Zum Dreikönigstag lassen wir das Volk regieren

Königinnen und Könige aus Luzern

zentralplus hat Luzern die Krone aufgesetzt und wollte wissen: Wie würde das Fussvolk regieren?

 

(Bild: Montage zentralplus)

Einmal im Jahr befehlen, wünschen und fordern. Das geht am Dreikönigstag. Bei einer kleinen Umfrage haben uns zufällig ausgewählte Leute verraten, wie sie das Leben als Könige gestalten würden. Überraschend: Gar so viel würde sich für die Luzerner nicht ändern – sieht man einmal von einer lockereren Lebensart ab.

Rund eine Million Kuchen gehen jährlich am Dreikönigstag in der Schweiz über den Ladentisch. Wer Glück hat, kann dann einen Tag lang bestimmen, wo es durchgeht. Einfach ist es allerdings nicht mit dem Regieren, das kann auch in Luzern täglich mitverfolgt werden: Wer das Sagen hat, steht oft in der Kritik und längst nicht alle Entscheide kommen beim Volk gut an.

«Eine lebendigere Altstadt.»
Adrian Seeberger, Geschäftsführer Old Town Store

König Adi alias Adrian Seeberger (49), Geschäftsführer Old Town Store.

König Adi alias Adrian Seeberger (49), Geschäftsführer Old Town Store. (Bild: jav)

Adrian Seeberger, Geschäftsführer des Old Town Store in Luzern, weiss sofort, wie er sein Amt nutzen würde. Der Musikliebhaber würde als erstes jedem seiner Untertanen einen Plattenspieler schenken.

In Luzern liegt König Adrian besonders die Altstadt am Herzen. Diese würde er wieder lebendiger gestalten. Mehr kleine und unterschiedliche Geschäfte und Beizen sollten es nach seinem Geschmack sein. «Sodass die Altstadt auch wieder ein Ort für die Luzerner würde.» Residieren täte er weiterhin in seiner bereits königlichen Wohnung, wie er sagt. In dieser hat früher nämlich eine Schweizer Berühmtheit gewohnt – der Schweizer Kabarett-König Emil Steinberger.

«Lachtherapie für alle.»
Alessandra Murer, Sängerin

Prinzessin Alessandra alias Alessandra Murer (31), Sängerin und Gesangslehrerin.

Prinzessin Alessandra alias Alessandra Murer (31), Sängerin und Gesangslehrerin. (Bild: jav)

Alessandra Murer würde als Königin so einiges für ihre Untertanen tun. Erst mal würde sie den Sechs-Stunden-Arbeitstag einführen. Dazu soll ab sofort jeder Untertan gratis an Lachtherapien teilnehmen können und umsonst Musikunterricht besuchen dürfen.

Wohnen? Das würde sie natürlich im Gütsch. Denn in Luzern würde sie auf jeden Fall bleiben wollen.

«Ich würde Geld und Religionen abschaffen.»
Dominik Meyer, Wirt Jazzkantine

Gastrokönig Domi alias Dominik Meyer (44), Wirt Jazzkantine.

Gastrokönig Domi alias Dominik Meyer (44), Wirt Jazzkantine. (Bild: jav)

Der Luzerner Gastronom Dominik Meyer würde als erstes «die Ursache für alles menschliche Übel und die Ungerechtigkeit» abschaffen. Und zwar Geld und Religionen. Keine kleine Aufgabe für den Anfang.

Ansonsten wäre König Dominik jedoch ein sehr bescheidener. Er würde wohnen bleiben, wo er bereits zuhause ist. «Eigentlich aber nur deshalb, weil ich mit den Kindern einfach nicht schon wieder umziehen möchte. Reine Faulheit also», sagt er lachend. Seine Untertanen würden ihn jedoch als strengen, aber fairen König kennenlernen, ist er überzeugt.

«Weniger Uhren und Touristen, mehr originelle Geschäfte.»
Colette Cassis, Inhaberin Chez Cassis

 

Königin Colette alias Colette Cassis, Inhaberin Café Cassis.

Königin Colette alias Colette Cassis, Inhaberin Café Cassis.

Königin Colette Cassis würde in einem alten, viktorianischen Haus mit viel Charme residieren. Ähnlich wie jetzt schon: «Mein Lokal ist mein Königreich», sagt sie und lacht. Könnte sie regieren, würde sie besonders die Altstadt Luzern ummodeln: «Weniger Uhren und Touristen, mehr originelle Geschäfte. Die Stadt sollte unbedingt wieder belebt werden von einheimischen und speziellen Läden.»

