Debatte um Gebäude der Fachklasse Grafik

Rössligasse 12 kaufen? Stadt Luzern sagt Jein

Hier ist momentan noch die Fachklasse Grafik zuhause: Eingang zur Rössligasse 12.

(Bild: jwy)

Die SP fordert, dass die Stadt Luzern die Rössligasse 12 kauft, öffentlich nutzt und damit die Altstadt belebt. Jenes Gebäudes also, in dem jetzt noch die Fachklasse Grafik untergebracht ist. Die Stadt hat zwar «Interesse am Erwerb», trotzdem ist das momentan noch kein Thema.

Das Gebäude an der Rössligasse 12 in der Luzerner Altstadt ist von besonderem Interesse. Dort ist die Fachklasse Grafik untergebracht, jene Schule also, die seit 2015 ein Politikum ist: Der Kanton wollte sie wegsparen, krebste aber nach grossem Widerstand von seinem Ansinnen zurück (zentralplus berichtete).

Ausserdem ist das rund 3000 Quadratmeter grosse Gebäude mit der Kapelle im Innenhof seit Jahren Schauplatz von grossartigen Ausstellungen während des Comixfestivals Fumetto (dieses Jahr etwa eine «begehbare Illustration»).

Gebäude soll öffentlich bleiben

Die Rössligasse 12 ist ein öffentlich genutztes Haus mitten im historischen Luzern – und das soll es auch bleiben, wenn es nach dem Willen der städtischen SP geht. Sie forderte in einem Postulat die Stadt auf, beim Kanton, dem Eigentümer, ein Kaufinteresse zu deponieren und sich Gedanken für eine zukünftige öffentliche Nutzung des Gebäudes zu machen: «Im Sinne einer attraktiven Innenstadt – sowohl für Touristen wie auch die einheimische Bevölkerung.»

Fakt ist: Das Gebäude wird irgendwann leer stehen, aber nicht sofort. Und dann steht altersbedingt eine grössere Renovation an. Noch für mindestens drei bis vier Jahre bleibt die Fachklasse Grafik in der Rössligasse einquartiert. Das steht in der Stellungnahme des Stadtrates zum Postulat. Aber mittelfristig sucht die Ausbildungsstätte mit ihren rund 100 Schülern eine neue Bleibe, ein Umzug ins Viscose-Areal in Emmen, wo bald die «Kunsti» hinzieht, ist aber vom Tisch.

Was danach mit der Rössligasse 12 passiert, ist offen. Auch, ob der Kanton das Gebäude überhaupt verkaufen oder dereinst selber weiternutzen will – aus heutiger Sicht sehe es nicht danach aus, ist der Antwort auf das Postulat zu entnehmen.

«Ein gewisses Interesse»

Immerhin signalisiert der Stadtrat Interesse: «Obwohl die Stadt mittelfristig keine Nutzungsbedürfnisse für diese Räume hat, besteht ein gewisses Interesse am Erwerb dieser Liegenschaft.» Aus strategischen Gründen, weil die angrenzende Nummer 14 mit Büroräumen bereits der Stadt gehöre.

Das Gebäude am linken Bildrand (Rössligasse 14) gehört schon der Stadt, die Nummer 12 in der Mitte dem Kanton Luzern.

Das Gebäude am linken Bildrand (Rössligasse 14) gehört schon der Stadt, die Nummer 12 in der Mitte dem Kanton Luzern.

(Bild: jwy)

Die Stadt hat mit dem Kanton über einen Kauf gesprochen, aber wenn überhaupt, würde dieser öffentlich ausgeschrieben. Der Stadtrat sei bereit, zu gegebener Zeit den Kauf zu prüfen und Verhandlungen aufzunehmen. Bis dahin wolle die Stadt eine mögliche Nutzung und den Investitionsbedarf klären.

«Es geht mir um eine aktivere Bodenpolitik»

Grossstadtrat Simon Roth, der das Postulat mitverfasst hat, ist mit dieser Antwort zufrieden. «Immerhin hat der Stadtrat das Postulat entgegengenommen, auch wenn die Antwort noch deutlicher hätte sein können. Aber es hat den Zweck erfüllt, die Stadt muss nun aktiv werden», sagt Roth. Ihm ging es mit dem Vorstoss auch nicht nur um die Rössligasse, sondern allgemein um eine aktivere Bodenpolitik der Stadt Luzern.

«Es könnte beispielsweise im Erdgeschoss ein Café oder Bistro geben und in den oberen Stockwerken Büros.»

Grossstadtrat Simon Roth

«Man muss davon ausgehen, dass die Fachklasse Grafik in den nächsten Jahren auszieht und der Kanton schon Gespräche mit Kaufinteressenten geführt hat. Uns ging es darum, ein Zeichen zu setzen» sagt Roth. Auch wenn klar sei, dass ein Kauf für die Stadt im Moment nicht zur Debatte stehe.

Ein Bistro oder ein Café?

Simon Roth geht es darum, dass das Gebäude weiterhin öffentlich genutzt wird, auch im Sinne einer attraktiven Innenstadt. Denn neben der Fachklasse Grafik wird die Altstadt in den nächsten Jahren auch die Jazzschule verlieren – ein weiteres belebendes Element.

Eine öffentliche Nutzung schliesst nach Meinung von Simon Roth eine – teilweise – Büronutzung nicht aus. «Es könnte beispielsweise im Erdgeschoss ein Café oder Bistro geben und in den oberen Stockwerken Büros», so Roth. Und in der Kapelle im Innenhof müssten weiterhin Ausstellung wie jene des Comixfestivals Fumetto stattfinden können.

Die Schule ist nach wie vor zu teuer

Ebenso wie die Zukunft der Rössligasse 12 ist auch die Zukunft der Fachklasse Grafik weiterhin ein Thema. Die Schule ist zwar gerettet, deshalb aber noch nicht aus dem Schneider. Die Ausbildungsschule ist dem Kanton nach wie vor zu teuer – der Branchenverband soll in Zukunft mithelfen, genügend Lehrplätze für Grafiker zu schaffen und somit die Schule entlasten (zentralplus berichtete).

Die nationalen Berufsverbände sind im Austausch mit Grafikbetrieben. Ziel ist es, die Betriebe zu animieren, wieder mehr Grafiker-Lehrplätze anzubieten. Dazu will man einen Berufsbildungsfonds schaffen, wie ihn bereits andere Branchen kennen. Betriebe zahlen anhand ihrer Lohnsummen in diesen Fonds ein und finanzieren so die Grafikausbildung mit – so der Plan.

Es ist Bewegung in der Branche

Doch das ist ein langwieriges Prozedere. 2017 soll mit dem Fonds gestartet werden, damit dieser innert fünf Jahren bereitstünde. Doch das letzte Wort hat hier der Bund. Aber es ist immerhin Bewegung in der Branche. Die kantonale Dienstelle Berufs- und Weiterbildung bestätigt, dass in diesen Tagen ein Treffen zwischen den Berufsverbänden und Grafikbetrieben stattfindet.

Noch im Herbst 2015 wollte der Luzerner Regierungsrat die Fachklasse Grafik ganz wegsparen und schliessen. Doch der Aufschrei war gewaltig: Ehemalige, Grafiker, Künstler, Politiker und schliesslich auch Wirtschaftsverbände wehrten sich erfolgreich und sammelten im Nu 20’452 Unterschriften. Das Luzerner Parlament kippte die Massnahme schliesslich im Dezember wieder aus dem Sparpaket.

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