In welchem Kostüm die Fasnacht keine Freude macht
Während sich die einen durch die Stadt schlängeln, stolpern einige andere rüüdige Fasnächtler mit ihren Verkleidungen durch die Gassen. Ob lebendiger Sarg, fragile Maskenträgerin oder markanter Spitzhut: Der Spassfaktor in diesen Kostümen dürfte über kurz oder lang markant abnehmen.
Allerlei ausgefallene Grinde machen dieser Tage die Stadt unsicher. Die Vielfalt der Kostüme verschlägt einem wie jedes Jahr die Sprache. Doch nicht alles, was gut aussieht, ist auch praktikabel. Wir haben auf der Pirsch durch das rüüdige Treiben ein paar Exemplare ausgemacht, die mit ihrer Verkleidung etwas gar bewegungs-handicapiert sein dürften.
Der gehende Duschvorgang
Yohan aus Luzern hat diesen eleganten und tragbaren Duschvorhang in einer Stunde zusammengebaut. Wie lange er diese augenfällige Konstruktion unbeschadet durch die Gassen und Plätze der Fasnacht bringt, ist fraglich. «Es wird vermutlich etwas mühsam», gesteht er ein. Probiert hat er es noch nicht, denn an diesem Nachmittag ist er erst ein paar Minuten unterwegs. Unter der Egg wirds aber sicher etwas problematisch. Seine Kollegin wirft noch ein Argument für das Kostüm in die Runde: «Wenn er in Ruhe gelassen werden will, kann er einfach den Vorhang ziehen.»
Die vermutlich längsten Hüte der Stadt
Astrid und Daniel aus Zug werden sich auch im heftigsten Getümmel nicht verlieren mit ihren rekordverdächtig langen Spitzhüten. Hingegen dürften den beiden so einige Eintritte verwehrt werden: «Der Gang auf die Toilette ist schwierig mit dem Kostüm», spekuliert Daniel. Und wie ist es mit dem Tragekomfort? Astrid will sich nicht beschweren: «Wir sind nun seit rund 1,5 Stunden unterwegs und bis jetzt geht es in Ordnung.» Sie hat eine Woche vor Fasnachtsbeginn mit den Arbeiten an ihrem Kostüm begonnen. Welches Wesen sie darstellen, «das wissen wir selbst nicht so genau», meint Mülli. Die beiden gehen weiter ihren Weg unter der warmen Sonne an diesem Tag.
Fünf-in-eins-Formation
Die elegante Konstruktion der Ronfäger ist dieses Jahr vom Top Secret Drum Corps aus Basel inspiriert, einer preisgekörnten Formation, die rund um den Globus an Militärtattoos auftritt. Während die Basler erfolgreich um die Welt touren, arbeiten die Nachahmer aus dem Rontal hart: Sie schleppen zehn Kilo mit sich herum und müssen dabei gekonnt navigieren: «Die Randsteine sind etwas schwierig, da muss man gut aufpassen.» Obwohl das Ganze schwierig zu manövrieren ist, «gehen wir trotzdem auf die Gasse damit», meinen die Ronfäger. Am Kostüm haben sie zwischen fünf und sechs Tage gearbeitet.
Der riesen Grind
Die Rothenburger Formation Borggeischter marschiert stolz durch die Gassen der Altstadt. Besonders augenfällig ist dabei das enorme Mass des Tambourmajor-Grindes. Tragen tut das imposante Kostüm «Stouni», und man fragt sich ernsthaft, wie lange er das Teil am Stück zu stemmen vermag. Die Beizenfasnacht geht wohl an ihm vorbei, solange er mit der stolzen Aufmache unterwegs ist, aber die Borggeischter sind sowieso die meiste Zeit im Freien unterwegs.
Die geheimnisvolle Dame
Während die Borggeischter wuchtig durch die Strassen donnern, spaziert Irene aus Schötz vorsichtig über den Weinmarkt. Ihre fein gearbeitete venezianische Maske mit dem Federkleid kann sie nur bei gutem Wetter tragen, sonst könnte das Kleid beschädigt werden. Um einen Unfall mit dem Kleid zu verhindern, verzichtet sie auch den ganzen Tag auf Alkohol. Hinter dem Gewand steckt viel Arbeit: «Ich habe für die Verkleidung von einer Freundin Unterstützung bekommen, alleine hätte ich das nicht geschafft.» Sie verteilt eine Rose und geht bedächtig weiter.
Der quickfidele Sarg
Für die meisten Menschen ist im Sarg Endstation – nicht so bei Thomas. Der Krienser hat sich dafür entschieden, die Fasnachtstage im Sarg zu verbringen. Etwas behäbig wirkt sein gruseliges Kostüm jedoch schon, besonders wenn es eng wird. «Es sieht unangenehmer aus, als es ist. Aber die Leute gehen mir schon aus dem Weg», meint er. Das Kostüm und den Sarg hat er in einem halben Tag gezimmert.
Bonus: Die Geier von Beromünster
Was zum Geier? Diese Vögel gibt es in der Stadt nicht zu sehen, sie treiben ihr Unwesen in der Luzerner Landschaft. Wie die urbanen Beispiele, ist dieses geflügelte Kostüm fern jedes Komforts: «Die Halsstarre ist mit diesem Kopf vorprogrammiert», gibt das Leittier zu protokoll. Die Nahrungsaufnahme gestaltet sich mit dem Grind ebenfalls problematisch, deshalb fallen zur Mittagszeit die Masken. Die Bastelei gestaltete sich laut der Geier-Truppe kurz, dafür mussten sie nach eigenen Angaben vor dem Muttertier Probe stehen.
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Stouni, 03.03.2017, 11:41 Uhr Salut Gian,
herzlichen Dank für den interessanten Bericht! Ich kann dir versichern, dass ich meinen Wikinger-Grind vom Schmutzigen Donnerstag bis in die frühen Morgenstunden des Äschemettwoch ohne Probleme stemmen konnte 🙂 Die Freude in den Zuschaueraugen und 45 Borgigschpänli, welche hinter mir mit ihren kakaphonischen Tönen einheizen, lassen dich auch schwere Grinden ohne Probleme eine Woche lang tragen. Und die Fasnacht hat definitiv trotzdem rüüdig Spass gemacht.👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runterGianWaldvogel, 03.03.2017, 14:42 Uhr Hallo Stouni, danke für das positive Feedback. Und es freut mich natürlich, dass der Grind problemlos zu stemmen war :). Rüüdige Grüsse!
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Hans Meier, 28.02.2017, 11:06 Uhr Doofer Bericht!offenbar ist dieser Journalist ein Basler oder Zürcher… auf jeden Fall het er nicht viel Ahnung von der Lozärner Fasnacht
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