Ständeratskandidat Peter Hegglin

«Ich bin auch Leuten auf die Füsse getreten»

Hat allen Grund zu lachen: Finanzdirektor Peter Hegglin vor dem Kampf um den Ständeratssitz. (Bild: mag)

Peter Hegglin führt den ruhigsten Wahlkampf seines Lebens: Eigentlich hat er schon gewonnen. Die Kollegen im Ständerat halten ihn für gesetzt. Wir fragen Hegglin, ob es ihm da nicht angst und bange wird, vor so viel guter Ausgangslage. Und weshalb er sich als Familienpolitiker bezeichnet und trotzdem im Sparpaket die Leistungen für Familien gekürzt hat.

zentral+: Herr Hegglin, Ihre Lage könnte nicht entspannter sein: Sie wurden letztes Jahr mit dem besten aller Resultate in den Regierungsrat gewählt. Falls Sie jetzt im Oktober tatsächlich nicht in den Ständerat gewählt werden sollten, hätten Sie trotzdem noch drei Jahre und spannende Themen vor sich. Allerdings haben Sie diese bombastischen Wahlchancen, eigentlich sind Sie ja gesetzt. Werden Sie da nicht unruhig? Da muss doch noch irgendeine Schwierigkeit auftauchen.

Peter Hegglin: (lehnt sich zurück) Die Lage ist schon gut, es ist einer der ruhigsten Wahlkämpfe, die ich je geführt habe. Und es ist doch schon mein zehnter. Der erste, den ich für den Sitz im Regierungsrat geführt hatte, der war einiges intensiver. Aber trotzdem: Die Wahl ist erst gewonnen, wenn die Resultate da sind. Es gibt starke Konkurrenten, Leute, die sich ebenfalls engagiert in der Politik einsetzen wollen. Und ich habe gelernt, dass einem nichts in den Schoss fällt.

zentral+: Gibt es tatsächlich den Hauch einer Chance, dass Sie nicht gewählt werden?

Hegglin: (lacht) Ja natürlich, die gibt es immer. Es ist klar, dass ich einen grossen Vorteil habe, da ich durch mein Amt bekannt bin und die Leute mich einschätzen können. Aber in meiner Amtszeit habe ich es auch nicht immer allen recht machen können, ich bin auch Leuten auf die Füsse getreten. Es kann sein, dass die mich deshalb nicht wählen.

«Der Staat kann nicht mehr alles bieten. Natürlich wäre es schön, man könnte noch mehr tun.»

Peter Hegglin, Finanzdirektor und Ständeratskandidat

zentral+: Mit dem Entlastungsprogramm haben Sie sich nicht nur Freunde gemacht. Es ist dem Kanton jahrzehntelang gut gegangen, und jetzt wirds knifflig – gerade jetzt wollen Sie das Amt weitergeben?

Hegglin: Ich glaube, man kann das andersrum sehen: Für einen Finanzminister ist es nicht dann am leichtesten, wenn die Zeiten gut sind, im Gegenteil: Dann werden alle kreativ und haben Ideen, wie man das Geld ausgeben könnte. In schwierigen Zeiten ziehen alle am selben Seil: Man muss sparen. Ausserdem, glaube ich, ist das Entlastungsprogramm für den Kanton auch ganz generell eine gute Gelegenheit, um über die Art nachzudenken, mit der man die Dinge angeht. Das braucht es doch in allen Bereichen und Organisationen, dass man sich einmal Gedanken darüber macht, ob man etwas nicht auch noch besser, schneller und günstiger machen könnte.

zentral+: Sie schreiben auf Ihrer Website unter anderem, Sie wollen mit Ihrer Politik im Ständerat auch Familien unterstützen. Mit dem Entlastungsprogramm tun Sie aber eher das Gegenteil: Betreuungsabzüge werden abgeschafft, Busverbindungen gestrichen, Prämienverbilligung bei Krankenkassenprämien verkleinert – wie passt das zusammen?

Hegglin: Der Staat kann nicht mehr alles bieten. Natürlich wäre es schön, man könnte noch mehr tun. Aber man kann nicht mehr Geld ausgeben, als man einnimmt. Zudem muss man sagen, die Familien im Kanton Zug haben es immer noch sehr gut, die Kinderzulagen etwa sind hier um einiges höher als anderswo. Die Kosten der Prämienverbilligung haben wir gesenkt, weil wir die Richtprämien nicht der Teuerung anpassten. Aber auch heute können die Leute ihre Belastung senken, wenn sie zum Beispiel ein Hausarztmodell wählen. Und immer noch hohe Verbilligungen erhalten. Ich habe auch ein Hausarztmodell, suche mir auch eine günstige Krankenkasse. Wenn sogar ich mir das zumuten kann, kann ich das auch von Leuten erwarten, die vom Staat eine Verbilligung erhalten.

zentral+: Der Ständerat wäre ihr viertes politisches Amt: Sie waren schon Gemeinderat, Kantonsrat, Regierungsrat. Waren aber auch schon Präsident des Zuger und dann des Schweizer Bauernverbandes. Woher kommt diese Lust aufs Amt?

