Zug

Jetzt klappts auch mit den Nachbarn

Das Kulturzentrum Galvanik in Zug. (Bild: Yvonne Anliker)

Die Galvanik geht seit der Wiedereröffnung vor 18 Monaten in die zweite Saison. Satte drei Jahre mussten die Zuger warten, bis ihr kultiger Kulturbetrieb die Türen wieder öffnete. Nun ist es Zeit, für einen Rückblick auf die turbulenten Zeiten.

Drei Jahre dicht, wegen der Zigarette im Staubsauger und dem Brand danach, und dann macht die Galvanik endlich wieder auf. «Und ganz Zug war da», sagt Eila Bredehöft-Rotzler, Geschäftsleiterin der Galvanik, «man hat gespürt, es interessiert, wie es mit der Galvanik weitergeht.» Mittlerweile ist das renovierte Haus im Westen der Stadt Zug seit eineinhalb Jahren wieder in Betrieb, steckt mitten in der zweiten Saison, Zeit für einen Rückblick. Wie steht er da, der Kulturbetrieb? «Auf gesunden Beinen. Klar, wir hatten am Anfang mit einigen Kinderkrankheiten zu kämpfen.» Zum Beispiel sei die PR und das Booking nur langsam angelaufen, es gab keine Stellen für diese Aufgaben, das musste nebenbei erledigt werden.

180 Besucher pro Veranstaltung

«Wir haben schnell gemerkt, so geht es nicht. Heute haben wir zwei kompetente Mitarbeiterinnen dafür.» Wie sieht es mit Besuchern aus, konnte sich die neue Galvanik nachhaltig positionieren? «Wir hatten in der ersten Saison 15000 Besucher, das sind durchschnittlich 180 Besucher pro Veranstaltung. Damit bin ich sehr zufrieden», sagt Bredehöft, «aber ich glaube, die Besucherzahlen sind nicht das richtige Kriterium für den Erfolg unserer Arbeit. Unser Auftrag ist es, kulturelle Vielfalt zu bieten, und das gelingt uns sehr gut. Aber wir sind immer noch in der Entwicklungsphase, es gibt noch Verbesserungspotenzial.»

Anders als früher kommen heute die Besucher spezifisch an die Veranstaltung, es gäbe kein Stammpublikum mehr, sagt Bredehöft. «Das ist aber nicht tragisch. Wir müssen halt etwas mehr dafür tun, dass die Leute kommen, und müssen mit Herzblut immer weiter dranbleiben.»

Noch in der Nacht wird aufgeräumt

Und wie kommt die neue Galvanik mit der Nachbarschaft klar? «Mit der Chollerhalle haben wir ein sehr angenehmes nachbarschaftliches Verhältnis, obwohl wir eigentlich Konkurrenten sind: Wir helfen einander gerne aus und arbeiten gut zusammen.» In Punkto Lärm hat Bredehöft eine kooperative Strategie eingeschlagen. «Wir sorgen dafür, dass die Leute drin bleiben, sie stehen nicht mehr vor der Galvanik rum.» Dies auch dank dem Raucher-Aussenbereich direkt neben der Galvanik. Das entlastet die Nachbarn, zudem geht der Hauswart der Galvanik auf Patrouille und räumt noch in der Nacht den Müll im Quartier zusammen. Eine weitere Patrouille durch den Sicherheitsdienst wird von allen Nachbarn inklusive Galvanik finanziert.

«Und das funktioniert sehr gut», sagt Bredehöft. Sicherheitsmässig hat die Galvanik aufgerüstet, im Vergleich zu früher: «Ich habe von Anfang an einen strengen Kurs eingeschlagen, wir haben relativ viele Hausverbote wegen des Drogenkonsums ausgesprochen und mit viel Sicherheitspersonal gearbeitet.» Das sei etwas hart gewesen und beim Publikum nicht nur gut angekommen. «Aber es hat gewirkt, heute ist allen klar, was in der Galvanik geht und was nicht. Und wir haben seitdem eine unglaublich friedliche Stimmung und brauchen gerade noch halb so viel Sicherheitspersonal.»

Lob von den Nachbarn

Was halten die Nachbarn davon? «Es hat sich unfassbar gut entwickelt», sagt Hans Etter von der Etter Söhne AG begeistert und betont jede Silbe. «Das neue Team hat uns bei der Eröffnung ein Konzept vorgelegt, und wir dachten schon, das kommt wieder genauso raus wie vorher.» Vorher, das bedeute massivste Schäden und Verschmutzung, sagt Etter, und jetzt das: «Es ist phänomenal, was das neue Team da fertiggebracht hat. Wir haben keine Schäden mehr, das Sicherheitsdispositiv funktioniert.»

Die Zusammenarbeit sei hervorragend, das findet auch der Geschäftsleiter des Swisshotels und SVP-Politiker Philip C. Brunner: «Das neue Team bemüht sich sicht- und spürbar darum, die Emmissionen einzudämmen.» Die einzige Kritik, die Brunner geltend macht, ist die an der Sicherheitspatrouille: «Ich finde, das ist keine Kritik an der Galvanik, sondern an der Politik, dass die Galvanik die Sicherheitspatrouille selber zahlen sollte.» Trotzdem sei er froh, dass es so gut funktioniert, und auch darüber, dass das Galvanik-Team Verständnis für die Bedürfnisse der Nachbarn habe. «Ich hätte niemals gedacht, dass sie die Emmissionen so gut in den Griff bekommen würden. Ich war offenbar zu pessimistisch.»  

Gute Zusammenarbeit mit der Stadt

So gute Rückmeldungen aus der Nachbarschaft, bedeutet das nicht, dass die Galvanik schlicht langweilig geworden ist? «Unser Lärmkonzept funktioniert so gut, dass man das denken könnte, aber nein, auf keinen Fall», sagt Bredehöft, «es sind manchmal 600 Leute an einem Konzert und von aussen merkt man das nicht.» Einzig für die Nachbarn gleich über den Bach ist der Raucher-Aussenbereich noch zu laut, sagt Bredehöft: «Aber die Stadt ist daran, für Lärmschutz zu sorgen.»

Die Zusammenarbeit mit der Stadt funktioniere überhaupt sehr gut, sagt die Präsidentin der IG Galvanik Zug, Mercedes Lämmler: «Sie steht voll hinter der Galvanik und sieht auch, dass hier gute Arbeit geleistet wird. Es herrscht grosses Vertrauen in das Galvanikteam.» Muss politisch noch gekämpft werden für die Galvanik, oder sind mittlerweile alle vom Kulturhaus überzeugt? «Alle wird man nie überzeugen können», sagt Bredehöft und lacht, «aber das muss man auch nicht. Die Mehrheit sieht, dass wir gute Arbeit leisten.» Lämmler sagt: «Wir sind sehr froh darum, dass wir finanziell unterstützt werden. Und wir engagieren uns dafür, dass das auch so bleibt.»  

 

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