Bevölkerung entscheidet über die Zukunft der Stadt

Will Zug ein neues Zentrum oder eine Stadtmauer?

Die Visualisierung zeigt, wie es in der Lorzenallmend dereinst aussehen könnte: Ein urbanes Quartier am Stadtrand.

(Bild: :mlzd/Stadt Zug)
Wie soll das Gebiet im Westen der Stadt Zug in 25 Jahren aussehen? Will man zwischen Kollermühle und Riedmatt eine «befestigte Stadtgrenze» und ist der Ort eine Konkurrenz für die Zuger Innenstadt? Sicher ist: Mit dem Quartiergestaltungsplan Lorzenallmend stellen sich für Zug, Cham und Steinhausen zukunftsweisende Fragen.

Zug braucht mehr Wohnraum und Verdichtung ist das Stichwort dazu. Nun hat die Korporation Zug zusammen mit der Stadt einen Quartiergestaltungsplan für die Äussere Lorzenebene ausgearbeitet, der genau das bietet: verdichteten Wohnraum. Ab Montag liegt dieser im Baudepartement auf und die Bevölkerung darf mitreden, wie das Quartier im Westen der Stadt dereinst aussehen soll (zentralplus berichtete).

Visionen – aber welche?

Der Quartiergestaltungsplan liegt in einem Gebiet, das im Kanton Zug schon länger zu reden gibt: In der langsam aber stetig zuwachsenden Lorzenebene. Genau deshalb hagelte es in der Vergangenheit immer wieder Kritik: Man habe in den umliegenden Gemeinden keine gemeinsame Vision, wie es in der Ebene dereinst aussen solle, sagten Vertreter aus der Politik und der Architektur (zentralplus berichtete).

 

(Bild: Fotomontage/bas)

Ein Projekt gemäss den Wünschen der Bevölkerung

Ist der Quartierbegestaltungssplan nun die gewünschte Vision? Bei der Stadt Zug jedenfalls will man von fehlender Zusammenarbeit nichts wissen. «Die Stadt Zug ist sehr daran bestrebt, all seine Planungen mit den Nachbargemeinden abzustimmen», sagt André Wicki, Vorsteher des Baudepartements. Man müsse gemeindeübergreifend denken und planen. «Im Fall der Äusseren Lorzenallmend wurde das Gemeindegebiet von Steinhausen – nördlich der Chollerstrasse – konzeptionell mitgedacht. Damit ist sichergestellt, dass Neubauten abgestimmt auf die bestehenden Gebäude und künftige Entwicklungen angeordnet sind», sagt Wicki.

«Man kann festhalten, dass die Planung mit Steinhausen abgestimmt ist.»
André Wicki, Bauvorsteher Stadt Zug

Der Quartiergestaltungsplan

Der Quartiergestaltungsplan bildet einen langfristigen Horizont ab und ist ein eigentliches «Regelwerk» für die weitere Entwicklung. Darin enthalten sind die möglichen maximalen Volumen und die Spielregeln, anhand deren die künftige Planung vonstatten gehen kann. Es handelt sich also nicht um konkrete Bauprojekte. Der Quartiergestaltungsplan ermöglicht eine dreidimensionale Übersicht über die bauliche Entwicklung, die städtebauliche und landschaftliche Gestaltung, sowie die Erschliessung.

Der Plan kann vom Freitag, 26. August 2016, bis und mit Montag, 26. September 2016 auf dem Baudepartement der Stadt Zug jeweils Montag bis Freitag, von 07.30 bis 12.00 Uhr und von 13.30 bis 17.00 Uhr eingesehen werden.

Soweit der Stadt bekannt sei, werde die Gemeinde Steinhausen keinen eigentlichen Quartiergestaltungsplan erlassen, jedoch die Raumfreihaltung und Gestaltung der Chollerstrasse mit Baulinien mittragen. «Man kann festhalten, dass die Planung mit Steinhausen abgestimmt ist und auch die dortigen Entwicklungen sowie deren Auswirkungen zum Beispiel im Verkehr berücksichtigt sind.» Zudem rede man hier von einem Verdichtungsgebiet, dass der Zersiedlung entgegenwirken werde. Damit kommt man auch dem Wunsch der Bevölkerung nach, die im März 2013 mit knapp 63 Prozent deutlich für das neue Raumplanungsgesetz gestimmt hat.

