Letzte Spielzeit unter Dominique Mentha

Das Wunder von Luzern

Andreas Herrmann, Kathleen McNurney, Dominique Mentha und Adrian Balmer (v.l.) präsentieren ihre letzte gemeinsame Spielzeit am Luzerner Theater. (Bild: jav)

Die letzte Spielzeit des jetzigen künstlerischen Teams des Luzerner Theaters steht. 2016 wird nach zwölf Jahren der neue Intendant, Benedikt von Peter, übernehmen. Bis dahin erfüllen sich die Leiter selbst noch einige lang gehegten Wünsche. Auch Mani Matter und Sweeney Todd tauchen darin auf.

Direktor Dominique Mentha und sein Team begrüssen in den Werkstätten des Luzerner Theaters im Tribschenquartier. Man spürt die Freude der künstlerischen Leiter, ihre letzte gemeinsame Spielzeit zu präsentieren. Denn Andreas Herrmann und Dominique Mentha werden sich 2016 nach zwölf beziehungsweise neun Jahren von Luzern verabschieden.

20 Prozent junges Publikum

Dominique Mentha nennt zu Beginn das «grossartige» Unwort «Publikumsrückgewinnungsstrategie». So schlimm das Wort auch sei, die Zahlen haben sich gut entwickelt – vor allem durch die Verankerung bei den Kindern und Jugendlichen. «Wir haben mittlerweile beinahe 20 Prozent Kinder und Jugendliche als Besucher. Diese Entwicklung wurde schon ‹Das Wunder von Luzern› genannt», freut sich Mentha.

Auch die Öffnung des Hauses war ein wichtiger Punkt in den letzten Jahren – geistig, aber auch physisch: «Wir haben auf der Werft gespielt, im Union, Casineum, Südpol, Zeughaus, der Seebadi, dem Verkehrshaus oder der Jesuitenkirche», so Mentha.

Träume erfüllen und heimliche Mottos

Nun stehen die Produktionen der nächsten Spielzeit fest. Kathleen McNurney, Leiterin der Tanzsparte, freut sich besonders auf die Giselle, welche sie seit Beginn ihres Engagements am Luzerner Theater zeigen wollte. «Ein allgemeingültiges Erfolgsrezept für Theater gibt es nicht», sagt McNurney, ergänzt aber, dass man mit dem Stück «NUTS!», einer zeitgenössischen Inszenierung vom Klassiker «Der Nussknacker», sicher einen Nerv getroffen hätte. Daher wird das Stück in der nächsten Spielzeit auch wieder aufgenommen. Neu wird das Luzerner Theater in diesem Jahr erstmals einen internationalen Tanzpreis vergeben, worauf sie sich offensichtlich sehr freut.

«Man sollte seinen Chef ja nie loben.»
Andreas Herrmann, Leiter Sparte Schauspiel

Der Direktor Mentha betont bei der Präsentation des neuen Programms, dass er für Spielzeiten bewusst keine Mottos bestimmt. «Das schränkt die Kreativität ein», findet er. Andreas Herrmann gibt zum Amüsement der Anwesenden jedoch zu, dass die Sparte Schauspiel für sich jeweils doch«halbheimlich» ein Thema wählt. «Für die nächste Spielzeit wird das Thema Umbruch und Veränderung im Fokus stehen.» Und dazu zitiert Herrmann passenderweise Hamlet, der in der nächsten Spielzeit als erstes auf der grossen Bühne gespielt wird: «Die Welt ist aus den Fugen». Auch bei «Onkel Wanja» von Tschechow, «Undine» – der kleinen Meerjungfrau oder den «Lehman Brothers» spielt Veränderung und der Umgang damit eine grosse Rolle.

Den Chef nicht loben

Herrmann lobt seinen Chef Mentha für den Geist, den er ins Haus gebracht habe und wie frei die künstlerischen Mitarbeiter inhaltlich in ihrer Arbeit seien. «Man sollte seinen Chef ja nie loben.» Und er weist auf das geplante Stück «Über die Kunst seinen Chef anzusprechen und ihn um eine Gehaltserhöhung zu bitten» hin. Für diese sei es bei ihm jetzt aber wohl zu spät, lacht Herrmann.

