Neo-Ständerat Damian Müller

Ein Wahlsieg mit Social Media

Es hat geklappt, und wie: Der erst 31-jährige Damian Müller (FDP) wird ins Stöckli gewählt. Dabei hat er eine äusserst professionelle Wahlkampagne hinter sich – nicht zuletzt dank Social Media. Ein Prototyp einer neuen Polit-Generation?

Der frischgebackene FDP-Ständerat Damian Müller hat für sein Glanzresultat am Sonntag viel geackert. Der 31-jährige Hitzkircher und Noch-Kantonsrat absolvierte im Vorfeld eine regelrechte Odyssee, sprach an vielen Podien, ging auf die Strassen und zeigte sich bei fast jeder Gelegenheit, die sich ihm bot. 

«Ein bis zwei Stunden pro Tag habe ich News auf den Plattformen gecheckt sowie Posts und Profile gepflegt.»

Damian Müller, FDP-Ständerat

Das Resultat überzeugt: Der gelernte Kaufmann wurde am Sonntag im zweiten Wahlgang mit satten 51’500 Stimmen zum jüngsten Ständerat seit 100 Jahren gewählt. Er konnte damit nicht nur bestandene Nationalratsmitglieder distanzieren (zentral+ berichtete), er gilt auch laut Experten als Sinnbild einer neuen Polit-Generation, bei welcher Social Media immer wichtiger wird. Müller ist nicht nur der jüngste Ständerat, sondern in Sachen Facebook, Twitter & Co. wohl auch der fitteste. 

Musterschüler im Social-Web: www.damian.mueller.ch

Musterschüler im Social-Web: www.damian.mueller.ch

Stundenlang Posts und Profile gecheckt

Für Müllers Erfolg war – neben der starken Parteipolitik – die Social-Media-Strategie entscheidend. Für ihn hatte sie Priorität. Er plante und verfolgte die Strategie mit grossem Aufwand. «Ein bis zwei Stunden pro Tag habe ich News auf den Plattformen gecheckt sowie Posts und Profile gepflegt», sagt Neo-Ständerat rückblickend. 

Bei den Wahlen 2015 setzte der gelernte Kaufmann in erster Linie auf seine eigene Webseite, auf Facebook und Twitter sowie Instagram. «Die Auftritte in den Sozialen Medien sind für mich eine extrem wichtige Begleitmassnahme.» Der grosse Vorteil: Man könne als Politiker ganz klar kommunizieren, wer man sei und wie man denke. «Vor vier Jahren war der Online-Bereich noch nicht so wichtig. Aber er wird weiter an Bedeutung gewinnen. Davon bin ich überzeugt.»  

Auf Müllers Webseite sind verschiedene Social-Media-Kanäle eingebettet.

Auf Müllers Webseite sind verschiedene Social-Media-Kanäle eingebettet.

Profi für Facebook & Co engagiert

Der grosse Nachteil: Das Monitoring der Social-Media-Kanäle ist ein schwieriges und zeitaufwendiges Unterfangen «und extrem schnelllebig», sagt Müller. Für die Überwachung und Betreuung war bei Müllers Team eine spezialisierte Person fast rund um die Uhr im Einsatz.

Ein Profi? «Es ist ein guter Freund von mir, der in diesem Bereich sehr stark ist», sagt Müller. Den Namen will er nicht verraten. Konnte er es nicht selber meistern? «Die Zeit dazu war einfach zu knapp und ich wollte es nicht halbbatzig machen.»

«Wer nicht im Netz ist, existiert nicht» 

Politikberater Mark Balsiger widmet Müller in seinem aktuellen Handbuch «Wahlkampf statt Blindflug» ein Kapitel.  Dabei nimmt er auch die Online-Strategie des jungen Luzerner Politikers unter die Lupe. Auf 40 Seiten führt Balsiger zudem aus, wieso Internet und Social Media im Wahlkampf immer wichtiger werden. 

 

 

Balsiger schreibt: «Um das Jahr 2025 werden die Digital Natives demographisch die Mehrheit der Bevölkerung in der Schweiz stellen.» Das sei eine grosse Herausforderung für Parteien und Politisierende, weil diese Leute auf anderen Kanälen und auf eine andere Art angesprochen und erreicht werden müssten als bisher: «Zugespitzt formuliert: Wer nicht im Netz ist, existiert nicht.»

Balsiger lobt Müller als ausgezeichneten Wahlkämpfer. «Damian Müller hat bereits 2011 bewiesen, dass er die Social-Media-Kanäle professionell bedienen kann.» Er gehöre zu einer neuen Politiker-Generation, welche die Chancen des Internets für sich entdeckt hat. Balsiger wurde schon während des Wahlkampfs 2010 bis 2011 auf Müller aufmerksam – und integrierte dessen Kampagne als Fallbeispiel in seinem Handbuch.

Keine Patentrezepte

Damian Müller findet es schön, dass er im Online-Kapitel quasi als Musterschüler dargestellt wird. «Andere können profitieren, wenn man etwas richtig macht.»  Aber gleichzeitig glaubt Müller nicht, dass es partout Patentrezepte für Online-Strategien gäbe. «Es geht vor allem um individuelle Lösungen. Zuerst kommt die Person, dann das Kommunikationskonzept.» 

Der neu gewählte Ständerat muss nun ans Werk. Er hat noch viel Arbeit vor sich. «Ich habe rund 400 E-Mails von gestern noch zu beantworten. Ich versuche, diese so schnell wie möglich zu erledigen.» Am Freitag ist zudem Fraktionssitzung in Bern, bei der Damian Müller das erste Mal dabei sein wird. 

 

Die Redaktion hat übrigens während den Recherchen etwas Witziges auf Wikipedia gefunden. Es wird aktuell ein falsches Foto von Damian Müller angezeigt, wenn man über die Google-Suche geht. Wikipedia lässt sich schlecht kontrollieren, weil jede Personen an einem Eintrag arbeiten kann. Egal, ob sie weiss, wie Damian Müller nun aussieht oder nicht.  

 

Das Foto bei Wikipedia, nach der Suche über Google am 17. November 2015.

Das Foto bei Wikipedia, nach der Suche über Google am 17. November 2015.

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