Hegglin: Das habe ich mir gar nie gesucht  …

zentral+: … die klassische Politikerantwort …

Hegglin: (lacht) Nein wirklich, ich habe das nie gesucht. Mein Vater war Präsident verschiedener Vereine, und ich fand, er vernachlässigte dabei unseren Hof. Weil er schlicht zu wenig da war. Mein Ziel war deshalb, diesen Hof aufzubauen. Das habe ich bis 30 gemacht, dann sind die Entwicklungsmöglichkeiten an Grenzen gestossen. Also habe ich das Amt als Gemeinderat quasi als Entwicklungsmöglichkeit betrachtet. Dann kam ich in den Kantonsrat, wurde Fraktionschef, und so immer weiter. Die Wahl in den Regierungsrat war für mich eine Richtungswahl: Hätte es nicht geklappt, wäre ich zurück in die Landwirtschaft, in den Bauernverband.

zentral+: Wählen wir mit Ihnen einen weiteren Bauernvertreter in den Ständerat?

Hegglin: Man kann natürlich nicht verleugnen, wo man herkommt. Und wer hätte gedacht, dass ich einmal in die Finanzen gehe. Man hat damals wohl auch gedacht, was, jetzt macht ein Bauer die Finanzen des Kantons Zug? Gerade dieses internationalen Kantons? Es ist eines von vielen Anliegen, die ich habe, dass es den Bauern gut geht. Aber da gibt es auch ganz andere. Mein Kernthema waren die letzten zwölf Jahre die Finanzen und die Steuern. Mir haben auch schon Ständeräte gesagt: Es ist gut, dass du kommst und dein Steuer-Know-how mitbringst. Die Unternehmenssteuerreform III ist auch ein grosser Brocken, bei dem ich schon viele Erfahrungen gesammelt habe.

«Wer mich als zahnlosen Tiger bezeichnet, muss sich im Klaren sein: Ich konnte nicht abstimmen – die Stände- und Nationalräte dagegen schon.»

zentral+: Wird es Ihnen da gelingen, den Fokus zu wechseln, nicht mehr nur auf den Kanton Zug zu schauen, sondern auch aufs Ganze?

Hegglin: Im Ständerat geht es natürlich auch darum, die Interessen des Kantons zu vertreten, und das mache ich zwar auch jetzt schon, nur kann ich heute nicht abstimmen. Als Präsident der Finanzdirektorenkonferenz muss ich immer raus, wenn im Ständerat abgestimmt wird.

zentral+: Sie wurden ja gerade in dieser Rolle auch angefeindet, gerade von der Zuger FDP, mit der Sie ja jetzt gemeinsamen Wahlkampf machen: Man hat Sie im letzten Wahlkampf als «zahnlosen Tiger» bezeichnet, in Bezug auf Ihre Leistungen um den NFA. Sind Sie noch beleidigt?

Hegglin: Ich bin nicht nachtragend. Aber wenn man mich als zahnlosen Tiger bezeichnet, muss man sich einfach im Klaren sein: Ich konnte nicht abstimmen – die Stände- und Nationalräte dagegen schon.

«Mit Alter hat das nichts zu tun.»

zentral+: Sie haben sich national einen Ruf erarbeitet – wirken auch polarisierend. Wie gut können Sie sich im Ständerat einbetten?

Hegglin: Man weiss nie genau, wie die Leute wirklich über einen denken, aber ich hatte bestimmt Gelegenheit, mir einen Namen zu machen. Ich war auch einige Male in der «Arena», in nationalen Medien. Man kennt den Namen. Das ist sicher ein Vorteil des Amts als Regierungsrat.

zentral+: Als wir vor einem Jahr zusammen ein Interview führten, haben Sie noch gesagt, der Gang ins Stöckli sei auch ein Schritt ins Alter: etwas zurückfahren, weniger Termine als im Regierungsrat. Ist das immer noch ein verlockender Gedanke?

Hegglin: (lacht) Habe ich das wirklich gesagt? Das haben Sie wohl falsch verstanden. Mit Alter hat das nichts zu tun. Es ist für mich eine Gelegenheit, in der Politik noch mal etwas Neues zu versuchen. Wenn das jetzt nicht klappt, dann wird es nicht mehr klappen.

zentral+: Sie haben vorher gesagt, Ihr Vater sei nicht da gewesen. Sie haben selber Kinder, der Regierungsrat ist ein zeitaufwändiges Amt. Wie sehr haben Ihre Kinder Sie missen müssen?

Hegglin: Meine Kinder waren zum Glück schon neun und 13 Jahre alt, als ich in den Regierungsrat kam, davor war ich jeden Tag zuhause, ich arbeitete ja auf unserem Hof. Den Hof musste ich aufgeben, weil die Arbeit mit der Funktion als Regierungsrat nicht vereinbar war. Wenn aber unsere Kinder eines Tages Lust haben, ihn wieder aufzubauen, dann wäre das für mich nicht das Letzte, da mitzuhelfen. Das wäre eine schöne Aufgabe.

zentral+: Was erhoffen Sie sich vom Amt als Ständerat?

Hegglin: Ich habe nicht die Erwartung, die Welt zu ändern. Aber ich erhoffe mir schon, dass ich in kleinen Schritten etwas dazu beitragen kann, dass die Schweiz ihr grossartiges System auf behutsame Weise der Zukunft anpasst. Es war ja auch früher immer eine behutsame Anpassung, es ist nicht alles lätz, was früher gemacht wurde, im Gegenteil.

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