Wahlempfehlung von «Gastro Luzern»

Restaurants werden politisch

Geht es nach dem Gastro-Verband, wird der Tisch gut bürgerlich gedeckt: Sein Vorschlag für die Regierungsratswahlen: Marcel Schwerzmann (parteilos) und Paul Winiker (SVP). (Bild: Montage, bra)

Der Kantonale Verband der Luzerner Gastronomen unterstützt die zwei bürgerlichen Kandidaten für die Luzerner Regierungsratswahl. Das sorgt für Unmut. Besonders in der Stadt wird die Empfehlung nicht von allen Restaurants goutiert. «Wir sind eine linke Beiz», sagt etwa Dominik Meyer, vom «Café Meyer».

Der Wahlkampf um die Luzerner Regierung hat die Gastronomie erreicht. Der Verband «Gastro Luzern», dem fast alle Betriebe im Kanton Luzern angehören, empfiehlt für den Wahlgang am 10. Mai eine rein bürgerlichen Regierung. Zur Ausgangslage: Für zwei Sitze in der Exekutive stehen noch die drei Kandidaten Marcel Schwerzmann (parteilos, bisher), Felicitas Zopfi (SP, Kandidatin für die abtretende Yvonne Schärli) und Paul Winiker (SVP, Krienser Gemeindepräsident) zur Wahl.

Die linke Kandidatin Felicitas Zopfi fällt bei der Empfehlung der Gastronomen weg. Dies stösst einigen Beizern – vor allem jenen in der Stadt – sauer auf, wie eine Umfrage von zentral+ zeigt: «Wir sind eine linke Beiz», sagt etwa Dominik Meyer, vom «Café Meyer» am Bundesplatz auf Anfrage. «Und mit dieser Botschaft sind wir überhaupt nicht einverstanden.» Aktiv werden wolle er aber nicht, so Meyer. «Dazu fehlt mir schlicht die Zeit.»

Alternative Beizen vor den Kopf gestossen

Bei anderen städtischen Restaurants klingt es ähnlich. Roland Odoni vom Restaurant Neustadt etwa will zwar kein pauschal politisches Etikett für sein Lokal. Aber: «Die Wahlempfehlung mit Schwerzmann und Winiker würde ich so nicht unterschreiben. Für mich muss es eine Frau sein», sagt er. Das sieht auch die Geschäftsführerin des Restaurants Libelle an der Maihofstrasse so. Franziska Kramer: «Es ist tragisch, wenn keine Frau gewählt wird.» 

«Es entspricht überhaupt nicht meiner politschen Einstellung», sagt auch Carlos Eichmann, Beizer vom Restaurant Magdalena in der Eisengasse. Aber es sei schliesslich ein Verbandsentscheid, den der Vorstand von Gastro Luzern gefällt hat. Und der Kantonalverband sei nun mal im Kern bürgerlich geprägt. «Da haben die urbanen Betriebe nicht viel zu sagen. Wir sind deutlich in der Minderheit.» 

Patrick Grinschgl, CVP-Mitglied und Präsident des städtischen Betriebe, ordnet ein: «Die Gastronomen des Kantons sind stark bürgerlich geprägt, also SVP- und FDP- und CVP-beeinflusst.» Das entspreche auch dem allgemeinen Stimmverhalten der Luzerner Bevölkerung. Allerdings sei hier ein politischer Stadt-Land-Graben ersichtlich. «In der Stadt Luzern haben die Betriebe vielfach eine andere Meinung als auf dem Land. Und im urbanen Raum ist der Anteil an linken Wählern deutlich grosser als in ländlichen Gebieten.»

Wirtschaftliche Unterstützung gefragt

Normalerweise unterstütze Gastro Luzern in einer ersten Wahlkampfphase seine eigenen Kandidaten für das Parlament. Dies egal von welcher politischer Couleur. Dass nun zusätzlich ein Votum für die Regierungsratswahl gegeben wurde, sei neu, sagt Ruedi Stöckli, Präsdent von Gastro Luzern: «Die Gastro-Branche muss sich jetzt wehren und die Bürgerlichen unterstützen.»

Stöckli selber ist SVP-Kantonsrat und führt den «Landgasthof Strauss» in Meierskappel. «Die Gastrobetriebe haben die Nase voll von Reglementierungen, Auflagen, Steuern und Abgaben. Die Mehrheit der Hotels und Restaurantbetriebe im Kanton Luzern sehen sich von den linken Parteien im Stich gelassen», begründet er. Alles in allem sei der bürgerliche Tenor des gesamten Kantons für seinen Verband deshalb sehr deutlich. Und der Entscheid des Vorstandes sei zweifelsfrei gefallen.

 

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