Zuger Stadtrat einhellig für den Stadttunnel

«Ähm, der Tunnel wird angenommen»

Karl Kobelt, André Wicki, Dolfi Müller, Vroni Straub-Müller und Urs Raschle sind überzeugt vom Stadttunnel. (Bild: zvg)

News hat der Zuger Stadtrat eigentlich keine, als er am Montagmorgen zur Medienkonferenz einlädt. Vielmehr geht es darum, eine aussergewöhnliche Situation zu betonen. Denn für einmal herrscht Harmonie in der städtischen Exekutive. Und dabei geht es nicht um ein neues Bushäuschen.

Der Stadtrat ist bei einer kantonalen Abstimmungsvorlage – zum ersten Mal überhaupt – geschlossen für ein Projekt. Den Stadttunnel wollen alle fünf Vertreter unterschiedlicher Parteien gleichermassen. Für diese Einigkeit gibt es einen triftigen Grund: «Es gibt schlichtweg kein anderes taugliches Mittel gegen das Zuger Verkehrsproblem», erklärt Stadtpräsident Dolfi Müller. Es könne schliesslich nicht sein, dass ein Ort, je finanzstärker er sei, desto mehr Verkehr habe. Darum wolle man ihn dorthin verbannen, wo er nicht stört, aber gut fliesst.

Fünf für eine Sache

Bauvorsteher André Wicki betont: «Auf der Poststrasse verkehren heute 20’000 Autos täglich. Das ist mehr, als jeden Tag durch den Gotthard fahren.» Ein beliebter Vergleich bei den Stadttunnelbefürwortern. Urs Raschle, der neue städtische Verkehrsvorsteher, beleuchtet die positiven Auswirkungen, welche der Tunnel für Quartiere wie das Guthirt haben sollte.
Finanzchef Karl Kobelt erklärt, dass die Kosten von 100 Millionen, welche die Stadt zu beziffern hat, finanzierbar seien. Und Bildungsbeauftragte Vroni Straub-Müller ist erfreut darüber, dass sich die Verkehrssicherheit für Schulkinder mit dem Stadttunnel markant verbessern würde. 

Kurzum: Der ganze Stadtrat ist nicht nur für den Tunnel, sondern mit ganzem Herzen überzeugt vom Projekt. Und das wurde am Montagmorgen noch einmal betont. Eine PR-Aktion zum Stadttunnel quasi. «Jedoch ohne dass wir dafür Steuergelder verwenden. Der Stadtrat mischt sich primär mit privatem Engagement ein», so der Stadtpräsident.

«Wir wollen uns im Nachhinein nicht den Vorwurf machen müssen, dass wir nicht alles probiert hätten.»

Dolfi Müller, Zuger Stadtpräsident

In der Tat, Müller war während der letzten Wochen äusserst engagiert, sprach sich vor sieben Gemeinden während öffentlicher Veranstaltungen für den Stadttunnel aus, versuchte so, das Volk zu mobilisieren. «Die Beeinflussung der Bevölkerung geht über die Medien und über solche Veranstaltungen. Ich hoffe deshalb darauf, dass wir einen Botschafter-Effekt erzielen können.»

Doch noch etwas anderes hat Müller im Sinn, wenn er direkt mit der Bevölkerung in Kontakt tritt. «Wir wollen uns im Nachhinein nicht den Vorwurf machen müssen, dass wir nicht alles probiert hätten.»

Eine Krönung für Dolfi Müller

Käme der Stadttunnel beim Volk tatsächlich durch: Wäre das dann die Krönung in Dolfi Müllers Amtszeit? «Nein. Das ist ein Jahrhundertprojekt. Wenn jemand sich als Nummer eins betiteln dürfte, dann nicht ich, sondern Heinz Tännler. Doch schlussendlich ist es die Sache selber, die uns begeistert. Nämlich ein Projekt, das ermöglichen würde, dass Zug zu einer schöneren Stadt wird.»

Eine schönere Stadt. Ruhigere Quartiere. Das klingt zwar höchst wünschenswert. Doch vergrössert sich damit nicht auch die Gefahr, dass die Zuger Mieten künftig noch stärker steigen und es für Familien erst recht schwierig wird, in der Stadt wohnen zu bleiben?

Wicki erklärt: «Wie sich die Mieten in 15 bis 20 Jahren entwickeln ist Kaffeesatzlesen. Ich bin der Meinung, dass die Entwicklung von der Nachfrage gesteuert wird und nicht vom Stadttunnel. Da wirken europaweit wirtschaftliche Entwicklungen mit, und nicht der Stadttunnel, der ein Projekt ist für Kanton und Stadt.» Es gehe beim Tunnel darum, die Lebensqualität zu erhöhen und nicht, Mietpreise in die Höhe zu treiben.

Und was, wenn sich das Volk nicht beeindrucken lässt vom Herzblut der Tunnel-Befürworter und am 14. Juni Nein sagt zum Mega-Projekt? Dolfi Müller sagt nach kurzem Zögern: «Ähm, der Tunnel wird angenommen…»

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1 Kommentar
  • Profilfoto von tschovanni
    tschovanni, 18.05.2015, 18:00 Uhr

    Der Kanton Zug schreibt rote Zahlen und will ein solches Monsterprojekt durchstieren. Dazu kommt die fragwürdige Finanzierung u. A. mit einer sog. «befristeten und zweckgebundenen Erhöhung» der Mfz Steuer. Selber schuld, wer heute noch einem Politiker glaubt, der etwas von «Befristung und Zweckbindung» faselt. Siehe Autobahnvignette, Wehrsteuer (heute Bundessteuer).
    Zudem könnte dies bei den NFA Nehmerkantonen die Begehrlichkeiten noch weiter schüren: Wenn die Zuger soviel Finanzpotenz haben um ein solch überrissenes Projekt finanzieren zu können, dann liegt doch sicher noch etwas mehr drin für den NFA. Capito?

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