50 Fragen an Michael Elsener

Mit Emil in der Bibel lesen

Michael Elsener bei seiner morgendlichen Toilette. (Bild: Alexandra Wey)

Er parodiert alles, was nicht bei drei auf den Bäumen ist und wird gelobt für seine «unangestrengte Schlagfertigkeit und lässig intelligente Genauigkeit», für seinen neugierigen politischen Blick. zentral+ hat dem Kabarettisten Michael Elsener 50 Fragen gestellt und so einiges erfahren: Über Weingelage, die Selbstironie Zugs, Homestories und Justin Timberlake.

zentral+: 1. Wo stehst du politisch?
Michael Elsener: Sagen wir es so: Ich glaube, wer mit mir privat ein Gespräch führt, dem wird das nach zwei Minuten relativ klar sein.

2. Oder wer deine Aktion nach der Masseneinwanderungs-Initiative an der Grenze gesehen hat (siehe Video). Welche Reaktionen hast du daraufhin erhalten?
Ich habe so viele positive Reaktionen auf dieses Video gekriegt, wie schon lange nicht mehr auf einen Clip. Es wurde extrem viel herumgeschickt. Ging echt viral. Sogar Leute aus Hamburg haben mir geschrieben.

3. Sitzt deine Frisur eigentlich jemals nicht?
Seit ich meine Frisur in den Neunzigern von Justin Timberlake abgekuckt habe, sitzt sie wie angegossen.

4. Wie oft gehst du denn dafür zum Coiffeur?
Etwa zwei Mal täglich. Ehrlich gesagt keine Ahnung. Wenn ich morgens in den Spiegel schaue und finde, och, jetzt sind die Chruseln zu lang, dann gehe ich. Wobei, nach dem Blick in den Spiegel dauerts dann meist doch noch zwei Wochen.

5. Hast du irgendein Handicap? Nussallergie, Fussfehlstellung, Laktoseintoleranz?
Da bin ich leider zu wenig hipstermässig unterwegs. Ich kann weder Laktose- noch Gluten-Intoleranz bieten. Möchten Sie noch einen Avocado-Smoothie?

6. Wie lustig bist du eigentlich privat?
Nur so lustig, dass mich meine Freunde noch ernst nehmen.

7. Was kann man sich als Satiriker grundsätzlich nicht erlauben?
Zum Beispiel für eine Bank Werbung zu machen.

8. Wer ist dein Vorbild?
Da könnte ich so einige nennen. Harald Schmidt. Emil. Louis C.K. Jon Stewart.

9. Über welches Treffen mit einem Promi hast du dich bisher am meisten gefreut?
Beim Arosa Humorfestival vor fünf Jahren habe ich zum ersten Mal Emil Steinberger persönlich getroffen. Wir sind dann an der Bar hängen geblieben. Um drei Uhr morgens wollte ich ins Bett. Er nicht. Wir haben bis um fünf Uhr Rotwein getrunken.

10. Worüber habt ihr euch denn so unterhalten?
Er hat von früher erzählt. Ich von heute. Wir waren schon nach dem zweiten Glas sehr tiefgründig und persönlich. Irgendwann gegen Morgen haben wir uns gegenseitig aus der Hotelbibel vorgelesen.

11. Woran glaubst du?
Eigentlich an ziemlich wenig. Ich glaube, dass wenn ich ohne Vorurteile auf Menschen zugehe, sie dasselbe mit mir machen.

Im Ausweichen ist er ganz schön gut. Dann halt direkt:

12. Aber wie steht es um deine Religiosität?
Ich hab da so einen eigenen Gott, den ich anhimmle.

Na gut. Themawechsel.

13. Bist du eigentlich ein Promi?
Ich würd sagen, ich bin Kabarettist. Ein Promi macht Homestories.

Eine Steilvorlage.

14. Apropos Homestory – Wie wohnst du?
Ich mag zweckentfremdete Möbelstücke. Momentan baue ich grad einen hellgrünen Robidog zur Minibar um.

Er durchschaut uns. Wieder keine privaten Details.

15. Wen hast du als Erstes parodiert?
Meine Verwandten. Für meine Eltern war das erzieherisch sehr anspruchsvoll, weil sie es auch lustig fanden. Sie meinten dann, ich solle doch bitte nächstes Mal mit dem Parodieren warten, bis die Verwandten gegangen sind.