«Das Volk müsste mir huldigen und mir mit Fähnchen zuwinken.»
Irma Stadelmann, Künstlerin

Märchenprinzessin Irma alias Irma Stadelmann (84), Künstlerin.

Märchenprinzessin Irma alias Irma Stadelmann (84), Künstlerin. (Bild: zvg)

«Ich würde mich selten zeigen, aber dann müsste das Volk mir huldigen und mit Fähnchen zuwinken, wenn ich mich prunkvoll präsentiere», sagt die Künstlerin Irma Stadelmann. Zum Auftritt gehören die Utensilien wie im Märchen: Krone, wallender Mantel, Zepter und Thron. «Wenn die Leute eine Königin wollen, dann sollen sie auch eine richtige haben und nicht eine zerlumpte Figur!» Ihre Residenz wäre zwar bescheiden, hätte aber einen riesigen Garten, einen Swimmingpool und dazu die entsprechenden Bediensteten.

Aus Luzern würde sie eine Weltstadt machen, die überall für ihren Frieden berühmt ist. «Und es gäbe keine Obdachlosen mehr. Um sie würde ich mich besonders kümmern», sagt die Künstlerin. Obschon sie selber nie etwas mit Drogen am Hut hatte, ist die Haltung der 84-Jährigen klar: «Hasch legalisiere ich sofort. Dafür würden die Jungen aufgeklärt, wie dumm es ist, solche Drogen zu nehmen.»

«Ich würde die Stadt velofreundlicher machen.»
Irene Bucher, Typografin

Königin Irene und Prinzgemahl Walter alias Irene Bucher (52) und Walter Meister (60).

Königin Irene und Prinzgemahl Walter alias Irene Bucher (52) und Walter Meister (60). (Bild: jav)

Das Königspaar Bucher Meister möchte das Gute in seiner Stadt bewahren. «Wir wüssten gar nicht, was man gross verändern müsste.» Es seien nur kleine Dinge, wo man den Finger draufhalten müsste. Dass die Stadt velofreundlicher werden soll, liegt Königin Irene am Herzen, während Prinz Walter die Substanz der alten Gebäude wichtig ist.

Für ihre Untertanen wünschen sich die beiden eine gesunde Lebenseinstellung. Die Bescheidenheit des Königspaars würde sich hoffentlich auch aufs Volk auswirken. Denn für sich selbst wünscht sich das Paar weder Luxus noch Reichtum.

«Luzern sollte empathischer mit Flüchtlingen umgehen.»
Ruth Rigert, Yogalehrerin

Königin Ruth alias Ruth Rigert, Yogalehrerin Hatha Yoga. (Bild: web)

Königin Ruth alias Ruth Rigert, Yogalehrerin Hatha Yoga. (Bild: web)

Ihre erste Handlung als Königin ist für Ruth Rigert völlig klar: Sie würde das Amt gleich wieder abgeben. «Ich spiele nicht gerne die Chefin», sagt sie. Die Yogalehrerin ist der Meinung, dass in Luzern auch ohne Königin vieles recht gut läuft. Besonders bereichernd findet sie die Naherholungsgebiete und die öffentliche Zugänglichkeit zum See. «Das ist super, auch mit den Badis und Bars rund um das Seebecken.»

Handlungsbedarf sieht sie hingegen rund um das Asylwesen: «Luzern sollte empathischer mit Flüchtlingen umgehen. Wenn ich das Sagen hätte, wären die Gesetze im Asylbereich viel weniger restriktiv.» Das Volk würde diese Königin vermutlich als unkompliziert, spontan und hilfsbereit erleben – aber eben: Die paar Minuten im Amt reichen dafür wohl nicht aus.

Der Dreikönigstag

Am sechsten Januar feiern Christen den Dreikönigstag. Es ist der Tag, an dem die Heiligen Drei Könige nach Bethlehem kamen, um das neugeborene Jesuskind zu sehen und ihre Gaben zu bringen. So überliefert es das Matthäus-Evangelium. Die Heiligen Drei Könige werden auch die Weisen aus dem Morgenland genannt. Kaspar, Melchior und Balthasar brachten als Geschenk Myrrhe, Gold und Weihrauch mit.

An diesem Tag wird der Dreikönigskuchen gegessen, in dem eine Plastikfigur versteckt ist. Wer den König erwischt, darf einen Tag lang befehlen – entsprechend beliebt ist der Brauch bei Kindern. In der Schweiz gehen jedes Jahr rund eine Million Königskuchen über die Ladentische.

Viele Köngiskuchen gehen heute über die Ladentische. Auch bei der Bäckerei Brunner sieht es gluschtig aus.

Viele Köngiskuchen gehen heute über die Ladentische. Auch bei der Bäckerei Brunner sieht es gluschtig aus.

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