Zuger fordert Siedlungen statt Bäume

Wald weg, Wohnung hin!

Der Schweizer Wald: Zwar hübsch anzusehen, doch nicht geeignet, um Kartoffeln zu pflanzen. (Bild: wia)

Dass Häuser nicht auf nährstoffreichem Boden, sondern auf schlechtem entstehen sollen, ist einleuchtend. Ein Zuger Kantonsrat geht jedoch noch einen Schritt weiter und fordert, dass zum Zweck der Bebauung Wald gerodet werden darf. Ein ketzerischer Vorschlag, der nicht nur Rehe aufschrecken lässt.

Häuser bauen, wo heute noch Wald steht? Es ist ein unorthodoxer Vorschlag, den der Zuger CVP-Kantonsrat Thomas Meierhans hat. In einer Motion fordert er, dass der kantonale Richtplan angepasst werden soll, so dass Siedlungserweiterungen in das Gebiet von Wäldern möglich wird.

Zu wenig Landwirtschaftsland, zu viel Wald?

Seine Gründe: «Dort, wo wir heute Wald haben, ist häufig der Boden schlecht. Man könnte deshalb darüber diskutieren, dass man diese minderwertigen Böden künftig verbaut, anstatt das gute Landwirtschaftsland dafür einzusetzen. – von diesem haben wir in Zug sowieso zu wenig», erklärt Meierhans.

Es gehe aber nicht um jenes Land, welches bereits eingezont sei, sondern um mögliche Siedlungserweiterungen. «Wir haben zum Beispiel in Baar bei der Bahnebene gutes Kulturland, welches  mehr und mehr verbaut wird. Warum aber baut man nicht in Richtung Baarburg?» Obwohl die Idee ketzerisch ist, betont Meierhans: «Ich will den Waldschutz nicht aufheben, doch könnte man sich überlegen, dass man den Teil des Waldes, der in den letzten Jahren zugenommen hat, wieder wegnehmen könnte. Bisher wurde das immer nur bei Landwirtschaftsland getan.»

Als auf dem Sechseläutenplatz Kartoffeln wuchsen

Ist es denn nicht einfach eine natürliche Zeiterscheinung, dass hierzulande Landwirtschaftsbetriebe weniger werden? Insbesondere im kleinen Kanton Zug, wo gar nicht genügend Land für Bauern vorhanden ist? Meierhans sagt darauf: «Wer weiss, vielleicht kommen irgendwann wieder Zeiten, in denen es wichtig ist, dass wir genügend Landwirtschaftsland haben. Meine Grosseltern haben beispielsweise noch miterlebt, wie auf dem Sechseläutenplatz Kartoffeln angepflanzt wurden.»

«Insbesondere im Talgebiet gibt es nur wenig Waldgebiete. Diese können wir nicht opfern.»

André Guntern, Präsident von Pro Natura Zug

Wie zu erwarten ist, hält die Organisation Pro Natura Zug herzlich wenig von der Idee. Präsident André Guntern sagt: «Der Wald ist neben unserer intensiv genutzten Landwirtschaft eines der wenigen naturnahen Elemente in der Landschaft. Insbesondere im Talgebiet gibt es nur wenig Waldgebiete. Diese können wir nicht opfern.»
Es gebe laut Guntern zudem anderweitig genügend Spielraum, den man erweitern könnte – insbesondere entlang der Siedlungsbegrenzungslinien. Es sei zwar auch Guntern klar, dass Landwirtschaftsland geschützt werden soll, «doch dieses Thema wird bereits im neuen Raumplanungsgesetz aufgegriffen.»

Der Wald wächst

Dass die Waldfläche grösser geworden sei, bezweifelt der Pro Natura-Präsident indes. Meierhans schreibt jedoch genau dies in seiner Motion: «Im Kanton Zug waren es im Jahr 2004 total 6059 Hektaren Wald. Im Jahr 2013 ist die Waldgrösse gemäss Bundesamt für Umwelt um 388 Hektaren grösser als noch vor zehn Jahren und beträgt total 6447 Hektaren.»

Die Zuger Regierung kann bis dato noch nichts zur Motion sagen. Nicht zuletzt deshalb, weil diese noch nicht einmal überwiesen worden sei. Kommt es jedoch zur Überweisung, so müssen laut Baudirektor Heinz Tännler einige Fragen geklärt werden. Unter anderem müsste zuerst einmal geprüft werden, ob der Vorstoss überhaupt auf Kantonsebene behandelt werden kann oder ob es sich um Bundesgesetz handelt. Ausserdem haben in Sachen Wald auch die Gemeinden mitzureden.

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