Verbindung der Quartiere…

Visionen hin oder her: Sicher ist, dass weiterhin gebaut werden soll. Der Quartiergestaltungsplan für die äussere Lorzenebene ist ein Vorschlag, wie zumindest die Lorzenallmend in 25 Jahren aussehen könnte. Geplant ist ein Siedlungsraum, der für verschiedene Lebensaktivitäten Platz bietet. Arbeiten, Wohnen, Einkaufen, Freizeit und Dienstleistungen, das alles soll mit dem neuen Quartier in der Lorzenallmend möglich werden, ist im Projektbeschrieb zu lesen. Als «markantes Westtor» soll die Stadt Zug um einen wertvollen Baustein ergänzt werden.

 

Grün eingefärbt ist in der Bildmitte der geplante grosse Park, der die Quartiere beidseits der Lorze verbinden soll.

Grün eingefärbt ist in der Bildmitte der geplante grosse Park, der die Quartiere beidseits der Lorze verbinden soll.

(Bild: :mlzd/Stadt Zug)

Einerseits wolle man mit einem zentralen Park, der aus der bestehenden Uferlandschaft der alten Lorze herausgebildet wird, die Quartiere beidseitig des Gewässers verbinden. Andererseits solle mit der Schaffung eines verdichteten Quartiers ein neues urbanes Zentrum an der Chollerstrasse entstehen, teilt die Stadt mit.

…oder eine befestigte Stadtgrenze?

Der Quartiergestaltugnsplan sieht eine Verdichtung am Siedlungsrand – inklusive entsprechenden Hochhäusern – vor. Im Projektbeschrieb ist deshalb von einer Mikroskyline die Rede. Gegenüber dem offenen Feld zur Gemeindegrenze von Cham ist eine, wie es die Projektverfasser bezeichnen, «Ufermauer» der Bebauung geplant. Als Kompensation zur Verdichtung am Rand wurde ein grosszügiger Grünraum um den Verlauf der alten Lorze als Naherholungsraum freigehalten.

 

Zukunftsmusik? Das Stadtmodell zeigt das geplante Quartier (in weiss) aus der Vogelperspektive.

Zukunftsmusik? Das Stadtmodell zeigt das geplante Quartier (in weiss) aus der Vogelperspektive.

(Bild: :mlzd/Stadt Zug)

Thomas Baggenstos ist Präsident des Bauforums Zug. Er hat vor zwei Jahren kritisiert, dass es in der Lorzenebene zu wenig gemeinsame Planung gibt, dass die verschiedenen Gemeinden ohne Zukunftsbild bauen würden (zentralplus berichtete). Zum Projekt in der Lorzenallmend sagt er: «Der aufliegende Quartiergestaltungsplan ist eine Vision der befestigten Stadtgrenze.» Das sei zwar nur eine einseitige Vision – ohne über die Gemeindegrenzen hinweg zu schauen. Aber es sei ein starkes Bild, so Baggenstos. «Ob es das richtige Bild ist und ob damit eine politische Mehrheit zu gewinnen ist, wird sich weisen», sagt er und hält sich zurück, das Projekt zu werten.

Das Schema zeigt die Grössenverhältnisse des Quartiers gegenüber dem Landstück zwischen Zug und Cham.

Das Schema zeigt die Grössenverhältnisse des Quartiers gegenüber dem Landstück zwischen Zug und Cham.

(Bild: :mlzd/Stadt Zug)

Das Schema zeigt die Grössenverhältnisse des Quartiers gegenüber dem Lorzenpark. 

Das Schema zeigt die Grössenverhältnisse des Quartiers gegenüber dem Lorzenpark. 

(Bild: :mlzd/Stadt Zug)

 

Auswirkung auf traditionellen Stadtkern?

Doch wie Baggenstos sagt, gäbe es in der Stadt Zug zur Verdichtung an der Peripherie im Moment auch kritische Stimmen. «Es werden insbesondere negative Auswirkung auf die traditionellen Stadtkerne befürchtet, sollten die geforderten Gewerbe- und Ladenflächen – und in der äusseren Lorzenallmende sind etliche Quadratmeter geplant – dort bezogen werden. Insofern gibt es da Parallelen zum Unterfeld zwischen Zug und Baar. Die Frage die sich bei diesem Projekt stelle, sei deshalb: «Ist diese Verdichtung am Stadtrand – im Niemandsland zwischen Zug und Cham – am richtigen Ort?», so der Präsident des Zuger Bauforums. Dies wird sich die Stadtzuger Bevölkerung nun überlegen müssen – noch bis am 26. Spetember bleibt Zeit, beim Projekt mitzureden.

Die Visualisierung des Quartiers zeigt den Parkquai und den Lorzenpark.

Die Visualisierung des Quartiers zeigt den Parkquai und den Lorzenpark.

(Bild: :mlzd/Stadt Zug)

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