Luzerner Clubs

Stadt hält Nachtleben klein

Partydrogen sind im Luzerner Nachtleben sehr beliebt. (Bild: Emanuel Ammon/AURA)

Luzern ist ein Magnet fürs Partyvolk. Die Stadt will dem nun den Riegel vorschieben und geht zwei Schritte zurück. Das Nachtleben soll sich nicht über den Stand von 2012 hinaus ausweiten. Bewilligungen werden neu restriktiver verteilt. Trotzdem wirkt das Ziel illusorisch, denn auf der anderen Seite will die Stadt weiter wachsen.

Von den insgesamt 587 Gastrobetrieben der Stadt Luzern haben aktuell 83 Klubs und Bars eine regelmässige Bewilligung für längere Öffnungszeiten. Das reicht, findet der Stadtrat. Er setzt sich dafür ein, dass das Nachtleben nicht zunimmt. In der kürzlich publizierten Gesamtplanung 2015 bis 2019 schreibt der Stadtrat: «Das Nachtleben soll sich nicht über den Umfang von 2012 hinaus ausweiten.» Das klingt nicht gerade weitsichtig. Spricht doch die Stadt nur ein paar Seiten später von einem Bevölkerungswachstum in den nächsten Jahren. Kann diese Rechnung aufgehen?

Restriktiver bei Bewilligungen

Maurice Illi ist als Sicherheitsmanager der Stadt mit der Umsetzung des Ziels beauftragt. Er spricht von einem Balanceakt zwischen einem attraktiven Nachtleben und einer Bevölkerung, die in Ruhe in der Stadt wohnen will. «Wir wollen keine totenstille Stadt aber auch nicht nur Party», fasst Illi zusammen.

Dieser Spagat ist kein einfacher. Sorgen bereiten der Stadt die 83 Klubs und Bars mit einer kantonalen Bewilligung für längere Öffnungszeiten. Eine Bewilligung erlaubt den Betreibern ihr Lokal bis um 5 Uhr geöffnet zu haben statt bis um 0.30 Uhr. Die Bewilligung wird durch die kantonale Gastgewerbe- und Gewerbepolizei (GGP) erteilt. Die Stadt wird für die Bewilligungsvergabe zur Stellungnahme eingeladen. Um das Nachtleben einzudämmen, wird diese Vergabe seit letztem Jahr restriktiver gehandhabt. Die Bewilligungen werden neu nur noch jährlich erteilt. Fünfjahres-Verträge gibt es keine mehr. Es gilt das Jahr 2012 als Massstab.

Einzigartiger Eingriff der Stadt

Zwischen Politik und Tanzen

Der Verein Safer Clubbing ist eine nationale Kollektivmarke, die seit 2008 auch im Kanton Luzern aktiv ist. Sie besteht laut eigenen Angaben aus «verantwortungsbewussten Clubverantwortlichen, die ihren Teil dazu beitragen, dass das Nachtleben sicherer wird». Bei Konfliktherden wird gemeinsam mit der Politik nach Lösungen gesucht.

Kommt es zu Konflikten oder werden Auflagen nicht eingehalten, kann eine Bewilligung auch wieder entzogen werden. Ein anschauliches Beispiel dafür ist das ehemalige Ausgeh-Lokal «Opera». Nachdem sich Anwohner immer wieder über Lärm und andere Immissionen beschwerten, entzog der Kanton dem Klub die Bewilligung für längere Öffnungszeiten. In der Nacht auf Sonntag musste das Opera jeweils um 0.30 Uhr den Laden schliessen. Luzerner Gerichte stützten den Bewilligungsentzug und auch vor dem Bundesgericht blitzte der Betreiber ab. Einige Monate später eröffnete am gleichen Standort das «Princesse The Club». Einer der beiden Opera-Betreiber war noch an Bord. Während der Schliessungsphase haben Klub, Stadt und Kanton intensiv an einem neuen Konzept gearbeitet. «Diese Vorgehensweise gab es bislang in Luzern noch nie», sagt Illi. Ziel sei es gewesen, jene Fehler der Vergangenheit mit mehreren neuen Massnahmen auszumerzen. Seit der Eröffnung im Herbst 2013 gab es seither kaum Probleme. Um den Suchverkehr im Quartier zu reduzieren, arbeitet der Klub mit dem Parkhaus Kesselturm zusammen. Wer ein Parkticket vorweisen kann, erhält entweder einen Gratis-Drink oder eine Reduktion um fünf Franken beim Eintritt. Zur Reduktion der Laufkundschaft im Quartier und auch des Litterings um den Klub liefert eine naheliegende Bäckerei die Backwaren nun in den Klub: «Die Sandwiches kommen also zum Partyvolk und nicht mehr umgekehrt», sagt Illi.

Rechtlich kaum Möglichkeiten

Da auch im Gastro-Bereich der freie Markt gilt, sind die Steuerungsmöglichkeiten der Behörden sehr beschränkt. «Wenn jemand eine Bar in der Wohn- und Gewerbezone eröffnen will, die Bewilligungsauflagen erfüllt und nichts auf dem Kerbholz hat, sind uns so ziemlich die Hände gebunden. Rechtlich ist da fast nichts durchzusetzen – ausser eben bei den Öffnungszeiten», erklärt Illi.

Deshalb setzt die Stadt stark auf Gespräche, auch um vorzubeugen. «Oft suchen wir den Kontakt, lange bevor eine Bar eröffnet und sprechen über allfällige Probleme wie Nachtruhestörung im Umfeld», sagt Illi. Und: «Wir appellieren an die Vernunft der Betreiber.» Mit Vertretern der Klubs und Bars, die im Verein Safer Clubbing (siehe Box) Mitglied sind, steht die Stadt regelmässig in Kontakt. «In der Regel sitzen wir alle vier Monate zusammen, um gegenseitig zu sehen, wo der Schuh drückt», erklärt Illi. «Die meisten der grösseren Luzerner Klubs kommen so regelmässig mit Behördenvertretern zusammen.» 

Blick zur Viscosistadt

Ein weiteres Instrument, um Einfluss auf das Nachtleben zu nehmen, hat die Stadt bei den Bewilligungen von Veranstaltungen auf öffentlichem Grund. Hierzu zählen Veranstaltungen wie beispielsweise das Blueballs. Auch hier gilt neu der Stand 2012 als Massstab. Lediglich 811 der 1’197 Anfragen bewilligte die Stadt damals. Ähnlich war es im vergangenen Jahr: Von den 1’078 Anfragen wurden 808 Veranstaltungen bewilligt. «Grundsätzlich haben wir das Nachtleben im Griff», schätzt Illi den Erfolg der Zielsetzung ein. Die Anliegen aus Bevölkerung und Politik würden ernst genommen.

«Das Ziel kann nicht von heute auf morgen erreicht werden», sagt Illi. Auch würden die Arbeiten wegen eines dynamischen Nachtlebens nie abgeschlossen sein. Das Projekt hat eine rollende Planung und Umsetzung. So beobachtet der Sicherheitsmanager die Stadtentwicklung ganz genau. Im Auge behält er die geplante Viscosistadt in Emmen, deren Einfluss er noch nicht so recht einschätzen kann. «Wenn dadurch die Partygänger der Stadt abgezügelt werden, kann das die Luzerner Innenstadt entlasten. Möglich ist aber auch, dass dadurch noch mehr Menschen für den Ausgang nach Luzern kommen.»

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