Viel ist passiert in diesem Jahr. Wir lassen die wichtigsten Ereignisse noch einmal Revue passieren. Ein konservativer Zuger wurde zum neuen CVP-Präsidenten der Schweiz gewählt. Eine Anti-WEF-Demo in Zug, die Themen Asyl und Sparen polarisierten. Ausserdem musste sich 2016 ein Zuger Ex-Stadtrat vor Gericht verantworten. Doch das ist noch nicht alles.
Blickt man zurück ins vergangene Jahr, stellt man fest: Da war doch einiges los. Es finden sich erfreuliche Ereignisse auf der Zeitachse, aber auch weniger Erfreuliches. Entscheidungen mit langfristiger politischer Tragweite – allen voran die Auseinandersetzungen ums Dauerthema Sparen – und solche mit kurzfristigem Unterhaltungswert. Kurzum: Zug hat sich bewegt.
Die Chronologie wichtiger Ereignisse finden Sie hier:
Januar 2016
Gerhard Pfister will die CVP aus dem Jammertal führen. An der Dreikönigskonferenz der Zuger CVP im Hotel Ochsen kündigt der am rechten Rand seiner Partei politisierende Zuger Nationalrat seine Ambitionen aufs nationale Präsidium an. Mit Erfolg, wie man noch sehen wird.
Grosser Fall von Wirtschaftskriminalität am Strafgericht Zug. Hans-Jürgen und Karin Käfer und ihre Komplizen (die «Käfer-Truppe») sollen Tausenden von Kleinanlegern mit wertlosen Aktien das Geld aus der Tasche gezogen haben. Max Entertainment hiess die Firma, welche die Kampfsportart Martial Art aus den USA in Europa etablieren wollte, TV-Shows wurden organisiert, Telefonverkäufer versprachen das Blaue vom Himmel, die Truppe schwamm bald im Geld. Doch alles war laut dem Staatsanwalt nur ein grosser Bluff.
Martin Pfister (CVP) wird als Nachfolger von Peter Hegglin trotz Konkurrenz im ersten Wahlgang in den Zuger Regierungsrat gewählt. Der Historiker holt 17’844 Stimmen. Einen Achtungserfolg erzielt SP-Kandidat Zari Dzaferi mit 8540 Stimmen, Stefan Thöni von den Piraten bekommt 1547 Stimmen.
Kantonsrätin Jolanda Spiess-Hegglin hisst ihre Fahnen neu bei der Piratenpartei; sie ist bei den Grünen ausgetreten wegen eines Beitrags im Bulletin der ALG, der sich über sie lustig macht.
Ungewohnte Szenen in Zug: Eine unbewilligte Demonstration gegen das WEF sorgt für ein Polizeigrossaufgebot und emotionale Diskussionen. Die einen finden das Aufgebot völlig unverhältnismässig. Andere finden es gerechtfertigt und regen sich auf über die Kundgebung.
Februar
Die Asylsituation ist angespannt, Wohnraum knapp und umstritten. Roman Hotz von der Hotz Obermühle AG will eine Unterkunft auf einem Grundstück im Zentrum Baars realisieren und diese dem Kanton zur Verfügung stellen. Es wird Kritik an seinen Motiven geübt. Die SVP Baar übt Druck auf den Gemeinderat aus, damit dieser auf Hotz einwirke, sein Gesuch zurückzuziehen. Sie will keine Asylanten im Zentrum, diese gehörten an die Peripherie. Die Partei bewirtschaft das Thema, es hagelt rund 70 Einsprachen aus der Nachbarschaft.
Der Zuger Kantonsrat schüttet das Kind mit dem Bade aus: Er streicht die Deutschpflicht aus dem Gesetz, das die Bedingungen für eine Niederlassungsbewilligung regelt. Die Linke findet das «erschreckend» und «skrupellos» und kritisiert die Bürgerlichen. Die Regierung wollte ursprünglich Ausnahmen für vermögende Ausländer.