Die bisherige Mentha-Intendanz in Zahlen

14 neue Theaterstücke sind entstanden
16 neue Opern
34 Uraufführungen
Über 350 Vorstellungen pro Spielzeit
400 Mitarbeiter hat das Haus
1'000 Personen bewarben sich bei Kathleen McNurney auf zwei Stellen im Tanz
Rund 100'000 Besucher pro Spielzeit

Mentha betont, wie wichtig ihm die flachen Hierarchien sind und wie viel auch deshalb in den verschiedenen Sparten selbständig erarbeitet wird. «Andreas Herrmann hat einen starken Einsatz für zeitgenössische und vor allem zeitgenössische Schweizer Literatur gezeigt.» Wegen der dadurch entstandenen Uraufführungen und auch dank der entwickelten Produktionen im Tanz habe das Luzerner Theater viel Aufmerksamkeit erhalten. «Durch Einladungen nach Wien, Graz, Berlin oder München zeigt sich die europäische Ausstrahlung dieses kleinen Hauses»

Auch Verwaltungsdirektor Adrian Balmer erwähnt, dass die Sparte Tanz nicht mehr aus Luzern wegzudenken ist. Die Einladungen an zahlreiche internationale Tanzfestivals und Bühnen beweisen dies eindrücklich.

Einige Abschiede

Auch Schauspieler verlassen das Haus. Clemens Maria Riegler und Juliane Lang zieht es weiter an die Häuser in Graz und Trier. Daniela Britt und Samuel Zumbühl hingegen werden sich in eine andere Richtung orientieren und der Stadt, aber nicht dem Theater, treu bleiben.

In der Sparte Oper sind neben Klassikern von Mozart und Bellini auch moderne Produktionen wie das makabre Musical «Sweeney Todd» geplant. Und, wie Mentha bereits in den letzten Jahren viele junge, unbekante Namen ins Haus holte, wird er es auch im letzten Jahr halten. «Wir hatten uns überlegt, die mittlerweile etablierten Regisseure nochmals zurückzuholen, haben uns aber dafür entschieden, weiter neuen Kämpfern, neuen Namen eine Chance zu geben», so Mentha.  Auch die Oper «WyttenbachMatterial», nach dem Libretto von Mani Matter, wird erstmals auf die Bühne kommen. Und zum Abschied will Mentha noch die «unbesetzbare» Oper «Il viaggio a Reims» aufführen. Das sei ein Liebesbekenntnis an das Ensemble, so Mentha und schiebt nach: «Achtung Pathos, würde meine Frau jetzt sagen.» Doch etwas Pathos darf man dem Direktor ruhig gönnen. Eröffnet er doch im neuen Programm, dass er sich nicht nur vom Luzerner Theater, sondern nach 30 Jahren ganz von der Arbeit als Intendant verabschiede.

«Wir sind auf Kurs.»
Adrian Balmer, Verwaltungsdirektor

Adrian Balmer weist zum Schluss noch darauf hin, dass auch Emil Steinberger das Luzerner Theater beehren wird. Und neben dem weltberühmten Tenor Ramon Vargas wird die Luzernerin Regula Mühlemann als aufstrebende Sopranistin auf die Luzerner Bühne treten.

Doch erstmal soll diese Saison, die Jubiläums-Saison 14/15 im Juni mit Ball und Party beendet werden. Adrian Balmer zeigt sich bisher zufrieden mit den Zahlen. «Wir sind auf Kurs, es läuft gut», sagt Balmer und merkt an, dass vor allem die momentane Produktion «La Bohème» hervorragende Zahlen hat. Mit Einladungen an verschiedene Festivals und Häuser weisen alle Sparten international erfolgreiche Inszenierungen vor, freut sich Balmer.

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