Erstes Album des Luzerner Rappers LCone

«Rap füllt die Leere in meiner Brust»

Die Rapper Ali und LCone sowie der Produzent Sad (von links) veröffentlichen am Freitag das Album «Inoue». (Bild: zvg)

«Inoue» heisst das Kollab-Album des Luzerner Rappers LCone. Es ist das Erstlingswerk des 20-Jährigen, das er mit dem Bündner Rapper Ali und dem Berner Produzenten Sad aufgenommen hat. Im Interview erzählt das «rappende Joghurt», wie es zu diesem Kosenamen kam und weshalb sein «richtiges» Debütalbum erst noch kommt.

Mit brachialer Ehrlichkeit schmettern die Rapper Ali und LCone dem Hörer ihr Erstlingswerk um die Ohren. «Inoue» nennt sich das zwölf Tracks starke Album, das der Bündner Ali und der Luzerner LCone gemeinsam mit dem bekannten Berner Produzenten Sad am Freitag veröffentlichen.

Vom ersten Takt an fesseln die treibenden Rhythmen, die den rotzigen Statements und nachdenklichen Textpassagen unterlegt sind. Themen wie Perspektivlosigkeit und Liebe finden genauso Platz auf dem Album wie zynische Seitenhiebe. Der 20-jährige Rothenburger LCone erzählt im Interview mit zentral+ von seinem peinlichsten Konzerterlebnis und seiner Motivation, die er aus dem Album geschöpft hat, um neue Musik zu machen.

zentral+: Ihr begrüsst den Hörer mit brachialer Ehrlichkeit – legt euer Herz direkt auf den Tisch. Ist es das Debütalbum, das du dir erhofft hast?

LCone: Ehrlich gesagt habe ich mir keine konkreten Vorstellungen über das Album gemacht. Für mich ist es nicht wirklich mein Debütalbum. Ich war immer zu faul, meine eigene Platte zu veröffentlichen. Aber ich habe dank «Inoue» Motivation geschöpft, um bald mein erstes eigenes Album herauszugeben.

zentral+: Sad ist ein bekannter Name in der Schweizer Hip-Hop-Szene. Weshalb hat er sich für dich und Ali entschieden?

LCone: Sad wollte mit zwei jungen, aufstrebenden Rappern ein Album herausgeben. So kam es, dass er mich und Ali angefragt hat. Ich habe mir dann ein paar Beats des Berner Produzenten angehört und konnte einfach nicht anders als zusagen. Zudem ist Ali ein langjähriger Kollege von mir und er ist auch oft hier in Luzern.

zentral+: Drei Künstler aus drei verschiedenen, nicht gerade nahe beieinander liegenden Kantonen. Wie funktioniert das?

LCone: Eigentlich ganz gut. Ali kam jeweils vom Graubünden, ich von Luzern nach Bern zu Sad ins Studio. Pro Session haben wir gleich zwei bis drei Songs aufgenommen. Sad hat das Ganze gut koordiniert, da er ja schon langjährige Erfahrung im Business hat.

zentral+: Ein Berner und ein Bündner. Mit welchem Luzerner würdest du gern Musik machen?

LCone: Einen Rapper kann ich gerade nicht nennen. Aber wenn auch Produzenten gelten, dann würde ich gerne mit Kackmusikk oder Flew von Moskito was machen.

zentral+: Dein Flow ist ziemlich einzigartig, hat einen unterhaltenden Touch. Wie würdest du diesen bezeichnen?

LCone: Ich würde sagen: vielseitig und abwechslungsreich.

zentral+: Alis und deine Stimme sind wie Tag und Nacht: deine eher hell und leichtfüssig, Alis eher rau, dunkel und tief. Eine passende Kombination. Wie siehst du das?

LCone: Zu Beginn des Projekts ist uns das gar nicht so aufgefallen. Beim Produzieren der Tracks haben wir das gemerkt und finden schon, dass es eine interessante Kombo ist.

«Rap funktioniert in jedem Dialekt.»

LCone

zentral+: Bündner und Luzerner Dialekt. Gibt es eine Kantonssprache, die du nicht auf deinem Album hören wollen würdest?

LCone: Ich bin schon froh, habe ich Luzerner Dialekt. Es ist eindeutig der schönste der Schweiz! Aber Rap funktioniert grundsätzlich in jedem Dialekt. Auf Basler oder St. Galler Dialekt stehe ich aber schon weniger.

zentral+: Auf dem Album hört man auch dich in Bündner Dialekt rappen. War Ali zufrieden mit deiner Aussprache?

LCone: Lacht. Eigentlich wollte ich das anders haben. Aber weil ich eine höhere Stimme als Ali habe, rappe ich im Refrain im Bündner Dialekt.

zentral+: Das Album ist von Melancholie geprägt. Perspektivlosigkeit spielt eine grosse Rolle. Was sind deine Ziele im Leben?

LCone: Wenn ich alt bin, möchte ich einmal sagen können, dass ich meine Zeit hier ausgenützt habe. Obwohl – wenn ich jetzt so 40 wäre, könnte ich schon sagen, dass ich schon einiges erlebt und erreicht habe.

