Ideen für ein «ausgemustertes» Luzerner Theater

Abreissen oder umnutzen?

So könnte der Theaterplatz ohne Theater aussehen. (Bild: Visualisierung Arup)

Wird die Salle Modulable gebaut, steht das Luzerner Theater leer. Die Stadt scheint das «marode» Haus abreissen zu wollen, doch eine Initiative will dies verhindern. Viele Fragen sind aber dabei noch offen und die Antworten bleiben bisher aus.

Es scheint fast ein bisschen vergessen zu gehen, das Luzerner Theatergebäude, in den aufgeheizten Diskussionen über die Finanzen und den Inseli-Standort einer geplanten Salle Modulable. Doch das Theatergebäude oder der Platz an sich könnten neue Möglichkeiten für Luzern eröffnen.

Reichen Renovationen noch?

Das Luzerner Theater steht seit 1839 an seinem Platz zwischen Hirschengraben und Kapellbrücke. Nach einem Brand 1924 wurde das Haus erstmals renoviert und 1926 wieder eröffnet.

Danach kamen weitere, dringend notwendige Umbau- und Renovationsarbeiten im Jahr 1969 und 1997 hinzu. 2012 folgte die letzte Renovation: Im Publikumsbereich gab es eine neue Bestuhlung, die Foyers wurden neu gestaltet und die haustechnischen Anlagen optimiert. Trotzdem wurden in den vergangenen Monaten und Jahren der Zustand des Hauses und die technisch und räumlich beschränkten Möglichkeiten immer öfters zum Thema. Das Wort «marode» dominierte den Diskurs über das Haus. Ein Wort, welches wohl auch im Hinblick auf den Bau einer Salle Modulable immer häufiger verwendet wurde.

Ein öffentlicher Platz, ein Park an der Reuss

In der Standortevaluation der Salle Modulable heisst es nun zum Theater: «Die Realisierung des Theaters am Standort Inseli bietet die Möglichkeit, einem zentralen und attraktiven Begegnungsort mehr Raum zu verschaffen. Aus Sicht des Beurteilungsgremiums sollte die Stadt Luzern diese Chance nutzen. Das Gremium empfiehlt deshalb, zu prüfen, ob das alte Theatergebäude abgebrochen und der Theaterplatz künftig als öffentlich genutzter Freiraum freigespielt werden kann.» Ein Park vielleicht, ein Ort für einen Spielplatz, Grillplätze, ein Freiluftmuseum – ein Ort für die Määs, für Märkte und andere Feste.

Wie das aussehen könnte, zeigt eine Visualisierung in der Arup-Studie, die bisher noch gar kein Thema war (siehe Titelbild). Das sieht ja gar nicht schlecht aus, aber ist diese Idee auch umsetzbar?

Würde das Theater abgerissen, könnte ein Platz oder Park entstehen. Der Hirschengraben könnte darum herumführen. (Bild: Google Maps)

Würde das Theater abgerissen, könnte ein Platz oder Park entstehen. Der Hirschengraben könnte darum herumführen. (Bild: Google Maps)

Dürfte das Haus überhaupt abgerissen werden? Das Gebäude ist in der Ortsbildschutzzone A verzeichnet, im provisorischen Bauinventar der Stadt als erhaltenswert aufgeführt und als Einzelelement im Bundesinventar der schützenswerten Ortsbilder. Zahlreiche grosse Hürden also für einen Abriss.

Eine Studie der Denkmalpflege weist jedoch aus, dass das Gebäude keine erhaltenswerte Bausubstanz aufweist. Stadträtin Ursula Stämmer sagt dazu kurz und knapp: «Für einen Abriss wäre eine projektbezogene Umzonung notwendig und möglich.» Das hört sich an, als wäre es gründsätzlich möglich.

Der Luzerner Stadtarchitekt Jürg Rehsteiner betont aber, dass erst mal die Entscheidung zur Salle Modulable bei der Abstimmung im November gefällt werden müsse, bevor man sich über mögliche Pläne mit dem heutigen Theatergebäude Gedanken macht.

Schöne, aber unkonkrete Ideen

Ein Initiativkomitee will das Luzerner Theater als Gebäude erhalten und umnutzen. Das Komitee «Luzerner Theater: Ein Kultur-Haus für Alle» hat innert der Sammlungsfrist 876 gültige Unterschriften gesammelt. 800 hätten sie gebraucht. Die Initiative ist somit zustande gekommen, wie die Stadt am Donnerstag, 21. April, mitteilte. Nun muss die Initiative innerhalb von 12 Monaten vom Stadtrat mit Bericht und Antrag an den Grossen Stadtrat weitergegeben werden. Dieser wird in den darauffolgenden sechs Monaten entscheiden müssen, ob er sie für ungültig erklärt, mit dem Vorschlag zur Annahme oder Ablehnung, oder mit einem Gegenvorschlag vors Volk bringen wird. Eine Abstimmung könnte folglich im Herbst 2017 stattfinden.

Die Initianten halten sich noch zurück. Zu den neusten Entwicklungen in Bezug auf die Salle-Modulable-Studie und ihre konkreten Ideen für das Gebäude wollen sie sich noch nicht äussern. Bisher klar ist: Konzerte, Theater, Proberäume, Ateliers, ein Kulturkiosk und ein Gastrobetrieb seien im alten Theater möglich, steht in den Informationen zum «Kultur-Haus für Alle». Auch lokale Feste und Festivals könnten darin zusätzlichen Raum finden. Das Haus soll selbsttragend sein und von einer privaten Trägerschaft geleitet werden.

Viele offene Fragen

Doch wie die Pläne der Initianten genau ausschauen – das bleibt noch sehr unklar. Dabei gibt es zahlreiche offene Fragen: Wie soll sich ein solches Haus finanzieren? Wird es gemietet oder rechnet man mit einem Nutzungsvertrag wie beim Neubad? Wer koordiniert die Veranstaltungen und Nutzer des Hauses und wer bezahlt die Löhne? Muss das Haus nicht doch subventioniert werden? Es braucht doch sicher beachtliche Rückstellungen für die zahlreichen Umbau- und Sanierungsarbeiten, welche bei diesem Haus ohne Zweifel anstehen?

Man wolle in den nächsten Tagen genauer informieren, so der Mitinitiant Ariel Kolly auf Anfrage. Vorher äussern sich die Initianten noch nicht zu den konkreten Plänen.

Pro: Neubad, Contra: Stapi

Beim Neubad – der bekanntesten und erfolgreichsten Zwischennutzung Luzerns – steht man der Initiative sehr positiv gegenüber. Der Verein Netzwerk Neubad sei immer an Zwischennutzungen aller Art interessiert und wolle sich als Fachstelle und Kompetenzzentrum für Zwischennutzungen auf dem Platz Luzern etablieren. «Ich bin überzeugt, dass es gelingen würde, auch in einem alten Theater grosses Theater kostendeckend zu produzieren und die Räumlichkeiten für die Kultur aller zur Verfügung zu stellen», so der Neubad-Betriebsleiter Dominic Chenaux.

Stadtpräsident Stefan Roth ist da anderer Meinung. «Zum heutigen Zeitpunkt sehe ich das weniger», sagte er im Interview mit zentralplus zur Initiative. Falls die Salle Modulable jedoch am 27. November diesen Jahres bei der Volksabstimmung abgelehnt wird, wird das Luzerner Theater in seiner jetzigen Form bestehen bleiben und saniert werden. Damit wäre ein «Kultur-Haus für Alle» im Luzerner Theater kein Thema mehr.

(Foto: Priska Ketterer)

(Foto: Priska Ketterer)

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