Zuger Pfarrei St.Michael vorläufig im Trockenen

Ein Rettungs-Duo für die Pfarrei in der Krise

(Bild: wia)

Der abtretende Pfarrer der Pfarrei St.Michael in Zug wird künftig von einem afrikanischen Pfarrer und einer Pfarreileiterin ersetzt. Jedenfalls vorläufig. Bammel haben die beiden keinen. Aber ein Problem.

Die Zuger Pfarrei St.Michael hat eine turbulente Zeit hinter sich. Der Pfarrer Mario Hübscher hat letzten Herbst demissioniert, zuvor war der Kirchenratspräsident von der Kirchgemeinde abgewählt worden, zudem gab es mehrere Wechsel im Kirchenrat (zentral+ berichtete). Nun soll wieder Ruhe einkehren, doch das gestaltet sich nicht einfach, denn es konnte kein definitiver Pfarrer für die Pfarrei gefunden werden. Entsprechend hat sich die Kirchgemeinde anderweitig geholfen und überlässt einem Pater mit afrikanischen Wurzeln und einer Frau für ein Jahr das Zepter.

Die Theologin Sibylle Hardegger war bis 2010 Regionalverantwortliche des Bistums Basel und hat in verschiedenen Kirchgemeinden als Pastoralassistentin gearbeitet. Der Kirchenratspräsident Patrice Riedo präzisisert: «Sie wird künftig die Pfarreileitung übernehmen. Das heisst, sie hat die Verantwortung über die Pfarrei und die Leitung übers Personal.»

Hardegger tritt während einer unruhigen Zeit in die neue Pfarrei ein und ist sich der Herausforderung bewusst. Dennoch erklärt sie: «Ich bin bis jetzt noch nie in eine Pfarrei gekommen, von der man gesagt hat, dass sie einfach sei. Mich interessiert das aber nicht. Ich werde an meinem ersten Tag dort eintreten und dann schauen, was mich erwartet.»

Vom hohen Norden herunter nach Zug

Während der letzten vier Jahren war Hardegger im hohen Norden tätig, hat sich der Bekanntheit der dortigen Pilgerwege und Wallfahrtsorte angenommen und ein Praktikantenprojekt für Jugendliche aufgegleist. Gerade erst ist sie zurückgekommen in die Schweiz. «Ich brenne darauf, wieder in die Pfarreiarbeit einzusteigen, nachdem ich lange ganz etwas anderes gemacht habe», erklärt Hardegger.

«Mein Problem ist, dass ich nicht Priester bin, sprich, dass ich als Frau nicht alle Aufgaben übernehmen kann.»

Sibylle Hardegger, ab August die neue Pfarreileiterin von St. Michael

Eigene Ziele will sie im kommenden Jahr nicht verfolgen: «Es ist nie gut, wenn man seine eigenen Ziele voranstellt. Ich komme in eine Gemeinschaft, die schon lange da ist. Meine Aufgabe wird es sein, diese zu begleiten, Charismen aufzunehmen und zur Entfaltung zu bringen.» Da die Pfarreileiterin nur vorübergehend in der Pfarrei St. Michael tätig sein werde, dürfe sie sowieso keine grossen Veränderungen anbringen. «Mein Problem ist, dass ich nicht Priester bin, sprich, dass ich als Frau nicht alle Aufgaben übernehmen kann.» Und hier kommt Pater Benjamin Kintchimon ins Spiel.

Das Duo kennt sich noch nicht

Der gebürtige Beniner hat in Bonn Theologie studiert, wurde 2009 zum Priester geweiht und lebt seit 2010 im Missionshaus Maria Hilf in Steinhausen. Bisher hatte er eine Stelle als Vikar in Affoltern am Albis inne und wird ab August die Gottesdienste und Trauungen der Pfarrei St.Michael übernehmen.

Hardegger und Kintchimon haben sich am Sonntag zum ersten Mal persönlich getroffen. Ihr Fazit: «Ich habe diesbezüglich gar keine Bedenken und bin überzeugt, dass das gut geht. Dass Pater Ben aus Benin stammt und somit sicher auch Teile einer anderen Kultur einbringt, finde ich spannend», so die künftige Pfarreileiterin. Auch Pater Ben ist zufrieden mit dem Treffen. «Ich habe Frau Hardegger als sehr angenehmen Menschen erlebt, als kompetent und erfahren. Ich kann bereits bestätigen, dass sie die richtige Person ist für die Aufgabe in dieser Übergangsphase.»

Auch Pater Ben ist sich der turbulenten Geschichte der Pfarrei bewusst. Doch genau wie Hardegger schaut er lieber nach vorne: «Ich komme mit einem reinen Herzen herein und wir versuchen, einen Neuanfang für die Pfarrei zu finden. Es ist aber klar, dass die Menschen bei solchen Wechseln sowohl Freude als auch Schmerz empfinden.»

«Ich erwarte nicht, dass mich jeder gleich umarmt.»

Der neue Pfarrer von St. Michael, Pater Ben Kintchimon

Hat er deshalb etwas Bammel vor dem Job? «Natürlich weiss ich nicht, wie die Leute reagieren, wenn ich als afrikanischer Pfarrer in diese Kirche eintrete. Ich erwarte aber auch nicht, dass mich jeder gleich umarmt. Schlussendlich sind wir aber alle Brüder und Schwestern, da wir den selben glauben Teilen, und ich will den Leuten natürlich und menschlich begegnen.»

Hoffnung auf Fixbesetzung im nächsten Jahr

Wenn die Pfarrei St.Michael doch Schwierigkeiten hat, einen definitiven Pfarrer zu finden: Warum könnte da Pater Benjamin Kintchimon nicht einfach für länger bleiben? Riedo erklärt: «Pater Ben hat in seinem Orden in Steinhausen selber Aufgaben, die es zu erfüllen gilt. Auch Frau Hardegger ist eigentlich im Bistum, um Aufgaben zu erfüllen. Es ist nicht selten, dass solche Stellen wie in unserer Pfarrei ad interim besetzt werden.»

Das eigentliche Problem, einen Nachfolger für Pfarrer Mario Hübscher zu finden, wurde also noch nicht behoben. Ist es überhaupt realistisch, die Stelle im kommenden Jahr zu besetzen? «Pfarrer suchen häufig in zyklischen Abständen nach neuen Stellen. Insbesondere, wenn sie unterrichten. Sie schliessen ihr Schuljahr ab und beginnen erst dann zu suchen», so Riedo. Er sei deshalb zuversichtlich, dass die Pfarrei die Stelle auf Sommer 2016 besetzen könne.

Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


0 Kommentare
    Apple Store IconGoogle Play Store Icon