 

zentral+: Beispielsweise, ein Album im Alter von 20 Jahren zu veröffentlichen.

LCone: Richtig.

zentral+: Warst du auch schon perspektivlos?

LCone: Ja klar. Das ist etwas, das jeder in seinem Leben schon erlebt hat. Unter den Jugendlichen scheint es schon ein grosses Thema zu sein. Ich selber habe zum Glück meine Perspektive gefunden.

«Ich bin nichts anderes als ehrlich in meinen Texten.»

LCone

zentral+: Du hast das Bonker Inferno Vol. 3 in der Kategorie Performance gewonnen. Was hat dir das gebracht?

LCone: In punkto Bühnenpräsenz hat mir das schon geholfen. Du stehst inmitten von Leuten, die eine gewisse Erwartung an dich haben. Bei der vierten Ausgabe werde ich auch wieder dabei sein.

zentral+: Du bist ein Entertainer, wie die Jungs von Moskito schon sagten. Hast du Angst, dass du bei deinen eigenen Parts nicht genügend ernst genommen wirst?

LCone: Nein, Angst habe ich nicht. Ich bin nichts anderes als ehrlich in meinen Texten.

zentral+: Ein Zitat von dir, das der gängigen Auffassung widerspricht: «Do in Lozärn chasch Erfolg ha.» Wie meinst du das?

LCone: Die eigentliche Zeile wäre gewesen: «Do in Lozärn chasch Erfolg ha mit Rap.» Ich denke schon, dass man in Luzern mit Hip-Hop Erfolg haben kann. Halt je nachdem, wie man das Wort Erfolg definiert. Allerdings muss ich schon sagen, dass die Gagen zu tief sind, als dass man davon leben könnte.

zentral+: In der Biografie steht, dass ihr mit «moderner Ästhetik» daherkommt. Das musst du mir genauer erklären.

LCone: Wir sind halt einfach zwei sexy Rapper. Lacht. Vermutlich ist es schon so, dass wir dem veralteten Hip-Hop-Klischee nicht entsprechen, nach dem Hip-Hopper mit möglichst grossen Kleidern rumlaufen.

zentral+: «Inoue» steht metaphorisch für all die Dinge im Leben, welche die Leere in der Brust zu füllen vermögen. Hast du «deine Inoue» schon gefunden?

LCone: Ja, bei mir ist es der Rap, der mir diese Leere füllen kann. Der Name kam insofern zustande, als dass Ali ein riesiger Anime-Fan ist. Es gibt einen Anime, in dem ein Mann physisch ein Loch in der Brust hat und auf der Suche nach der Frau «Inoue» ist, die dieses dann auch ausfüllen kann.

 

zentral+: Was ist dein schlimmstes Konzerterlebnis?

LCone: Überlegt. Da hatte ich schon einige. Ich erinnere mich, dass ich mit 14 einen Auftritt im Rothenburger Pfarreiheim hatte. Das war mit ein paar meiner Kollegen. Die hatten vor dem Auftritt gekifft und getrunken. Ich selber verzichtete, da ich extrem nervös war und Angst hatte, ich könnte es versauen. Schliesslich war ich der Einzige, der den Text vergass. Nachdem ich einen Satz gerappt hatte, habe ich mich dann auf der Bühne einfach lässig zur Musik bewegt. Lacht.

zentral+: LCone. Ich muss dabei einfach immer an ein Joghurt denken. Ist das Absicht?

LCone: Diesen Namen habe ich schon ewig und finde ihn eigentlich ganz okay. LC sind meine Initialen und wegen des Joghurts habe ich dann noch «one» angefügt. Früher war ich deshalb auch mal als das «rappende Joghurt» bekannt.

zentral+: Unsere übliche Frage lautet: Rolling Stones oder Beatles? Ich habe die Frage deiner Generation angepasst. Skrillex oder James Bay?

LCone: Zögert. Also wenn ich nur zwischen diesen beiden wählen kann, dann muss ich Skrillex sagen. Mit James Bay habe ich gar nichts am Hut. Ich muss ehrlich sagen, dass ich daher aber auch seine Lieder nicht wirklich kenne. Und vor rund drei Jahren fand ich Dubstep schon ziemlich cool. Mittlerweile jedoch nicht mehr.

LCone schwelgt in musikalischen Erinnerungen. Als ich jünger war, habe ich gar keinen Hip-Hop gehört. So mit circa zehn, zwölf Jahren habe ich ständig Metal gehört, war schwarz gekleidet und hatte lange Haare.

zentral+: Du hast von deiner neu gewonnenen Motivation gesprochen, dein erstes eigenes Album zu veröffentlichen. Wann dürfen wir Neues von dir erwarten?

LCone: Rechnet nach. Ich würde sagen, so Anfang 2016 wird man Neues von mir hören. Ich habe schon einige Beats und Texte zusammen.

zentral+: Eigene Beats?

LCone: Ja, seit ich etwa 14 bin, bin ich immer wieder am Rumbasteln und am Ausprobieren. Auf meinem nächsten Album wird ein Grossteil der Beats schon von mir selber stammen.

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