Die Stadtzuger sagen mit 52,26 Prozent Ja zum umstrittenen Bebauungsplan Salesianum. Auf dem Areal können nun 56 Wohnungen gebaut werden. Es ist die zweite Abstimmung. 2011 votierten 54,5 Prozent für den Plan, der Entscheid wurde jedoch vom Zuger Verwaltungsgericht quasi umgestossen, weil die geplanten Wohnhäuser nicht der Bauordnung entsprachen.
Die Zwischennutzung «Kolin 21» geht mit einer interessanten Kunstausstellung zu Ende. Anschliessend wird die Brandruine geschleift, damit der städtische Neubau entstehen kann.
Es ist Fasnachtszeit: Wir waren am Zuger Kinderumzug und fotografierten die fluffigsten Kostüme. So herzig!
Die Eritrea-Reise von schweizerischen Parlamentariern sorgt für Schlagzeilen. Der Baarer SVP-Nationalrat Thomas Aeschi bestreitet, dass Eritrea ein Überwachungsstaat ist. Die Parlamentarier hätten sich frei bewegen können, die Menschen sprächen positiv über das Regime. Für Aeschi ist deshalb klar: Das sind alles Wirtschaftsflüchtlinge. Amnesty International sieht das anders und widerspricht.
März
Mit dem erst 20-jährigen Joshua Weiss (FDP) ist die Jugend im Grossen Gemeinderat Zug ein klein wenig besser vertreten. Als fünfter Ersatzkandidat hat er selber nicht damit gerechnet. Aber das kam so: Mathias Wetzel sagte als Erster zu. Die Plätze zwei bis vier wollten nicht antreten. So kam plötzlich Joshua Weiss ins Gespräch. Wetzel und Weiss rücken für die zurückgetretenen Ratsmitglieder Etienne Schumpf und Simon Rohrer nach.
Die Milliardenverluste des Rohstoffriesen Glencore sorgen für Sorgenfalten beim Kanton. Da Zug über eine heterogene Rohstoffbranche verfüge, glichen sich konjunkturelle Schwierigkeiten untereinander aus, sagt der kantonale Finanzdirektor Heinz Tännler zwar. Es sei schwer abzuschätzen, ob sich der Verlust, den Glencore verzeichnet hat, auf die Zuger Steuererträge auswirken wird. Dennoch bleibt die Sorge bestehen, dass die Kantonsfinanzen noch mehr in Schieflage geraten.
Gerhard Pfisters Äusserung, man solle doch gezielt Christen, Frauen und Kindern Asyl gewähren, sorgt für Irritation. «Alles falsch verstanden», kontert der CVP-Präsident in spe. Wenn es von ihm komme, sei es zuerst mal verwerflich.
April
Studentin, Piratin und bald Richterin? Die Piratin Biljana Lukic kandidiert bei der Ersatzwahl fürs Verwaltungsgericht. Unerhört, findet das Establishment, sie stösst damit bei anderen Parteien auf wenig Gegenliebe.
Daniel Brunner kämpft seit Jahren für Tempo 30 auf der Grabenstrasse in Zug. Mit weiteren Anwohnern ist er mit dem Anliegen bis vor Bundesgericht gezogen, das ihm nun Recht gibt. Das Urteil stösst in anderen Städten auf Resonanz. Doch Brunner sieht voraus, dass die lärmgeplagten Anwohner noch lange keine Ruhe haben werden.
Die Sika-Besitzerfamilie Burkard haut auf die PR-Trommel: Mit einer APG-Plakatkampagne macht sie ihre Verkaufspläne an St. Gobain beliebt. Die Geschichte wird Zug und die hiesigen Gerichte das ganze Jahr über beschäftigen.
Mai
Die Stadt Zug verzichtet künftig auf die Unterstützung des Vereins Dampferfreunde Vierwaldstättersee, es geht um gerade mal 100 Franken. Der Imageschaden durch die nationalen Schlagzeilen ist um einiges grösser.
