Interview mit Ständeratskandidat Rudolf Schweizer

«Ich weiss, dass ich keine Chance habe»

Rudolf Schweizer im «Übergwändli»: Damit will er zeigen, dass er für die Anliegen der Handwerker einsteht. (Bild: rob)

Er tritt für die «Parteilosen Schweizer» an und will für die Menschen eine Stimme sein, die sich keinem politischen Lager zugehörig fühlen. Dass Rudolf Schweizer keine Chance hat, ins Stöckli zu kommen, stört ihn nicht. Der Carosserie-Spengler aus Malters tritt frei nach dem Motto an: Dabei sein ist alles.

Für die eidgenössischen Wahlen vom 18. Oktober haben sich sechs Luzerner gemeldet, welche die zwei Ständeratssitze unter sich ausmachen wollen. Nun hat sich im letzten Moment noch ein Siebter im Bunde dazugesellt: Rudolf Schweizer, 52-jähriger Carosserie-Spengler und Familienvater aus Malters. Als Partei gibt er «Parteilose Schweizer» an, will sich fürs Kleingewerbe stark machen und sieht sich als «echter Liberaler» mit sozialem Herz. zentral+ hat sich mit Rudolf Schweizer in Luzern getroffen, wo er in seiner Arbeitskleidung erscheint. Und das mit Absicht.

zentral+: Rudolf Schweizer, Sie sind weitgehend unbekannt und treten als Parteiloser an. Damit sind Sie mit grösster Wahrscheinlichkeit absolut chancenlos. Warum kandidieren Sie?

Rudolf Schweizer: Es ist logisch, dass ich keine Chance habe, das weiss ich auch. Aber ich kandidiere trotzdem, weil ich mich für die Anliegen der Kleingewerbler einsetzen will.

zentral+: Für was machen Sie sich konkret stark?

Schweizer: Zum Beispiel stören mich die Marktunterwanderungsverträge, wenn es darum geht, einen Schaden bei einem Auto zu reparieren. Die Versicherungen haben ihre Verträge mit fixen Garagen und die kleinen Buden kommen nicht zum Zug und haben das Nachsehen. Das ist ungerecht.

Zur Person

Rudolf Schweizer wohnt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern (14 und 17) in Malters. Er ist Inhaber einer Carrosserie-Spenglerei in Obernau Kriens. Er ist konfessions- sowie parteilos und kandidiert auf der Liste 18 der «Parteilosen Schweizer». Schweizer tritt sowohl bei den Nationalrats- wie auch bei den Ständeratswahlen an.

zentral+: Damit setzen Sie sich für ein Anliegen ein, das Sie als Carrosseriespengler in einem Ein-Mann-Betrieb persönlich betrifft. Mit welchen anderen politischen Themen wollen Sie auf sich aufmerksam machen?

Schweizer: Die Bildung liegt mir auch am Herzen. Ich setze mich für Schüler ein, die dem Druck in der Schule nicht gewachsen sind. Die soll man gezielt fördern, damit sie für uns Lehrmeister optimal gerüstet sind. Ich finde, sie sollen auch handwerklich etwas mitbringen.

zentral+: Wieder ein Thema aus Ihrem beruflichen Umfeld.

Schweizer: Auch die Gesundheitspolitik liegt mir nahe. Ich habe seit 2006 eine Bleivergiftung, was mit meinem Beruf zu tun hat. Viele Carosserie-Spengler leiden darunter. Die Krankheit wird über die Krankenkasse abgerechnet – was ich völlig falsch finde. Das sollte unbedingt die SUVA übernehmen.

zentral+: Befassen Sie sich auch mit Themen ausserhalb Ihres Berufstandes?

«Ich vertrete diejenigen, welche keiner Partei zugehören. Das ist die Mehrheit der Menschen. Politisch bin ich in der bürgerlichen Mitte.»

Rudolf Schweizer

Schweizer: Der Lastenausgleich zwischen Stadt und Land muss besser werden. So finde ich zum Beispiel, dass man im Entlebuch vermehrt Arbeitsstellen schaffen müsste, damit die Menschen auf dem Land wieder mehr Perspektiven haben.

zentral+: Sie treten als Parteiloser an. Wo stehen Sie politisch?

Schweizer: Ich vertrete diejenigen, welche keiner Partei zugehören. Das ist die Mehrheit der Menschen. Politisch bin ich in der bürgerlichen Mitte.

zentral+: Eher Richtung CVP oder FDP?

