Wo Doris Leuthard und Paul Winiker zu «Alperose» mächtig mitgehen
Luzern hat wieder eine Bundesfeier. Gross war der Andrang auf dem Europaplatz, Höhepunkt war die Rede von Bundespräsidentin Doris Leuthard. Diese gab sich patriotisch und weltoffen. Konservativ zeigte man sich hingegen beim Text zur Landeshymne.
Sie gilt als Strahlefrau der Schweizer Politik: Bundespräsidentin Doris Leuthard. Und sie machte ihrem Ruf diesen Montagabend in Luzern alle Ehre. Im Anschluss an ihre Rede anlässlich der Bundesfeier gab sie sich volksnah, plauderte mit vielen Anwesenden und lächelte für Dutzende Selfies in die Handykameras der Luzernerinnen und Luzerner.
Doch von vorne: Nach langer Zeit hat Luzern wieder eine offizielle Bundesfeier. Der Verein «31/07 Bundesfeier» hat die Feier am Vorabend des 1. Augusts ins Leben gerufen. Und der Event stiess mächtig auf Anklang. Wohl gegen 2’000 Menschen versammelten sich unter dem Dach des KKL, um den Schweizer Nationalfeiertag würdevoll zu feiern.
Bereits ab 16 Uhr sorgten Pro Juventute Luzern & Zug sowie Scharen von Jungwacht und Blauring fürs Kinderprogramm. Gemeinsam bemalten Junge und Junggebliebene Flaggen. Oliver Frei von Pro Juventute sagte: «Der Anklang ist riesig. Sei es beim Flaggenmalen, beim Alphornspielen oder beim Fahnenschwingen.» Man habe sofort für den Event zugesagt, der Erfolg gebe ihnen nun recht, so Frei.
Klassiker beim Essen und bei der Musik
Musikalisch wurde der Event zu Beginn von der Band «Feel Good Inc.» umrahmt. Hinz und Kunz sass im Publikum. Da setzte die Band geschickt auf Schweizer Musik, bei der alle mitklatschen oder mitsummen konnten. «Hemmige», «Ich schänke dir mis Härz» oder «D’Venus vo Bümpliz» sorgten für grosse und heimelige Gefühle. Die Stimmung war ausgelassen, das Wetter spielte auch mit und Bratwürste oder das klassische «Ghackets met Hörnli» sorgten fürs leibliche Wohl. Die Prominenz hatte sich derweil mit Doris Leuthard auf eine Schifffahrt verabschiedet.
Bei der Rückkehr wurde die Bundespräsidentin unter Alphornklängen zum KKL geleitet. Die CVP-Magistratin wurde mit warmem Applaus empfangen. Sie zeigte sich locker, winkte fleissig und schien überhaupt grossen Spass zu haben. Und weiter ging das Konzert. Was darf in diesen Tagen nicht fehlen? Natürlich: «Alperose» des jüngst verstorbenen Polo Hofer. Da klatschte auch Bundespräsidentin Doris Leuthard an der Seite des Luzerner Regierungsrats Paul Winiker wild in die Hände – und zeigte sich gar textsicher.
Leuthard spricht globale Veränderungen an
Der Verein «31/07 Bundesfeier» ist eng mit der CVP verstrickt. Geballte Frauenpower der Mittepartei war demnach bei den Reden angesagt. Erst überbrachte Stadträtin Franziska Bitzi Staub die besten Wünsche der Stadt. Im Anschluss erläuterte die Vereinspräsidentin, Nationalrätin Andrea Gmür, die Idee hinter dem Fest. Luzern verdiene eine würdige Feier, meinte sie. Man dürfe sich auf die eigene Tradition und Kultur besinnen (zentralplus berichtete).
«Werte pflegen. Heimat schützen. Integration fördern.»
Doris Leuthard, Bundespräsidentin
Bundespräsidentin Doris Leuthard hob in ihrer Rede die Stärken der Schweiz hervor. Das «Brückenbauen» etwa. «Kooperation statt Konfrontation», fasste sie zusammen. Leuthard sprach die Globalisierung an oder die ungelöste Europa-Frage. «Veränderungen lösen Ängste aus», meinte sie verständnisvoll. «Umso wichtiger ist es, Werte zu pflegen, Heimat zu schützen und Integration zu fördern.» Man müsse sich jedoch auch klar werden, in welche Richtung sich die Schweiz bewegen soll, mahnte sie. Dazu sei der Dialog enorm wichtig – aber die Schweizerinnen und Schweizer hätten ja bewiesen, dass man dazu fähig sei.
Spontaner Applaus für Luzerner Projekt
Dazu hatte die Aargauerin gar ein Luzerner Beispiel bereit. Im Projekt «Pfasyl» würden junge Luzerner Pfadfinder Zeit mit asylsuchenden Kindern verbringen (zentralplus berichtete). «Ob diese Kinder zu Recht hier sind oder nicht, ist dabei gar kein Thema. Wichtig ist doch, dass sie für ein paar Stunden die Leichtigkeit des Kindseins erleben dürfen», sagte die Bundespräsidentin. Dafür gab’s grossen Applaus. Und beim Blick in die Gesichter der Zuschauer erkannte man durchs Band Kopfnicken als Zustimmung.
1.-August-Reden beinhalten traditionsgemäss viel Pathos. «Zäme semmer stark», meinte Leuthard zum Schluss. Und: «Die Schweiz ist das schönste Land der Welt.» Widersprochen hat ihr an diesem Abend bei schönstem Wetter und bester Stimmung auf dem Luzerner Europaplatz niemand.
Im Anschluss an die Rede wurde die Landeshymne gesungen. «Trittst im Morgenrot daher»: Beim Text setzte man auf die klassische, alte Variante. Während die Luzerner bei der ersten Strophe noch ihre Gesangskünste offenbarten, haperte es bei der zweiten schon bedenklich. Zum Glück übernahm der Luzerner Sänger Tobi Gmür im Anschluss und gab weitere Gassenhauer zum Besten.
Paul Winiker, der Trachten-Fan |
Bereits vor dem offiziellen Teil vor Ort ist der Luzerner Justiz- und Polizeidirektor Paul Winiker. «Schon als Kind war der 1. August für mich immer etwas Besonderes, mit Stolz trug ich jeweils den Lampion am Fest des Quartiervereins herum», erinnert er sich. Und noch heute freue er sich, die Schweiz zu feiern. Passt zum SVP-Politiker – Winiker sagt: «Das Schweizer Volk ist nur zurückhaltend patriotisch. Hurra-Patriotismus ist zum Glück nicht verbreitet.» Plötzlich erblickt Paul Winiker CVP-Kantonsrätin Marlis Krummenacher und ihre Tochter Anita in der Tracht. Bei einem kurzen Schwatz lässt sich der Regierungsrat erklären, welches die Luzerner– und welches die Festtags-Tracht ist. «Ein schöner Anblick», findet Winiker. Und sogleich posieren er und seine Frau Ina mit den beiden prächtig in Trachten gekleideten Frauen für ein Foto. Auch Marlis Krummenacher findet den Anlass gelungen. Obwohl sie den 1. August normalerweise mit Freunden feiert. «Bei uns geht’s klassisch zu und her. Wir bräteln eine Wurst und freuen uns über Zuckerstöcke und Feuerwerk», erzählt die Rooterin. |
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