16. Wen kannst du nicht parodieren?
Ich habe auf der Bühne einmal versucht, mich selber zu parodieren. Ich fand das sehr witzig. Die Leute nicht so besonders.

17. Parodierst du auch Freunde?
Zumindest nicht bewusst.

18. Der lustigste Schweizer, der gar nicht lustig sein will?
Ueli Maurer mit seinem Chalet bei der Gripen-Abstimmung, das war schon ziemlich lustig. An so einer Nummer hätte ich lange arbeiten müssen.

19. Bier oder Wein?
Bier zum Starten. Danach Wein. Aber wenn es nur eines gibt, dann klar Wein.

20. Lachen oder zum Lachen bringen?
Selber lachen. Das Problem als Komiker ist, dass man in anderen Vorstellungen nicht mehr so viel lacht, weil man die Pointe oft schon kommen sieht.

21. Wie lustig ist eigentlich Zug?
Wenns um Geld und Steuern geht, zeigt Zug wenig Selbstironie. Da würden wir sicher noch etwas vertragen.

22. Hat dich schon mal jemand parodiert?
Leider nicht. Falls das aber jemand mal gerne machen möchte – ich würde echt auch Tipps geben.

23. Welchen Tipp hast du denn für Leute, die andere parodieren wollen?
Parodieren ist eine sehr musikalische Angelegenheit. Wer die Melodie einer Person heraushören kann, hat einen Drittel der Arbeit schon erledigt.

24. Ist dir eigentlich auch etwas peinlich?
Glücklicherweise immer weniger. Aber wenn ich möglichst cool eine Showtreppe herunterschreiten möchte und dann stolpere, dann hat das schon ein ziemliches Peinlichkeits-Potential.

25. Was hältst du vom Klischee des traurigen Clowns?
Es hat schon was, dass wir Komiker oft Traurigkeit intensiver erleben. Es gibt psychologische Studien drüber, dass wer an einer leichten Psychose leidet, mit Leichtigkeit originelle und witzige Zusammenhänge formulieren kann. Dann kommt noch der Spagat zwischen dem Applaus auf der Bühne und dem Alleinsein in der Garderobe dazu.

26. Das heisst?
Ohne Schmerz gibt’s keine Komik.

27. Kannst du immer auf Knopfdruck witzig sein?
Wenn ich Fieber habe, geht’s logischerweise nicht. Aber ich muss mich echt nicht anstrengen, um lustig zu sein. Das verspielte Denken, die Dinge nicht wirklich ernst zu sehen, das ist eine Art innerer Trieb.

28. Wie entwickelst du deine Programme? Spontan oder in bewusster Arbeit?
Es gibt zwei Phasen. In der ersten sammle ich spontane Einfälle für Nummern. Daraus entsteht meist ein grosses Blatt mit vielen Ideen. Dann lege ich fest, welche Nummern ins Programm kommen. Und dann kommt der Teil, wo ich mich am Morgen früh an den Schreibtisch setze und versuche meinen Nummern eine Dramaturgie zu geben. Am Schluss trage ich die Texte meinen Leuten vor und sie üben Kritik.

29. Und wie gut kannst du mit dieser Kritik umgehen?
Ich umgebe mich hauptsächlich mit Leuten, die mich kritisieren. Die Zuschauer sollen mich am Schluss der Vorstellung loben. Aber in meinem Team brauche ich niemanden, der mich anhimmelt.

30. Frühaufsteher oder Nachteule?
Das Problem ist: Ich bin beides. Ich schreibe am liebsten am Morgen an neuen Texten. Auf der anderen Seite bin ich auf Parties meist einer der Letzten, der nach Hause geht.

Er wirkt abgelenkt. Vielleicht jetzt etwas Privates.

31. Deine erste Liebe?
Ich glaube das war das Lachen. Als ich als Kind gemerkt habe, dass die Leute lachen, wenn ich Sätze sage, die so wahr sind, dass sie eigentlich nicht gesagt werden sollten, war’s um mich geschehen.

Unmöglich.

32. Von wem hast du dein Talent?
Keine Ahnung. Ich wüsste nicht, wer von meiner Familie seines nicht mehr hätte.

Scherzkeks.

33. Was wolltest du als Kind werden?
Zuerst Confiseur. Dann einer, der auf der Bühne steht und die Leute zum Lachen bringt.