Schweizer: Ich bezeichne mit als echten Liberalen.

zentral+: Warum sind Sie nicht in der FDP?

Schweizer: Ihre Politik ist mir zu einseitig auf der Seite der grossen Unternehmen, die zu sehr auf Gewinn ausgerichtet sind. Für mich heisst «echt liberal», dass es auch eine soziale Komponente haben muss.

zentral+: Sie treten nebst ihrer Ständeratskandidatur zusammen mit Roman Ensmenger auf einer Nationalratsliste an. Ensmenger war früher für die linke L20 im Kantonsrat. Haben Sie also einen linken Einschlag?

Schweizer: Links bin ich nicht, eher alternativ. Anders als das Gängige – so würde ich es beschreiben.

zentral+: Sie sind politisch ein Frischling, ihre potentiellen Wähler kennen Sie nicht. Wer sind Sie?

Schweizer: Ich bin verheiratet und habe zwei grössere Kinder. Mein Hobby ist Ausdauersport, früher war ich Bergläufer, heute steige ich aufs Mountainbike oder mache Langlauf. Ab und zu klopfe ich einen Jass mit Freunden. Und sonst? Ich analysiere gerne.

zentral+: Analysieren?

Schweizer: Ich mache mir Gedanken und schreibe sie auf. Und das, obwohl ich Legastheniker bin. lacht.

zentral+: Worüber schreiben Sie?

«Der Tiefbahnhof ist nicht zwingend nötig. Es geht nicht, dass wir die Infrastruktur einfach immer mehr ausbauen bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag.»

Schweizer: Über Sachen, die nicht funktionieren, etwa über Arbeitsstress, Burnout und Dinge, die in unserem Gewerbe schief laufen.

zentral+: Was sagt Ihre Familie zu Ihrer Kandidatur?

Schweizer: Die ist skeptisch, weil sie findet, dass ich eh keine Wahlchancen habe. Aber ich lasse mich nicht beirren.

zentral+: Wie viel Zeit und Geld investieren Sie in den Wahlkampf?

Schweizer: 3’000 Franken setze ich dafür ein. Das ist alles. Ansonsten nehme ich mir viel Zeit für den Wahlkampf.

zentral+: Wie sieht der denn aus?

Schweizer: Der ist ziemlich spontan. Ich gehe an den freien Wochenenden in die Gemeinden, stelle ein Tischchen und einen Sonnenschirm auf und verteile Flyer.

zentral+: Als Ständerat müssten Sie sich für Luzerner Anliegen einsetzen. Wie stehen Sie zum Tiefbahnhof Luzern?

Schweizer: Da bin ich vorsichtig. Es geht nicht, dass wir die Infrastruktur einfach immer mehr ausbauen bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag. Der Tiefbahnhof ist aus meiner Sicht nicht zwingend nötig.

 

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Sind Sie für die Homo-Ehe?

Jeder muss selber wissen, wie er leben will. Mir ist das egal.

Sind Sie für die Legalisierung von Cannabis?

Bei Drogen bin ich skeptisch, man sollte eher präventiv etwas tun. Aber für kleine Konsumenten sollte es straffrei sein.

Sind Sie für ein neues Rahmenabkommen mit der EU?

Wir sollten möglichst selbstständig bleiben. Den Menschenrechtsgerichtshof sollten wir beachten, aber bei der Übernahme von EU-Recht bin ich skeptisch.

Sind Sie für eine zweite Gotthardröhre?

Zuerst soll die Bahnkapazität voll ausgenützt werden – darum nein.

Sind Sie für den Lehrplan21?

Nein.

Sind Sie für eine Beschränkung der Zuwanderung?

Irgendwann können wir nicht mehr wachsen, weil zu viele hier sind.

Sind Sie für mehr Geld zugunsten der Armee?

Ich bin dafür, dass wir die Armee stärken. Aber das ist mit dem bestehenden Budget machbar.

Sind Sie für eine Erhöhung des Rentenalters?

Ja.

Sind Sie für die Energiestrategie 2050?

Natürlich!

Sind Sie für die Aufnahme zusätzlicher Asylbewerber?

Einfach die Grenzen schliessen können wir nicht. Aber wir können nicht alle aufnehmen.

Sind Sie für die Förderung von externer Kinderbetreuung?

Wichtiger ist mir, dass die Lohnstruktur besser wird, so dass nur ein Elternteil arbeiten muss.

Soll der Bund die Kulturförderung abschaffen?

Auf keinen Fall.

 

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Bereits erschienen in der Interview-Reihe:


 

 

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