Luzern: Neues Team krempelt Altstadt-Beiz um

Die «Braui» setzt neu auf Einheimische – und Ü30-Fasnächtler

Alois Keiser (rechts), Geschäftsführer Rathaus Brauerei, Julia Schwöbel, Verwaltungsratspräsidentin Gambrinus Gastronomie AG und Reinhard Knispel, Braumeister Rathaus Brauerei.

(Bild: Gian Waldvogel)

Nach einer zweimonatigen Renovationsphase zeigt sich die Rathaus-Brauerei Gaststätte eine Spur moderner. Nach dem überraschenden Pächter-Wechsel positioniert sich das Haus neu und will an alte Erfolge anknüpfen. Und während der Fasnacht will man der klassischen Beizenfasnacht Platz bieten – auch wenn nicht alle eingelassen werden.

Die Rathaus Brauerei im Arkadengeschoss des italienischen Renaissance-Baus aus dem frühen 17. Jahrhundert durchlief in den letzten Monaten tiefgreifende Veränderungen: Dem früheren Pächter Hans-Ruedi Bachmann wurde auf September 2016 gekündet, die Besitzerfamilie Schwöbel übernahm das Lokal in Eigenregie (zentralplus berichtete). Laut Baubewilligung wurden rund zwei Millionen Franken in die Renovation investiert. Seit dem 2. Dezember hat das Restaurant wieder geöffnet, diesen Samstag ist Tag der offenen Tür.

Der neue Geschäftsführer Alois Keiser möchte die Brauerei wieder vermehrt lokalen Gästen schmackhaft machen. Diese blieben in letzter Zeit etwas aus, während viele Touristen das Lokal besuchten. Keiser hat sich bewusst für einen Tag der offenen Tür und gegen einen geschlossenen Promi-Anlass entschieden: «Wir heissen alle Luzernerinnen und Luzerner willkommen, die renovierte Brauerei, die Bier-Pipeline und den Stadtkeller zu besichtigen.»

Alois Keiser, Teilhaber und Geschäftsführer Gambrinus Gastronomie AG, Eckhard Schwöbel, Liegenschaftsbesitzer Stadtkeller Luzern, Julia Schwöbel, Verwaltungsratspräsidentin Gambrinus Gastronomie AG.

Alois Keiser, Teilhaber und Geschäftsführer Gambrinus Gastronomie AG, Eckhard Schwöbel, Liegenschaftsbesitzer Stadtkeller Luzern, Julia Schwöbel, Verwaltungsratspräsidentin Gambrinus Gastronomie AG.

(Bild: zvg)

Ein Ort für jedermann

Die Braui soll ein Ort für alle sein. «Die Preise unserer Menüs sind moderat.» Diese Offenheit ist Keiser sehr wichtig: «Die Restaurant Rathaus Brauerei kann man im Gegensatz zum Stadtkeller nicht komplett für exklusive Abende mieten.» Der Stadtkeller und die Rathaus Brauerei werden neu von einer gemeinsamen vierköpfigen Geschäftsleitung geführt, mit Keiser als Vorsitzender. Auch das Personal wechselt flexibel zwischen den Betrieben.

Tag der offenen Tür in der Braui

Am 10. Dezember laden der Stadtkeller und die Rathausbrauerei zum Tag der offenen Tür. Zwischen 10.00 und 17.00 Uhr können die Besucherinnen und Besucher an der Brauereiführung teilnehmen. Details zur Veranstaltung finden Sie hier.

Das Zwickelbier und die saisonalen Spezialbiere von Braumeister Reinhard Knispel werden direkt von den fünf 500-Liter-Tanks gezapft. Das Bier aus der Brauerei versorgt ebenfalls den Stadtkeller. Denn es besteht nicht nur eine personelle, sondern auch eine physische Verbindung zwischen den beiden Betrieben: eine Bierleitung unter der Eisengasse. «Als die Anlage gebaut wurde, war sie eine Referenz für die Craft-Beer-Brauereien in Europa», so Braumeister Knispel.

«Alle unsere Speisen kommen aus lokalen Betrieben.»

Alois Keiser, Geschäftsführer Rathaus Brauerei

Der Bezug zu Luzern ist Keiser auch auf dem Menüplan wichtig. «Alle unsere Speisen kommen aus lokalen Betrieben.» Es besteht eine enge Zusammenarbeit mit den Luzerner Metzgereien Doggwiler und Blättler. Auf dem Teller kommt – wie gehabt – gutbürgerliche Kost mit Referenzen zur traditionellen Brauerei-Küche: Weisswürste mit Brezel, Güggeli, Nürnberger Rostbratwürstchen und geschmorter Rinderbraten.

