10 Fakten über Luzerns Bäume

Bäumig! Hätten Sie’s gewusst?

Eine mächtige Eiche am Steinhofweg – die Krone ragt in den Himmel.  (Bild: jwy)

Was wäre die Stadt ohne Bäume? Man will es gar nicht wissen: grauer, hässlicher, heisser und stickiger. Zum Glück kann Luzern mit einer Fülle von Bäumen und einigen wahren Prachtexemplaren auftrumpfen! Wir zeigen die schönsten Schattenspender und liefern Small-Talk-Wissen. 🍃🌳🌿

Schon Hermann Hesse wusste: «Bäume sind Heiligtümer.» Auf Luzerner Stadtboden findet man rund 12’000 dieser Heiligtümer. Jeder Baum ist im Baumkataster erfasst und vermessen.

Und tatsächlich sind Bäume für die Stadt von unschätzbarem Wert: Sie machen die Stadt nicht nur grüner und schöner, sie geben gerade in diesen heissen Tagen willkommenen Schatten, sie filtern Staub aus der Luft und spenden Feuchtigkeit sowie Sauerstoff.

Wir haben zehn Details zu Luzerner Bäumen herausgepickt:

1. Bis zu 200 Bäume sterben pro Jahr.

Für die Pflege der 8500 Bäume in Grünanlagen und 3500 Bäume entlang von Strassen ist die Luzerner Stadtgärtnerei zuständig. Vier Spezialisten der Stadtgärtnerei prüfen, pflegen und schneiden die Bäume regelmässig. Dennoch müssen jährlich zwischen 150 und 200 Bäume dran glauben, weil sie krank sind. Die meisten davon werden aber sofort wieder ersetzt. Grössere Bäume werden zudem jährlich auf Bruch- und Standfestigkeit überprüft. Übrigens: Wer einen Baum mit mehr als 80 Zentimeter Stammumfang (gemessen in 1 Meter Höhe) stark zurückschneiden oder gar fällen will, braucht eine Bewilligung – erteilt durch die Stadtgärtnerei.

2. Kantonsrekord: am meisten Eichen

Ein Fünftel aller alten Eichenbäume im Kanton Luzern steht auf Stadtgebiet – also auf gerade mal zwei Prozent der Fläche des ganzen Kantons. Die Stadt ist somit ein wahres Eichen-Mekka. Einige schöne und mächtige Exemplare von Stieleichen findet man am Seeufer beim Richard-Wagner-Museum – eine davon ist weit über 100-jährig, aber durchaus noch vital. Viele Tiere schätzen die alten Bäume: In den Löchern im Holz fühlen sich neben Insekten und Pilzen auch kleine Wirbeltiere wohl. Rund 20 Prozent der Käferarten sind auf Alt- und Totholz angewiesen.

Mächtige Bäume am Seeuferweg beim Richard-Wagner-Museum.  (Bild: jwy)

Mächtige Bäume am Seeuferweg beim Richard-Wagner-Museum. (Bild: jwy)

3. Ein Zwetschgenparadies am See

Kennen Sie die Zwetschgenbaum-Allee? Entlang des Richard-Wagner-Weges – vom Museum runter an den See – gibt es eine Allee mit mehr als 20 verschiedenen Zwetschgensorten. Sie sind noch klein, wurden erst 1999 gepflanzt, aber darunter findet man teils alte und in Vergessenheit geratene Zwetschgensorten. Sie tragen Namen wie «Schöne Löwen», «Zuckerpflaume», «Katinka», «Mirabelle de Nancy», «Kanonenkugel» oder «Reineclaude d’Oullin». Und übrigens: Man darf die Früchte essen, wenn man vorbeispaziert oder dort am Baden ist.

Mehr als 20 verschiedene Zwetschgensorten in einer Allee – wachsen dürfen sie noch ein wenig.  (Bild: jwy)

Mehr als 20 verschiedene Zwetschgensorten in einer Allee – wachsen dürfen sie noch ein wenig. (Bild: jwy)

4. Graue Einöde im Mittelalter

Es muss ein trübseliges Bild gewesen sein: In den engen, verwinkelten Gassen der mittelalterlichen Altstadt hatte es kaum Platz für Grün, die Innenstadt war quasi baumfrei. Die Ausnahme war das Museggquartier, sonst musste man vor die Stadtmauer, um Bäume zu finden. Erst ab dem 18. Jahrhundert pflanzten wohlhabende Bürger in ihren Villengärten ausgefallene Zuchtformen oder fremdländische Baumarten, in der Belle Epoque entstanden Flanierzonen und Parkanlagen. Ab dem 20. Jahrhundert wurden schliesslich Strassen in der Neustadt begrünt und verkehrsberuhigt.

5. Hartes Stadtleben

Es ist für Bäume kein Zuckerschlecken in der Stadt, sie haben einen schweren Stand: Ihre Wurzeln finden kaum Platz im verdichteten Stadtboden, Hunde urinieren an ihre Stämme und dann ist da noch die Sache mit dem Salz im Winter. Das alles führt dazu, dass die Lebenserwartung von Stadtbäumen geringer ist als bei Kollegen auf dem Lande. Weil sie robuster sind, werden entlang von Strassen etwa Silber-Ahorne aus Nordamerika gepflanzt, entlang der Warteggstrasse ist das die häufigste Baumart.