34. Viktor oder Mike?
Viktor. Er hat mir vor ein paar Jahren einige Türen geöffnet. Viktor und Mike sind beide sehr gut darin, junge Komiker aufzubauen.

35. Cervelat oder Sushi?
Sushi. Super, wenn man keine Lust zu kochen hat.

36. Kannst du denn kochen?
Kochen ist grossartig. Ich koche, was du willst. Vor kurzem habe ich eine Kochshow mit den Sterne-Köchen Andreas Caminada und Tanja Grandits moderiert. Sie haben gekocht, ich stellte Fragen. Das war traumhaft. Ich hätte noch ewig so weiter machen können.

37. Welches Gericht kochst du im Schlaf?
Alles was aus der italienischen Küche kommt, schaff ich im Schlaf oder auch betrunken.

38. Wie eitel bist du?
So eitel, dass meine Frisur immer sitzt. Ausser ich komme, wie vor zwei Wochen, mit dem Velo in ein Gewitter.

39. Und wie steht es um deinen Fleiss?
Ich würde sagen, dass ich als Student fleissiger war als heute. Das Ding ist, ich mag meine Arbeit so sehr, dass es für mich keine wirkliche Anstrengung ist. Es ist mehr Vergnügen als Fleiss.

40. Dein Ziel?
Momentan ein neues Programm zu schreiben. Das funktioniert. Und meine brandneue DVD unter die Leute zu bringen.

41. Wie oft bist du zuhause?
Wenn ich nicht gerade in Deutschland unterwegs bin, bleibe ich meist bis Anfang Nachmittag zu Hause.

42. Punk oder Reggae?
Als Teenie hörte ich beides. Mittlerweile weder noch.

Michael Elsener

Bekannt geworden ist der 28 jährige Elsener mit seinen fiktiven Figuren und den Parodien bekannter Personen. Der studierte Politikwissenschafter nimmt sich dabei auch gerne heiklen Themen an.

Elsener steht immer wieder für die TV-Sendung Giacobbo/Müller vor der Kamera und gibt dem Schweizer Fernsehpublikum als Bostic Besic wertvolle Integrationstipps. Elsener ist Gewinner des kleinen und des grossen Prix Walo in der Sparte Kabarett und stand auch schon im Finale des Swiss Comedy Award. Und als erster Schweizer gewann er 2013 Münchens ältesten Kleinkunstwettbewerb, den «Kabarett Kaktus».

Zur Zeit tourt er mit dem Programm «Stimmbruch» durch die Schweiz. Im Kanton Zug ist er am 29. Oktober im Lorzensaal Cham zu sehen. Und wer es dahin nicht schafft, kann auch seine DVD bestellen. Oder den «Langweiligen Fotoabend» am 20. September im Theater Casino Zug besuchen.

43. Welche Musik hörst du denn mittlerweile?
Ich bin voll im Jazz drin. Aber auch Indie-Sachen mag ich. Im Pop gibt es auch grosse Songs. Sagen wir von Avishai Cohen über Jamie Cullum bis Bruno Mars. Und bei Radio 3fach ist einfach alles drin.

44. Welches ist der witzigste Film und warum?
Einer meiner Lieblingsfilme ist «The Great Dictator» von Charlie Chaplin.

45. Dein Lieblingsplatz in Zug?
Der Aussichtspunkt auf der Guggiwiese.

46. Was wäre ein guter Künstlername für dich?
Viktor Giacobbo fänd ich super.

47. Der Name Viktor Giacobbo ist ja bereits vergeben – andere Idee?
Ich finde Spitznamen sollte ich mir nicht selbst geben. Ich rufe ja relativ selten nach mir.

48. Hund oder Katze?
Klar Hund. Ein Hund ist wie ein guter Kumpel, der macht jede Sache mit. Eine Katze streicht einem eher zwischen den Beinen durch, bis man stolpert.

49. Wann hattest du deinen Stimmbruch?
Eher spät. Ich glaube so ungefähr mit 22.

50. Wie erwachsen sind Komiker?
Ab und zu habe ich das Gefühl, dass ein Teil von mir bei 17 Jahren stehen geblieben ist. Früher hat mich das gestresst. Heute finde ich es eher grossartig, dass ich mein inneres Kind bewahren konnte.

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