50 Fragen an Samuel Steinemann

«Ein Intendant muss den Puls der Zuger fühlen»

Intendant Samuel Steinemann bezeichnet Zug als schönste Kleinstadt der Schweiz. (Bild: any)

Seit 2009 ist Samuel Steinemann Intendant der Theater- und Musikgesellschaft Zug. Er wählt also aus, wer in Zug auf der Bühne steht. Selber mag er grosse Auftritte vor Publikum nicht, in solchen Momenten leidet er sehr. Was er zentral+ sonst noch alles verraten hat, lesen Sie hier. 

Mitte Juni hat Samuel Steinemann das Programm für die kommende Saison der Theater- und Musikgesellschaft Zug (TMGZ) vorgestellt, die sich seit mehr als 200 Jahren für die Kultur im Kanton engagiert. Ein paar Tage später sitzt der 42-jährige Intendant der TMGZ in seinem grossen Büro an der Ägeristrasse 8 in Zug. Es ist warm. Der Verkehr, der draussen herrscht, ist gut zu hören. Noch ist Steinemanns Agenda voll mit Terminen. Bald aber wird es ruhiger, bevor im Herbst das neue Programm startet.
Dieses saisonabhängige Leben ist der Kulturmanager, der in Zug geboren ist und auch heute noch in der Stadt wohnt, gewöhnt. Bevor der Vater dreier Kinder (9, 7 und 2 Jahre alt) das Amt des Intendanten Anfang 2009 übernahm, war er mehrere Jahre Geschäftsführer des weltweit bekannten Kammerorchesters Festival Strings Lucerne. In Zug wiederum half er 1998 mit, die Zuger Sinfonietta zu gründen, die er bis ins Jahr 2000 managte.

1. Was halten Sie von Justin Bieber?

Vorletzte Weihnachten habe ich sein Album für meine Kinder heruntergeladen.

2. Welche Musik hören Sie?

Beruflich vor allem Jazz, Klassik, World Music und Folk. Zu Hause höre ich den Sound, der auf SRF 3 läuft.

3. Braucht Zug ein KKL?

Nein, etwas Anderes.  

4. Wann waren Sie zum letzten Mal an einer Vorstellung ausserhalb des Theaters Casino Zug?

Vor wenigen Tagen war ich in Stuttgart und habe mir eine Kinderaufführung angeschaut. Das war beruflich, denn das Ensemble kommt nach Zug.

5. Theater oder Konzert?

Konzert.

6. Wie wird man Intendant?

Dahin führen ein paar Wege. Alexander Pereira, der frühere Intendant vom Opernhaus Zürich, war zum Beispiel früher Verkäufer von Olivetti-Schreibmaschinen. Andere schwenken von einer Künstlerlaufbahn darauf ein. Und viele andere – so auch ich – waren auf dem Instrument für eine künstlerische Karriere zu wenig gut, wollten sich aber beruflich doch im Kulturbereich entfalten.

7. Wie wichtig ist es, dass der Intendant der TMGZ ein Zuger ist?

Das ist nicht wirklich wichtig. Wichtig ist, dass die Person weiss, wie der Ort funktioniert. Die Person muss den Puls der Leute von hier fühlen können.

8. Wie viel Kultur braucht der Mensch?

Eine Gesellschaft braucht so viel Kultur, dass sich daraus eine eigene Identität entwickeln kann.

9. Was mögen die Zuger am liebsten?

Quotenmässig ganz klar Comedy, Michael Elsener zieht immer.

10. Zug oder Luzern?

Zug natürlich.

11. Was mögen Sie an Zug?

Zug ist die schönste Kleinstadt der Schweiz.

12. Was mögen Sie nicht an Zug?

Dass Auswärtige immer nur über unsere Steuern sprechen.

13. Wie bringt man Junge dazu, sich für Klassik zu interessieren und ins Theater zu gehen?

Indem man die Veranstaltungsreihe Casino Style ins Leben ruft. Die Anlässe werden jedes Mal von vielen Jugendlichen besucht.

14. Wie viel Staub kann eine 200-jährige Institution ansetzen?

Theoretisch sehr viel, könnte man meinen. Doch so lange bleibt man ja kaum stehen, ausser man ist eine Traditionsinstitution wie die Schweizergarde.

15. Lesen Sie Kritiken der Aufführungen im Theater Casino Zug?

Ja.

16. Haben Sie sich schon mal für ein Publikum geschämt?

Er überlegt.
Nein, nicht hier.

17. Welches Engagement eines Künstlers haben Sie bereut?

Das war während meiner ersten Saison für die TMGZ. Ich habe vor Weihnachten ein sehr rockiges Gospelkonzert programmiert. Das kam bei den Besuchern gar nicht gut an. Die Künstler hatten daran keine Schuld. Aber die Leute haben kurz vor Weihnachten vielmehr ein besinnliches Gospelkonzert erwartet. 

18. Welcher Programmpunkt der letzten Jahre ist Ihnen noch besonders in Erinnerung?

Der Auftritt von Zimmermann & de Perrot. Die beiden Schweizer Künstler sind mit ihren Produktionen mit einer Mischung aus Musik, Tanz, Artistik und Performance etwas vom Faszinierendsten. 

19. Wen möchten Sie noch unbedingt nach Zug bringen?

Oh, es gibt so viele Träume!
Lautes Lachen.

