Hochschule setzt auf Fahrgemeinschaften

Die digitale Alternative zur zehnspurigen Autobahn

Die Software Hitchhike bringt Fahrgemeinschaften zusammen. (BIld: zvg.)

Fahrgemeinschaften nutzten Autos besser aus und könnten so Pendlerstaus verhindern, sagen die Gründer von HitchHike. Ihr Programm errechnet die sinnvollsten Fahrer-Beifahrer-Kombinationen, beispielsweise für die Studenten der Hochschule Luzern.

Ab kommender Woche wird ein zusätzlicher Pendlerstrom an Studenten und Mitarbeitern gegen Rotkreuz ziehen. Grund dafür ist der neu eröffnete Campus Zug-Rotkreuz der Hochschule Luzern. Einige werden sich für Bahn, Velo oder Füsse entscheiden. Andere aber werden sich lieber ins Auto setzen. Alleine in einen Vierplätzer, wie ineffizient! Das fanden auch die Gründer von HitchHike und entwickelten ein System, das unkompliziert Fahrgemeinschaften auf Pendlerstrecken ermöglicht.  

Bereits auf den Zug aufgesprungen, oder in diesem Fall auf die Fahrgemeinschaft, ist die Hochschule Luzern –Technik & Architektur und neu auch deren Departement Informatik in Rotkreuz. Studenten und Mitarbeiter erhalten Zugang zur HitchHike-Community und können da die vorgeschlagenen Fahrgemeinschaften prüfen und umsetzen.

 «Was, wenn wir das besser organisieren?»

Vor fünf Jahren standen vier Studenten der Hochschule Luzern in der Kaffeeecke und diskutierten den morgendlichen Stossverkehr. Typisch Donnerstag, da kommen die Teilzeitstudierenden zur regulären Blechlawine hinzu und füllen den Hochschul-Parkplatz erst recht.

Und alle sind sie alleine im Auto, mit drei bis vier leeren Plätzen. Dabei müssen doch alle etwa zur selben Zeit an den selben Ort. Was noch fehlt, ist die Koordination der verschiedenen Routen zu diesem Ort. «Was», überlegte einer der vier laut, «was, wenn wir das besser organisieren?»

Also organisierten sie es besser. HitchHike hat eine Software entwickelt, die sogenannten Communities die Organisation von Fahrgemeinschaften erleichtert. Der Nutzer gibt seine Daten ein und bekommt Vorschläge zu sinnvollen Fahrgemeinschaften zugeschickt.

Einfach organisierte Fahrgemeinschaften

Zu den vier Gründern gehörten ein Maschinenbauingenieur, zwei IT-Spezialisten und ein Wirtschaftsingenieur. «Unsere Kernleistungen konnten wir von Anfang an aus eigenen Ressourcen schöpfen», erzählt Jean-François Schnyder, der Wirtschaftsingenieur aus dem Gründerteam. Mit Ressourcen seien in diesem Zusammenhang vor allem Konzeption, mathematische Grundgerüste der Software und das Vorantreiben des Projektes gemeint. «Bis heute können wir uns keine Löhne auszahlen», sagt Jean-François Schnyder. Die Nutzerzahlen stimmen jedoch zuversichtlich. Zirka 1500 User benützen HitchHike in fünf verschiedenen Communities.

Das System von HitchHike gleicht somit einer digitalen Alternative zu einer zehnspurigen Autobahn. «Die Fahrzeuge von Pendlern sind im Schnitt mit etwas mehr als einer Person bestückt», sagt Jean-François Schnyder. Logischerweise könnte man also bei optimaler Ausnutzung auf drei Viertel aller Autos verzichten.

«Städte und Gemeinden sollen den Nutzen erkennen»

«Unser Ziel ist es, dass Städte und Gemeinden den Nutzen erkennen und als Vermittler auftreten können. Den Pendlern und den ansässigen Unternehmen kann man das Angebot sehr einfach zugänglich machen», meint Jean-François Schnyder. Alle Beteiligten und Betroffenen würden profitieren, er zählt auf: Mehr Wohnqualität für die Bewohner eines Einzugsgebietes, mehr Sicherheit auf den Strassen durch weniger Verkehrsaufkommen, plus kann unter den Mitarbeitenden eines Unternehmens, die das Angebot nutzen, ein neues Netzwerk entstehen.

Keine Konkurrenz zum ÖV

Aber wieso benutzt man nicht einfach Bus, Bahn oder Schiff? Die Schweiz verfügt schliesslich über ein vergleichsweise dichtes öV-Netz. Wir fragen nach beim Departement Technik und Architektur der Hochschule Luzern, welches HitchHike bereits nutzt. Der Direktor des Departements, Viktor Sigrist, meint dazu: «Nicht alle Regionen sind durch den öffentlichen Verkehr gleich gut erschlossen.» Ein Stundenplan, der nicht im Verkehrstakt läge, mehrfaches Umsteigen oder zu wenig dichte Fahrpläne: Dies alles seien letztlich Gründe, um auf eine Fahrgemeinschaft im Pendelverkehr zu setzen.

Und Jean-François Schnyder von HitchHike ergänzt: «Wir wollen auf keinen Fall eine Konkurrenz zum öffentlichen Verkehr sein!» Das Angebot soll den öV ergänzen.

Kein Lohn, dafür erste Erfolge

Noch verdienen die Unternehmer von HitchHike kein Geld. Für die Hochschule Luzern lohnt sich das Projekt jedoch bereits: Im Gegenzug für Büroräume und Infrastruktur darf die Hochschule HitchHike für ihre Community anbieten und erntet bereits die Früchte. Viktor Sigrist: «Die entstandenen Probleme mit Verkehrsrückstaus in den umliegenden Wohnquartieren konnten durch das Carpooling-Projekt HitchHike entschärft werden.»

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