Wegen Bedenken aus der Bevölkerung

Doch keine «Luxus-Brücke» für Cham

So hätte sie aussehen sollen: Die von Santiago Calatrava entworfene Lorzenbrücke an der Schmiedstrasse in Cham. (Bild: zvg)

Ausser Spesen nichts gewesen? Der Gemeinderat Cham verfolgt das Calatrava-Projekt nicht mehr weiter. Sorgen aus der Bevölkerung und Spardruck hätten zum Umdenken geführt. Etwas Kleineres soll her. Eine neue Ausschreibung steht bereits in den Startlöchern.

«Nach eingehender Diskussion und Abwägung der Vor- und Nachteile hat der Gemeinderat Cham beschlossen, das geplante Calatrava-Projekt an der Schmiedstrasse nicht mehr weiterzuverfolgen», teilt die Gemeinde am Dienstag mit. Dabei hatte es Ende letzten Jahres doch richtig gut geklungen: Eine einfache, schöne, filigrane Konstruktion sollte es geben, von einem Stararchitekten mit internationalem Renommee entworfen, und dank Bundesbeteiligung könne gar der ursprüngliche Kreditrahmen eingehalten werden (zentral+ berichtete).

Der Druck vonseiten der Bevölkerung und insbesondere von der Grünliberalen Partei Cham war aber offenbar zu stark. Das Projekt wird verworfen. Die Gründe: «Wir müssen in der gegenwärtigen finanzpolitischen Situation funktional einfache Lösungen anstreben», sagt Markus Baumann, Vorsteher Verkehr und Sicherheit. Mit dem Verzicht auf das Calatrava-Projekt reagiere man einerseits auf den zunehmenden Spardruck, andererseits wolle man aber auch verschiedenen Stimmen aus der Bevölkerung Rechnung tragen.

Angst vor einem Volksentscheid?

Dabei waren es nicht nur finanzpolitische Sorgen, die laut wurden. Das vom Ingenieurbüro Calatrava Valls SA entworfene Modell ging in Richtung einer Bogenbrücke mit einer Spannweite von 24 Metern. Der Projektausschrieb basierte jedoch auf einer Brücke mit einer Spannweite von 14 Metern. «Es gab Schwierigkeiten bezüglich privatem Baugrund», erklärt denn auch Baumann. Die um zehn Meter längere Brücke hätte die Zustimmung des Volkes benötigt.

Bestand also letztlich die Angst, dass das Projekt vom Volk nicht goutiert würde? «Nein», sagt Baumann und ist sich sicher: «Wir wären trotzdem durchgekommen.» Aber: «Wir haben gemerkt, dass die Dimension des Projekts einigen Chamern Sorgen bereitet hat. Das nehmen wir ernst.» Deshalb solle anstelle der Calatrava-Brücke eine einfachere und kostenoptimierte Brücke realisiert werden. «Selbstverständlich ist ein Bedauern spürbar», sagt Baumann. «Aber wir müssen objektiv sein, ein Auge auf die Finanzen werfen und auf die Stimmen aus der Bevölkerung hören.»

Alles nochmal von vorne

Bund hätte sich an Kosten beteiligt

Im Juni 2013 hat die Gemeindeversammlung einen Kreditrahmen von 495'000 Franken genehmigt. Das 24-Meter-Projekt des Ingenieurbüros Calatrava ergab jedoch eine längere Spannweite als die ausgeschriebenen 14 Meter. Entsprechend ergaben sich höhere Baukosten: rund 750'000 Franken.

Allerdings hätte sich der Bund im Rahmen des Agglomerationsprogramms mit 250'000 Franken an den Baukosten beteiligt. Markus Baumann sagte dazu: «Durch den Bundesbeitrag können wir den ursprünglichen Kreditrahmen einhalten.»

Zurück auf Feld 1, sozusagen. Ingenieurbüros, die im Zuge der ersten Auschreibungsrunde den Zuschlag nicht bekamen, befänden sich nun nicht in einer vorteilhaften Position. Denn es gäbe ein komplett neues Ausschreibungsverfahren, erklärt Baumann. War also alles für die Katz? Der Gemeinderat verneint: «Wir profitieren von den Erkenntnissen, welche durch das bereits erarbeitete und gelungene Vorprojekt gewonnen wurden», betont er. Diesbezüglich seien auch die bereits angefallenen Kosten verschmerzbar. Immerhin: Die Kosten für die Projektierung hätten sich auf gut 30’000 bis 40’000 Franken belaufen.

Der Kreditrahmen von 495’000 Franken bleibe auch in Runde 2 beibehalten, ebenso die maximale Spannweite von 14 Metern. Macht da die Gemeinde Cham nicht den Schlechteren? Schliesslich bleibt die Gemeindebeteiligung gleich, ohne Bundesbeitrag stehen aber 250’000 Franken weniger zur Verfügung (siehe Box). «Es geht um die Kostenwahrheit», erklärt Markus Baumann. «Wir sind der Meinung, dass eine einfachere Version zum jetzigen Zeitpunkt die richtige Lösung ist.» Man könne allenfalls sogar Kosten sparen. Eine kleinere Brückenversion würde mit ungefähr 400’000 Franken zu Buche schlagen, erklärt er. Die entsprechende Ausschreibung werde in den kommenden Wochen lanciert.

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