20. Wie gehen Sie mit den Allüren der Stars um?

Die gibt es praktisch nicht. Vor kurzem war Hélène Grimaud zu Gast bei uns. Die Starpianistin ist eine herzliche und freundliche Person und überhaupt keine Diva. Klar hat sie Ansprüche, doch gemessen an ihrer künstlerischen Qualität sind diese mehr als in Ordnung.

21. Bier oder Wein?

Eines nach dem anderen.

22. Auto oder Velo?

Im Moment Velo.

23. Wie wichtig sind Ihnen Social Media?

Beruflich wichtig, privat nutze ich Social Media im Moment weniger.

24. Gehen Sie jeweils abstimmen?

Ja.

25. Vermissen Sie das Kammerorchester Festival Strings Lucerne?

Derzeit sind die Musiker in Südamerika, da wäre ich nun auch gerne.

26. Was singen Sie Ihren Kindern zum Einschlafen vor?

Wenn sie brav sind, erzähle ich eine Geschichte.

27. Welches Instrument hören Sie am liebsten?

Er überlegt lange.
Ich habe Klavierspielen gelernt, Klavier ist auch heute noch mein Lieblingsinstrument.

28. Möchten Sie mal selber als Künstler auf der Bühne stehen?

Nein. Einmal pro Jahr, an der Saisonpräsentation, stehe ich auf der Bühne – als Redner. Das reicht, denn es ist für mich jedes Mal ein Leidensprozess.

29. Was machen Sie an einem Sonntagabend?

Ich besuche beruflich eine Veranstaltung, gehe joggen, bin mit den Kindern zusammen – ganz unterschiedliche Sachen. Vor dem Fernseher sitze ich jedoch nicht.

30. Wie verbringen Sie den Sommer?

Beruflich fahre ich herunter, atme durch und tanke Energie für die kommende Saison. Und ich geniesse es, draussen Zeit zu verbringen; vor allem auf dem Wasser.

31. Apropos, eines Ihrer Hobbys ist Segeln. Wieso?

Beim Segeln nimmt man das Wetter, wie es ist. Je nachdem wie der Wind bläst, ist es sportlich oder eben entspannend. Zudem kann ich auf meinem Katamaran wunderbar den Kopf lüften.

32. Haben Sie Ihren Kindern das Schwimmen beigebracht?

Nein, ich selber bin kein guter Schwimmer. Ich befinde mich lieber auf dem Wasser. Meine Kinder haben Schwimmkurse besucht und ich habe mit ihnen geübt, als sie sich auf die Tests vorbereitet haben.

33. Wenn Sie ein Tier wären, welches wären Sie?

Ein Pferd.

34. Was würden Sie mit einer Million Franken machen?

Ich würde wohl sehr viel und lange überlegen, was ich mit dem Geld anstellen soll und schliesslich sehr haushälterisch damit umgehen. Was aber nicht heisst, dass ich nicht auch verrückte Ideen realisieren und dafür ein paar Franken aus dem Fenster werfen würde.

35. Gehen Sie an Spiele des EV Zug?

Ich habe in meinem Leben erst einmal ein EVZ-Spiel besucht.

36. Migros oder Coop?

Migros.

37. Was ist Luxus?

Sehr viel. Kultur jedoch ist kein Luxus.

38. Was bereuen Sie aus Ihrer Jugend?

Bereuen hiesse, dass ich damals hätte etwas anders machen sollen. Doch es gibt wohl für alles einen Grund, und jetzt bin ich eben so, wie ich bin. Deshalb bereue ich nichts aus meiner Jugend.

39. Waren Sie ein guter Schüler?

Ich finde nicht. In Musik und lustigerweise in Chemie war ich gut. Mit den Sprachen jedoch stand ich auf Kriegsfuss.

40. Sehen Sie heute besser aus als in Ihrer Jugend?

Das will ich nicht beurteilen müssen.
Lautes Lachen.  

41. Was war Ihr Traumjob als Kind?

Lokomotivführer, lange Zeit wollte ich auch Arzt werden.

42. Wovor haben Sie Angst?

Mir kommt eine Situation vor ein paar Jahren in den Sinn. Meine älteste Tochter war noch ein Baby. Ich war mit ihr alleine zu Hause, und da hat sie etwas verschluckt. In dieser Situation hatte ich furchtbare Angst.

43. Was würde Ihnen Ihr Arzt raten?

Früher ins Bett zu gehen.

44. Welche Spaghettisauce mögen Sie am liebsten?

Ein selbstgemachtes Pesto, das aber nur dann zu geniessen ist, wenn am nächsten Tag kein Meeting ansteht.

45. Darf im Gebäude, in dem sich das Schauspielhaus Zürich befindet, eine McDonald’s-Filiale einziehen?

Ja.

46. Was würden Sie dem Zuger Stadtpräsidenten Dolfi Müller raten?

Ich würde ihn ermutigen, immer wieder visionäre Entscheide zu fällen. 

47. Ihre Lieblings-TV-Serie?

Das geht vollkommen an mir vorbei.

48. Welches ist Ihr Lieblings-Open-Air?

Das «Rock the Docks» in Zug.

49. Sind Sie eitel?

Ja, das muss ich zugeben.

50. Wenn Sie auf Twitter wären, welchen Tweet würden Sie als ersten senden?

Liest das überhaupt jemand?
Er grinst.

Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


0 Kommentare
    Apple Store IconGoogle Play Store Icon