär und aus der Bevölkerung. Im ehemaligen Museum zeigte Wüest eine Sammlung von Uniformen und Abzeichen der Schweizer Armee.

«Wir haben alles selbst renoviert und eingerichtet.»

Charles Wüest, Gastronom

Ist Wüest ein Militärgrind? «Mich interessiert weniger das Schweizer Militär, mir geht es um den Erhalt und die Weitergabe unserer Historie.» Obwohl die Neueröffnung noch auf sich warten lässt, macht sich die Militärgeschichte im Restaurationsbetrieb bereits bemerkbar.

So sah es früher aus im ehemaligen Militärmuseum in Kriens.

So sah es früher aus im ehemaligen Militärmuseum in Kriens.

(Bild: zvg)

Gäste schätzen heimeliges Gefühl

Bereits im Aussenbereich und an der Zufahrt zu den Parkplätzen fallen die militärischen Requisiten auf, unter anderem steht da ein Wachhäuschen mit Schlagbaum. Doch das ist erst der Anfang – der museale Charakter des «Chuchichäschtli» fällt erst richtig ins Auge, wenn man durch einen engen Zwischengang den Speisesaal im hinteren Bereich betritt. Der Raum ist gefüllt mit antiken Möbeln und altem Dekomaterial. Wie viel Geld er in das Chuchichäschtli gesteckt hat, verrät Wüest nicht: «Wir haben alles selbst renoviert und eingerichtet.» Die Liegenschaft hat er gepachtet, nicht gekauft.

«Es ist eine Beiz im alten Stil, wie früher.»

Charles Wüest, Gastronom

Das nach eigenem Beschrieb «eidgenössisch gute» Restaurant hat Wüest nach der Umbauphase im September eröffnet – und es läuft laut Wüest «seit Dezember sehr gut». Die Beiz bietet – wenig überraschend – handfeste Kost aus der Schweizer Küche, auf dem Menü stehen etwa Luzerner Chügelipastetli, Älplerrösti Walliser Art oder Käsefondue. Die Preise sind günstig bis moderat.

Laut Wüest habe sich das «Chuchichäschtli» mit seinen rund 90 Plätzen zu einem Geheimtipp gemausert: «Wir haben inzwischen viele Stammgäste. Unser Konzept überzeugt.» Die Leute würden das gemütliche, heimelige Gefühl schätzen, das im Restaurant herrsche. Gegen die Strasse hin hat Wüest eine Bar mit einigen Tischen eingerichtet, am Standort der ehemaligen «Liberty-Bar», die im Mai geschlossen wurde (zentralplus berichtete). «Es ist eine Beiz im alten Stil, wie früher. Davon gibt es in der Region Luzern immer weniger», sagt Wüest nachdenklich.

Historischen Gemälde, massive Antik-Möbel und dunkelrote Stoffe: Der Speisesaal des Chuchichäschtli öffnet ein Fenster in die Vergangenheit.

Historischen Gemälde, massive Antik-Möbel und dunkelrote Stoffe: Der Speisesaal des Chuchichäschtli öffnet ein Fenster in die Vergangenheit.

(Bild: gwi)

Er habe mit dem heftigen Konflikt mit dem Krienser Gemeinderat und dem anschliessenden Rauswurf abgeschlossen. «Im Nachhinein frage ich mich, wieso ich nicht früher ausgezogen bin», sagt Wüest. Er habe keine Mietschulden bei der Gemeinde Kriens, im Gegenteil, erklärt er: «Die Kommune Kriens schuldet mir noch Unterhaltskosten im fünfstelligen Bereich.» Ob diese Behauptung stimmt, kann nicht verifiziert werden, der verantwortliche Krienser Gemeindepräsident Cyrill Wiget war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Eine alte Fernsprech-Handvermittlungseinrichtung der Schweizer Armee steht im Schuppen hinter dem Restaurant von Charles Wüest. Die Geräte kommen immer wieder bei Schweizer Filmen als Requisiten zum Einsatz, laut Wüest zuletzt im neusten Heidi-Film.

Eine alte Telefonzentrale der Schweizer Armee steht im Schuppen hinter dem Restaurant von Charles Wüest. Die Geräte mit Jahrgang 1939 kommen immer wieder bei Schweizer Filmen als Requisiten zum Einsatz, laut Wüest zuletzt im neusten Heidi-Film.

(Bild: gwi)

Doch Wüest mag sowieso nicht mehr streiten und hat sich deshalb in Absprache mit seinem Anwalt gegen den Gang vor Gericht entschieden. Seine anfänglichen Schulden von rund 1,8 Millionen Franken nach Übernahme und Einrichtung des alten Standorts in Kriens habe er bis auf 10’000 Franken abgebaut: «Wenn es so weiterläuft im Restaurant, kann ich bis Ende Jahr alle meine Schulden tilgen.» Wüest blickt in jedem Fall positiv in die Zukunft: «Wir haben alles richtig gemacht und die Zusammenarbeit mit den Behörden läuft in der Stadt Luzern viel besser.» Er fühle sich willkommen.

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