122 Namen aus der Zuger Finanzbranche tauchen in den Panama-Papers auf. Was bedeutet das für Zug?
Die Überbauung Unterfeld zwischen Zug und Baar gibt viel zu reden und zu streiten im Zuger Stadtparlament. Für 275 Millionen Franken soll ein komplett neuer Stadtteil auf Zuger und Baarer Gemeindegebiet entstehen, sechs Hochhäuser mit bis zu 60 Metern Höhe, 700 Wohnungen, Platz für rund 2500 Menschen. Dazu gehören auch preisgünstige Wohnungen. Der Zuger Stadtrat ist dafür, bürgerliche Parteien sehen dies als Chance für Zug. Die Bau- und Planungskommission, Linke und Grünliberale finden die Überbauung zu klotzig, sprechen von «Pariser Banlieues», finden den Bebauungsplan unbefriedigend. Das letzte Wort hat die Zuger und die Baarer Bevölkerung im Februar 2017.
Juni
Die Zuger Kantonalbank am Postplatz Zug erstrahlt in neuem Glanz. Die 180 Mitarbeiter konnten wieder in ihren renovierten Hauptsitz zurück kehren. Rund vier Jahre dauerten die aufwendigen Umbauarbeiten – ein Jahr länger als geplant. Grund dafür war der Brand vom 17. Juli 2014.
Das Casino-Theater Zug schliesst seine Türe für die Renovation. Die Kulturveranstaltungen der Theater- und Musikgesellschaft Zug werden deshalb dezentral an verschiedenen Orten in Zug stattfinden, hauptsächlich in der Shedhalle.
Juli
Strafprozess gegen den früheren FDP-Stadtrat Ivo Romer, der Vermögen einer reichen Witwe abgezweigt haben soll, deren Vertrauen er gewonnen hatte. Gleich zwei Staatsanwältinnen untersuchten den Fall und legten eine 300 Seiten dicke Anklageschrift vor. Romer kooperierte nicht bei der Untersuchung, weshalb langwierige Recherchen im In- und Ausland nötig waren, um ihm die Straftaten nachzuweisen. Die Anklage fordert knapp sieben Jahre Gefängnis für den früheren Finanzvorsteher der Stadt Zug. Dieser bestreitet die ihm vorgeworfenen Machenschaften.
Das Sparpaket namens «Entlastungsprogramm II» über 40 Millionen Franken kommt im Kantonsrat durch – doch sofort kündigt sich Widerstand an, in Form eines Referendums.
Am Obergericht läuft der Berufungsprozess des mutmasslichen Doppelmörders, der 2009 eine vermögende Zugerin und deren Haushälterin in einem Penthouse am Eschenring auf brutalste Weise ermordet haben soll. Der Verteidiger des Handwerkers argumentiert, alles sei ganz anders gewesen und die Millionärin sei an einem epileptischen Anfall gestorben.
Gemeinde- und Kantonsrat Willi Vollenweider ist aus der SVP ausgetreten. Grund ist die auf Bundesebene von allen bürgerlichen Parteien beschlossene Halbierung der Armee und ihre Nicht-Unterstützung des dagegen ergriffenen Referendums. Vollenweider ist Mitglied der armeefreundlichen Giardino-Gruppe. Die SVP Stadt Zug spricht von «unterschiedlichen Auffassungen bezüglich der Wertehaltung, Fokussierung und Zielsetzungen der SVP in Bezug auf die nationale Sicherheit».
Der Pharmariese Roche Diagnostics entlässt 44 Personen in Rotkreuz. Die Gewerkschaft Unia protestiert lautstark, obwohl sie bei Firmen mit Einzelarbeitsverträgen nicht mitreden kann.
August
Das «Ship of Tolerance» am Zugersee ist ein Jekami-Projekt: Jeder kann mitbauen, auch ein falscher Handwerker.
September
Stierenmärt in Zug: Ein böser Stier dreht im Munirating fast durch.
Die kantonale Mundart-Initiative der SVP wird am 25. September vom Stimmvolk abgelehnt. Das Volk spricht sich klar – mit 62,48 Prozent – für den Gegenvorschlag aus. Damit schafft es ein sanftes Gesetz.
