Yvonne Schärli wieder Chefin von Beat Hensler

Verbindung mit Zündstoff

Hat einen neuen Arbeitsvertrag unterschrieben: Der frühere Luzerner Polizeikommandant Beat Hensler (Bild: Archiv bra)

Im Dezember letzten Jahres trennte sich die Luzerner Justizdirektorin Yvonne Schärli von ihrem Polizeikommandanten Beat Hensler. Ab übernächster Woche arbeiten die beiden wieder in direkter Führungslinie zusammen. Kann das gut gehen? Die Luzerner Parteien schwanken von «überrascht» bis positiv.

Mängel in Verhalten und Leistungen, ungenügendes Teamverständnis, Führungsdefizite, Vertrauensschwund der Vorgesetzten: Das Verdikt des Schlussberichtes zur Polizeiaffäre war deutlich. Als Hauptschuldiger wurde Beat Hensler genannt, die Trennung «im gegenseitigen Einvernehmen» bildete den Schlussstrich unter die monatelang schwelende Polizeikrise. Und auch wenn sich Yvonne Schärli diplomatisch zeigte: «Vertrauen ist eine der zentralsten Voraussetzungen. Es muss sichergestellt sein, dass ein Mitarbeiter Vorgesetzte so informiert, dass man die politische Verantwortung wahrnehmen kann», gab sie Einblick in ihre damalige Gemütslage.

Eine neue Rolle, aber keine Verpflichtung

Da erstaunt es, dass Schärli den Mitarbeiter, der ihr Vertrauen nicht mehr besass, mit in sein neues Amt portiert  – auch wenn die Zusammenarbeit nur für ein dreiviertel Jahr sein wird. Einerseits nahm sie als Präsidentin der Regierungskonferenz der Zentralschweiz (ZRK) die Bewerbungen entgegen. Zusammen mit ZRK-Vizepräsident Beat Arnold sowie dem Chef des Personaldienstes des Kantons Nidwalden war Schärli aber auch für das Auswahlverfahren und die Bewerbungsgespräche verantwortlich.

Dennoch wollte Schärli zur neuerlichen Zusammenarbeit keine Fragen beantworten. Stattdessen äussert sich der Urner Regierungsrat Beat Arnold und verweist darauf, dass Beat Hensler als Sekretär der ZRK eine gänzlich andere Rolle inne hätte als zuvor. «Die Arbeit in dieser Stabfunktion ist nicht zu vergleichen mit der Führung einer sehr grossen Dienststelle wie die Luzerner Polizei», so der ZRK-Vizepräsident. Arnold räumt zumindest ein, dass die Frage, ob sich Yvonne Schärli dem früheren Polizeikommandanten gegenüber verpflichtet fühlte, auch im Wahlgremium erörtert wurde. «Sie kann aber mit Nein beantwortet werden.»

SVP sieht kein grosses Schadenpontenzial

Überrascht von der Ernennung Henslers zeigt sich die SVP. «Ich habe kein Problem damit, dass man für Beat Hensler eine neue Aufgabe sucht», erklärt SVP-Kantonalpräsident Franz Grüter. «Doch dass jemand mit dokumentierten Führungsfehlern wiederum eine Stelle mit öffentlichem Charakter erhält, erstaunt doch», verweist er auf den Schlussbericht zur Polizeikrise. Dennoch möchte Grüter die Ernennung keineswegs als Staatskrise werten: «Als Sekretär kann man ja nicht allzu viel Schaden anrichten».

Grüne: keine Vertrauensfrage

Grundsätzlich sehe er nichts, das im Fall von Beat Hensler gegen diese zweite Chance spreche, äussert sich der Kantonalpräsident der Grünen, Raffael Fischer. «Persönlich sehe ich in der Konstellation kein Problem, zumal Yvonne Schärli 2015 zurücktritt.» Bei der neuen Funktion handle es sich zwar ebenfalls um eine verantwortungsvolle Aufgabe. Doch sei diese nicht mehr mit der Führung eines Korps verbunden, die für das Vertrauen zwischen Bürgern und Staat von zentraler Bedeutung ist, so Fischer.

CVP: «ein starkes Team»

Sogar sehr positiv sieht CVP-Kantonalpräsident Pirmin Jung die Stellenbesetzung seines Parteimitglieds. «Als ehemaliger Departementssekretär, Leiter von komplexen Projekten und ehemaliger Polizeikommandant kennt Beat Hensler die Zentralschweizer Anliegen bestens», lobt der Eschenbacher Hensler. Zusammen mit Corinne Troxler Gulzar hätte man ein starkes Team für die Zentralschweizer Anliegen in Bern, aber auch für die Vernetzung der Innerschweizer Kantone gewählt.

Grünliberale: Ein Neustart für beide Parteien

Von einem Neustart für beide Parteien spricht auch die Präsidentin der Luzerner Grünliberalen, Laura Kopp. «Ich sehe kein Problem darin». Beat Hensler übernimmt eine neue Aufgabe unter anderen Voraussetzungen und ist gut vernetzt, was ihm bei der Erfüllung seiner Aufgabe helfen wird.»

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1 Kommentar
  • Profilfoto von tschovanni
    tschovanni, 22.08.2014, 17:38 Uhr

    auf dem Beamtenkarrussel Platz gefunden hat, muss man schon ganz ordentlich dumm agieren, dass man davon runter fällt!

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