Der Baarer wird als Bundesratskandidat nominiert

Regiert Thomas Aeschi bald das Land?

Es gilt ernst: SVP-Nationalrat Thomas Aeschi buhlt um Widmer-Schlumpfs Bundesratssitz. (Bild: Bundesratsfoto 2015/ Montage: zentral+)

Der Baarer SVP-Nationalrat Thomas Aeschi wurde an der über fünfstündigen SVP-Sitzung vom Freitag neben Norman Gobbi und Guy Parmelin zum offiziellen Bundesratsanwärter nominiert. Aeschis Chancen, Bundesrat zu werden, sind damit sehr gut.

Der SVP-Fraktionsvorstand hält Wort. Wie vorab angekündigt, geht die Partei mit einem Westschweizer (Parmelin), einem Tessiner (Gobbi) und einem Deutschschweizer (Aeschi) ins Rennen um den Bundesratssitz in Bern.

Aeschis Chancen auf einen Bundesratssitz sind damit gut. Denn da der Tessiner Norman Gobbi wegen seiner Lega-Vergangenheit und Negativschlagzeilen mit rassistischen Äusserungen für die anderen Parteien kaum wählbar sein wird und da bereits zwei Romands im Bundesrat sind, gilt es als wahrscheinlich, dass ein Deutschschweizer Kandidat, also Aeschi, das Rennen machen wird.

Im Vorfeld wurde deshalb kritisiert, dass die SVP mit ihrem Dreierticket keine echte Auswahl liefere. Sowohl der Bündner Heinz Brand wie auch der Zuger Thomas Aeschi gelten als SVP-Hardliner. Damit bleibe dem Parlament nichts anderes übrig, als einen strammen Parteisoldaten zu wählen.

Von «kein Kommentar» bis «sensationell»

Beni Riedi, der Sprecher der Zuger SVP zeigt sich sehr glücklich über Aeschis Nomination.  «Wir sind sehr stolz und froh, dass Aeschi noch im Rennen ist. Ich kann zwar noch nicht euphorisch sein, dennoch finde ich es sehr positiv.» Die Entscheidung liege nun aber bei der Bundesversammlung. «Und bis zum 9. Dezember kann noch viel passieren. Es wird wohl noch viel gemauschelt werden.»

Der grüne Zuger Kantonsrat Andreas Lustenberger mag seine Einschätzung zur Nomination von Aeschi nicht teilen. Er erklärt bloss lakonisch: «Diese ganze Casting Show, welche die SVP veranstaltet, finde ich blöd.»

Der Zuger FDP-Fraktionschef Daniel Burch äussert sich ebenso klar wie Lustenberger, aber in eine ganz andere Richtung: «Das ist sensationell! Es täte Zug sehr gut, wieder einmal im Bundesrat mit dabei zu sein.» Mit jugendlichem Leichtsinn habe Aeschis Nomination nichts zu tun. «Er kann das! Ich habe ihn als Politiker erlebt, bin im Kantonsrat eine Weile neben ihm gesessen, und habe ihn als sehr zielstrebig kennengelernt. Gleichzeitig konnte man immer auf in zählen, wenn man Hilfe benötigte.

«Bundesrat werden ist aber einfacher als Bundesrat zu sein.»

Martin Pfister, CVP-Kantonalpräsident

Der Zuger CVP-Kantonalpräsident Martin Pfister würde es ebenfalls begrüssen, wenn ein Zuger Bundesrat werde. Zug habe ja schon lange keinen mehr gehabt. «Ich würde es Thomas Aeschi gönnen. Er ist fleissig, ehrgeizig und zielstrebig», sagt Pfister. «Bundesrat werden ist aber einfacher als Bundesrat zu sein», fügt er hinzu.

«Man weiss wenig über ihn. Die Ecken und Kanten fehlen mir ein wenig.»

Michèle Kottelat, Präsidentin der Zuger GLP

Auch die Präsidentin der Zuger GLP, Michèle Kottelat, sieht keinen Nachteil darin, wenn wieder einmal ein Zuger Bundesrat würde. Thomas Aeschi sei immer «nett und freundlich», sagt sie. «Er ist sicher auch sehr intelligent, wenn man hört, was er in der Wirtschaftskommission in Bern einbringt.»
Doch Aeschi sei auch unfassbar. Kottelat: «Ich habe keine Ahnung, was das für ein Mensch ist. Man weiss wenig über ihn. Die Ecken und Kanten fehlen mir ein wenig.»

Die Bundesratswahlen finden am 9. Dezember statt.

 

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2 Kommentare
  • Profilfoto von Martin Stuber
    Martin Stuber, 26.11.2015, 09:57 Uhr

    Der heutige Tagesanzeiger warnt in einem treffenden und hochaktuellen Artikel vor der Zugisierung der Schweiz:

    http://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/es-droht-die-zugisierung-der-schweiz/story/22002739

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  • Profilfoto von Stefan Gisler
    Stefan Gisler, 23.11.2015, 13:08 Uhr

    Geblendet davon, dass ein Zuger Bundesrat werden will, können Parteivertreter von SP (Zaferi), über GLP (Kottelat) und CVP (Pfister) bis FDP (Burch) «es sich vorstellen», «ihm gönnen» Bundesrat zu werden, da er «zielstrebig» oder «nett» sei. Da mag ich – sorry Thomas – nicht einstimmen. Innerhalb der SVP hätte es deutlich profiliertere Anwärter mit objektiver Führungs- und Exekutiverfahrung sowie mit mehr Lebenserfahrung und eigenständiger Persönlichkeit, die sich – gemäss meiner bescheidenen Meinung nach – deutlich besser für dieses Amt eignen. Fleiss, Parteitreue, Freundlichkeit, Zuger, Sprachkenntnisse Studium sind ganz okay, aber diese Eigenschaften haben viele und qualifizieren nicht per se zum Bundesrat. Darum bin auch ich kein Kandidat :-).
    Irgendwie scheint da eine als Scheinkandidatur getarnte, jedoch gelungene PR-Massnahme für einen aufstrebenden Jungpolitiker aus der Ruder gelaufen zu sein. Er würde seiner Partei wohl auch mehr dienen, wenn er weiter als finanzpolitischer Haudrauf, die Speerspitze für eine neoliberale Wirtschafspolitik, für sehr sehr weit gehende Steuersenkungen und für eine totale Abschottung der Schweiz bildet. (Obwohl sich das etwas beisst; darum ist ja beim Smartspider seine «Wirtschaftsfreundlichkeit» nicht top ausgeprägt.)

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