Mit dem Saxophonquartett Zug in der Bahn unterwegs

Leichter Jazz im schwankenden Zug

Saxophonquartett Zug: Linus Amstad, Pascal Uebelhart, Adrian Gloor, Roman Grüter.

(Bild: Rolf Fassbind)

Jeden ersten Mittwoch des Monats findet die Keynote-Jazz-Konzertreihe im Casino Zug statt. Aber was tut man, wenn das Casino sich im Umbau befindet? Man verlegt die Konzertreihe kurzerhand in die S-Bahn. Wir waren dabei und haben uns umgehört.

Es ist der erste Mittwoch im Jahr 2017 und somit steht das erste Keynote-Jazz-Konzert des neuen Jahrs an. Treffpunkt ist in dieser Saison aber nicht das Restaurant im Casino Zug, sondern Gleis 6 am Zuger Bahnhof.

Um Punkt 19.45 Uhr fährt dort die bereitstehende S-Bahn nach Arth-Goldau. In der Mitte des Zuges haben sich die Musiker bereits eingerichtet, der Zug ist verkabelt und die mobile Bar steht bereit. Die Besucher des ausverkauften Keynote-Jazz-Zugs entledigen sich ihrer dicken Wintermäntel, Schals und Handschuhen, richten sich gemütlich auf ihren Sitzen ein und lauschen der Ansage des Intendanten des Casino Zug.

Schaukelnde Jazzmusik

Den Auftakt zur Keynote-Jazz-Serie 2017 machte das Saxophonquartett Zug. Die vier jungen Zuger Musiker Linus Amstad (ss), Roman Grüter (as), Pascal Uebelhart (ts) und Adrian Gloor (bs) liessen es sich nicht nehmen, das Konzert mit dem Klassiker «Take the A Train» von Duke Ellington zu eröffnen. Mit auf dem Boden festgeklebten Notenständern spielen sie süffig und locker diesen altbekannten Hit, gefolgt von einer Eigenkomposition von Pascal Uebelhart namens «Flirt», genau wie die S-Bahn-Komposition, in der wir uns befinden. Flirt, klärt uns Linus Amstad auf, sei übrigens die Abkürzung für «Flinker Leichter Innovativer Regional Triebzug». Und genau so flink und leicht spielt sich das Quartett durch sein erstes Set.

«Wenn de Zug schwankt, swingts halt echli meh as suscht.»
Walter Speck, Bistrowagenfahrer

Der Zugführer gibt sich alle Mühe, geschmeidig zu fahren, trotzdem wankt der Zug manchmal ein bisschen – die Musiker und Zuschauer schwanken fröhlich mit.

Pinkelpause in Arth-Goldau

Nach knapp 35 Minuten erreicht der Extrazug Arth-Goldau. Aus fahrplantechnischen Gründen dauert der Aufenthalt knapp 30 Minuten – so können die regulären Züge in beide Richtungen überholen. Obwohl unsere S-Bahn mit einer Bord-Toilette ausgestattet ist, nutzen einige Besucher den Zwischenhalt für eine kurze Pinkelpause, andere gönnen sich eine Zigarette, doch mehrheitlich bleiben alle im Zug, um mit den Leuten ein Schwätzchen zu halten, die am anderen Ende der Komposition sitzen.

Pünktlich um 20.57 Uhr verlässt die Jazz-Bahn wieder den Bahnhof zurück nach Zug. Mittlerweile haben sich die Musiker an ihren schwankenden Untergrund gewöhnt und werden mutiger und freier in ihrem Zusammenspiel. Jazzstandards, gefolgt von Eigenkompositionen, einem Arrangement von Super Mario Theme und «If I were a rich man» erklingen, während die Komposition durch das Schneegestöber gleitet.

Mit knapp dreiminütiger Verspätung treffen wir um 21.30 Uhr in Zug auf Gleis 6 ein. Die Mitfahrenden sind sich einig, dass trotz schwieriger Akustik so ein Keynote-Konzert in der S-Bahn nicht nur eine tolle Idee, sondern auch nicht zu verpassen ist. Oder wie es Bistrowagenfahrer Walter Speck formuliert: «Wenn de Zug schwankt, swingts halt echli meh as suscht.»

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