Fleischloses spielt auf der neuen Karte wenig überraschend eine untergeordnete Rolle, Vegetarier müssen sich mit einer kleinen Auswahl zufrieden geben. Alois Keiser kann es nicht allen recht machen: «Als Gastronom muss man ein Konzept auch mal durchziehen. Bei uns sind alle willkommen, aber unsere Gäste wünschen sich mehrheitlich Fleisch.» Wer die wiedereröffnete Rathaus Brauerei besucht, wird das neue Ambiente spüren.

Frische Innenausstattung

Keiser und sein Braumeister Reinhard Knispel präsentieren stolz das erneuerte Innere der Braui. Verantwortlich für den frischen Look sind das Luzerner Architekturbüro Lussi und Partner und der Zürcher Innenarchitekt Matthias Buser. Ein besonderes Novum: die Videoinstallationen der Luzerner Künstlerin Irene Naef. Im Restaurantbereich und in der Brauerei projiziert Naef Nahaufnahmen von Bier an die Arkadenbögen und Wände.

Eichenholz und Rottöne geben der Braui ein neues Ambiente.

Eichenholz und Rottöne geben der Braui ein neues Ambiente.

(Bild: Alois Keiser)

In der Bar im Eingangsbereich ziert ausserdem ein grosses Biergemälde von Naef die Raumdecke. Die modernisierte Innenarchitektur in der Bar harmoniert mit den fünf neuen, massiven Biertanks. Im Restaurantbereich wurde die Möblierung erneuert, hier dominieren neu dunkle Kupfertöne und Eichenholz, sie bilden so einen interessanten Kontrast zur hellen, farbigen Decke.

Die Bar mit den fünf massiven Biertanks und dem Deckengemälde von Irene Naef.

Die Bar mit den fünf massiven Biertanks und dem Deckengemälde von Irene Naef.

(Bild: Alois Keiser)

«Konstruktive Zusammenarbeit»

Die Bauleitung und die Finanzierung der Renovation übernahmen die Schwöbels. Die langjährigen Besitzer des Stadtkellers und der Rathaus Brauerei lassen Keiser viel Handlungsspielraum. Er und Knispel haben in der operativen Ausgestaltung freie Hand. Keiser, der auch Teilhaber der Gambrinus Gastronomie AG ist, arbeitet mit der Familie seit Jahren zusammen.

Zuvor war er acht Jahre Geschäftsführer im Stadtkeller und kam nach einem kurzen Intermezzo als Geschäftsführer in der Autobahnraststätte A2 in Uri zurück nach Luzern. «Wir haben eine sehr konstruktive Zusammenarbeit. Es freut mich sehr, die neue Herausforderung in Luzern in Angriff zu nehmen.»

«Wir lassen nur Ü30-er rein!»

Alois Keiser, Geschäftsführer Rathaus Brauerei

Auch der Luzerner Brauchtum findet in der Braui ein Zuhause: Während der Fasnacht wird es nicht nur rund um das Rathaus, sondern auch im Arkadengeschoss wild zu und her gehen. Während der fünften Jahreszeit werden Kleinformationen in der Braui auftreten.

Ü30-Partys während der Fasnacht

Die jungen Fasnächtler müssen jedoch draussen bleiben: «Wir lassen nur Ü30-er rein», kündet der Geschäftsleiter an. «Das ist nicht gegen die jüngeren Gäste gerichtet, jedoch besteht eine grosse Nachfrage nach der traditionellen Beizenfasnacht.» Der Stadtkeller ist bekannt für sein Fasnachtsprogramm, nun zieht auch die Brauerei nach. Veranstaltungen sind vorerst nicht geplant: «Zuerst geht es mir darum, dass unsere Gastronomie läuft.» Keiser schliesst aber nicht aus, dass in Zukunft auch Veranstaltungsreihen und Events in der Braui Platz finden werden.

 

Sie geben neu den Ton an in der Rathaus Brauerei: Alois Keiser (rechts), Geschäftsführer Rathaus Brauerei, Julia Schwöbel, Verwaltungsratspräsidentin Gambrinus Gastronomie AG und Reinhard Knispel, Braumeister Rathaus Brauerei.

Sie geben neu den Ton an in der Rathaus Brauerei: Alois Keiser (rechts), Geschäftsführer Rathaus Brauerei, Julia Schwöbel, Verwaltungsratspräsidentin Gambrinus Gastronomie AG und Reinhard Knispel, Braumeister Rathaus Brauerei.

(Bild: Picasa)

Braumeister Knispel verrät uns zum Schluss des Gesprächs noch ein kleines Geheimnis: Nach Weihnachten wird er sich an ein neues Bier wagen. Ein dunkler Bock. Na dann, Prost!

Und übrigens: Stets das Neuste aus der lebendigen Luzerner Gastroszene finden Sie in unserem Dossier.

Weitere Eindrücke finden Sie hier in der Bildergalerie:

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