6. Ein Prachtexemplar hat Krebs

Ein Prachtexemplar einer Edelkastanie mit weit ausladenden Ästen steht an der Diebold-Schilling-Strasse. Sie hat sich so gut entwickelt wegen der freistehenden Lage und der guten Besonnung. Allerdings ist der Baum jetzt krank: Im September 2015 bemerkte die Stadtgärtnerei dürre Stellen in der Baumkrone, eine Analyse ergab, dass er von Kastanienrindenkrebs befallen ist. Die Stadtgärtnerei hat die befallenen Teile der Krone herausgeschnitten, um den Baum zu retten. Sollte er sich nicht mehr erholen, droht im schlimmsten Fall die Fällung – ein herber Verlust. Die Edelkastanie – im Volksmund Marronibaum genannt – gehört zu den ältesten Kulturpflanzen überhaupt. Die Römer brachten die Pflanze in die Nordschweiz, in der Umgebung von Luzern findet man sie vor allem auf der Horwer Halbinsel, auf dem Dietschiberg und an der Rigisüdflanke.

Diese Edelkastanie ist krank.

Diese Edelkastanie ist krank.

(Bild: zvg)

7. Die einsame Winterlinde

Eine der schönsten Winterlinden steht prominent in einer Kurve der Brambergstrasse, gleich bevor sie in die Museggstrasse mündet. Linden haben in Luzern als Parkbäume eine lange Tradition, zum Beispiel steht ein etwa 200-jähriges Exemplar im Dreilindenpark, der wohl daher seinen Namen hat. Weitere Linden findet man – oh Wunder – im Lindengarten bei der Obergrundstrasse.

An der Brambergstrasse steht eine etwas einsame, aber schöne Linde.  (Bild: jwy)

An der Brambergstrasse steht eine etwas einsame, aber schöne Linde.  (Bild: jwy)

8. Eine mächtige Eiche und ein Häuschen

Mächtig überragt die Stieleiche das angrenzende Haus und macht es zum Häuschen – die weit ausgreifende Krone ragt in den Himmel, wenn man sie von unten von der Steinhofstrasse betrachtet. Eichen wurden häufig als Markierung der Hofgrenzen gepflanzt, in Luzern sind einige solche Grenz-Eichen erhalten geblieben – das Exemplar am Steinhofweg ist eines der schönsten. Man schätzt den Baum auf 200 Jahre. Unter dem Dach von Eichen leben Flechten, Moose, Pilze, Insekten, Spinnen, Vögel, Fledermäuse und Kleinsäuger. Einigen Tieren gab sie sogar ihren Namen: So beispielsweise dem Eichhörnchen, dem Eichelhäher, dem Eichenbock, dem Eichenzipfelfalter oder der Eichenschrecke.

Die mächtige Eiche am Steinhofweg macht das angrenzende Haus zum Häuschen.  (Bild: jwy)

Die mächtige Eiche am Steinhofweg macht das angrenzende Haus zum Häuschen.  (Bild: jwy)

9. Ein überwältigender Tulpenbaum

Tulpenbäume gehören zu den ersten Importbäumen, bereits im 17. Jahrhundert wurden sie aus Nordamerika nach Europa gebracht – und sie wurden zu beliebten Park- und Zierbäumen. Auf dem Gelände des Steinhof-Pflegeheims in der Nähe vom Eichhof steht der Grösste seiner Art in der Stadt – einmalig in der Region sei er, weil er so schön gewachsen sei. Den Namen gaben dem Baum seine tulpenähnlichen, zart-gelben bis grünlichen Blüten im Juni.

10. Der dickste Baum der Schweiz

Okay, verglichen mit seinen Kollegen in Übersee sind die Mammutbäume in Luzern keine Giganten. In Nordamerika etwa können sie bis zu 80 Meter hoch werden. Dennoch sind auch die Luzerner Exemplare mit ihren dicken Stämmen beeindruckend. Ein für die hiesigen Verhältnisse riesiges Exemplar steht an der Horwerstrasse im Garten eines Hauses. Es handelt sich um den dicksten Baum der Schweiz. Einen Meter über dem Boden gemessen, bringt er es auf einen Umfang von rund 13 Metern. Mammutbäume wurden vor mehr als hundert Jahren in Luzern eingeführt. Damals galten sie als Symbol für Reichtum und Wohlstand und durften vor allem in Parks von Fabrikanten nicht fehlen. Der Baum an der Horwerstrasse wurde wahrscheinlich bei der Erstellung der benachbarten Jugendstilvilla um 1890 gepflanzt. Und er wird noch grösser: Unter guten Bedingungen kann er noch weitere 300 Jahre wachsen.

Der dickste Baum der Schweiz steht an der Horwerstrasse: ein Mammutbaum mit 13 Metern Umfang.  (Bild: jwy)

Der dickste Baum der Schweiz steht an der Horwerstrasse: ein Mammutbaum mit 13 Metern Umfang.  (Bild: jwy)

Und jetzt Sie: Welches ist in Luzern Ihr Lieblingsbaum? Sagen Sie es uns in den Kommentaren. Weitere Bilder gibt’s in der Galerie:

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2 Kommentare
  • Profilfoto von Arthur Huber
    Arthur Huber, 31.07.2016, 19:37 Uhr

    Die 13m Durchmesser des Mammutbaums zweifle ich echt an. Es ist wohl der Umfang.

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    • Profilfoto von Jonas Wydler
      Jonas Wydler, 01.08.2016, 10:51 Uhr

      Sie haben natürlich recht: 13 Meter Umfang, in der Bildlegende war es falsch. Merci für den Hinweis!

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