Keine Chancen bei den Stadtzugern hat auch die Doppel-Initiative, welche einen Wiederverkauf des Landis & Gyr-Gebäudes und den Verbleib der Stadtverwaltung in der Altstadt verlangte. Die Mogelpackung wurde durchschaut, finden die Gegner. Damit kann die Stadtverwaltung ihren Umzug weiter planen.
Oktober
Die umstrittene Zuger Therapeutin und «Nacherzieherin» Sefika Garibovic, die ein Büro für Konfliktmanagement in Zug betreibt, veröffentlicht ihr Buch «Konsequent Grenzen setzen – Vom Umgang mit schwierigen Jugendlichen». Garibovic kritisiert darin die «Sozialindustrie» und erregt Aufsehen mit ihren Aussagen über Ritalin.
Der Neuheimer Sozialvorstand Franz Keiser ist in den Schlagzeilen. FDP und SVP fordern seinen sofortigen Rücktritt. Der Grund sind Unregelmässigkeiten in seiner Abteilung. Keiser sieht das gelassen und will auf keinen Fall zurücktreten. Der Gemeinderat steht hinter ihm, wenn er sich an vereinbarte Bedingungen hält.
Das Urteil gegen drei Jugendliche steht fest, welche Alain M. im Herbst 2015 auf der Schützenmattwiese brutal verprügelten; er beging danach Suizid. Der Prozess fand grosse Beachtung, auch weil der Vater Alains viel über die Sozialen Medien kommunizierte. Er wollte beim Prozess anwesend sein. Das Gericht lehnte sein Ansinnen zuerst mit Hinweis auf das Jugendstrafrecht ab und genehmigte es dann doch.
November
Das Sparpaket des Kantons über 40 Millionen Franken wird nach einem emotionalen Abstimmungskampf von den Stimmbürgern bachab geschickt. Und zwar mit 53,3 Prozent Nein-Stimmen. Der Urnengang war von Pannen begleitet: In den Abstimmungsunterlagen stand zum Beispiel «Entlassungsprogramm». Einer von zwei Druckfehlern.
Mysteriöse Geschichte: Der ehemalige Zuger Stadtarchitekt Heinz Schöttli ist auf der Flucht vor der Justiz. Ihm sollte in Österreich wegen Bestechlichkeit und Amtsmissbrauch der Prozess gemacht werden.
Den Zuger Innovationspreis geht 2016 an den Pharmariesen Roche-Diagnostics. Das sorgt für Kritik. Warum bekommen den Preis nicht Unternehmen, die den Zustupf nötig hätten? Das spiele keine Rolle, die Innovativität zähle, kontern die Preis-Verantwortlichen beim Kanton.
Protest von Tierschützern vor der Galvanik. Kritisiert wird der Auftritt der Band Tyr von den Färöer-Inseln, deren Sänger die Jagd auf Grindwale verherrliche. Trotz des FB-Shitstorms sagt der Club das Konzert nicht ab. Die Demo findet ebenfalls statt.
Dezember
Der Zuger CVP-Gemeinderat Hugo Halter ist der höchste Stadtzuger. Der Grosse Gemeinderat Zug wählt ihn zum nächsten Ratspräsidenten, 38 von 39 Räten schreiben den Namen des 57-jährigen Nidwaldners auf den Stimmzettel. Halter löst Karin Hägi von der SP ab. Er wolle ein Präsident für alle sein, betont Hugo Halter, er werde aber auch einschreiten, wenn es nötig sei, sagt der Vizekommandant der Zuger Polizei.
Jolanda Spiess-Hegglin tritt aus dem Kantonsrat zurück, will Shitstorm-Opfern helfen und macht allen Wutbürgern ein Weihnachtsangebot.
Mit Manuela Weichelt-Picard übt die erste Grüne das Amt des Landammanns aus. Zum zweiten Mal nach Brigitte Profos in den Jahren 2005/2006 steht somit eine Frau der Kantonsregierung vor. Manuela Weichelt sagte, sie wolle eine Frau Landammann für alle Zugerinnen und Zuger sein.
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