Meier schafft Klarheit bei der Kunstgesellschaft

«Es ist ja klar, der Fehler liegt bei uns»

Richard T. Meier übernimmt im Januar die Leitung der Zuger Kunstgesellschaft. Ein hoffnungsvoller Neubeginn nach viel Knatsch. (Bild: zvg)

Endlich eine neue Führung, endlich den internen Streit hinter sich lassen. Die Zuger Kunstgesellschaft wählt einen neuen Präsidenten und fängt von vorne an. Den Traum vom neuen Kunsthaus träumt die Gesellschaft weiter. Und er hat noch nie so realistisch geklungen wie jetzt. Nachdem er von der Politik abgeschossen wurde.

Erst nachdem der Stimmenzähler seinen prüfenden Blick über die erhobenen Hände geworfen hat, ist klar: «Das ist einstimmig.» Die Kunstgesellschaft Zug hat Richard T. Meier zu ihrem neuen Präsidenten gewählt, mit null Enthaltungen und null Gegenmehr. Meier hatte davor eine kurze Ansprache gehalten, «damit Sie mich ein bisschen spüren können, bevor Sie darüber entscheiden, ob ich das machen soll.» Aber viel zu entscheiden gab es da nicht, die Kunstgesellschaft war sichtlich erleichtert darüber, dass überhaupt jemand da ist, der ihre Geschicke in die Hand nehmen will.

Denn der Frust über das abgeschmetterte Projekt «Neues Kunsthaus» ist spürbar. «Sie haben sicher alle vernommen, dass Stadt und Kanton das Projekt ganz abrupt beendigt haben», sagt Christine Kamm, die die Kunstgesellschaft seit dem Rücktritt von Andreas Brütsch ad interim geleitet hatte. Der neue Präsident hätte eigentlich gewählt werden sollen, um eine der Bedingungen der Politik für ein neues Kunsthaus zu erfüllen: Ein neuer Präsident, ein Ansprechpartner, der über den Querelen steht (zentral+ berichtete). Die Politik hat sich abgewendet, Meier ist trotzdem da. Und schafft es, die Stimmung in zwei Sätzen zu wenden.

 Erstens geht es lange, zweitens ist morgen alles anders

«Ich bin gar nicht unglücklich darüber, dass dieses Projekt beerdigt wurde», sagt er und überrascht damit das Publikum. «Ich habe oft gedacht, hoffentlich beerdigen sie es, dann schauen wir weiter. Manchmal ist es besser, wenn ein Projekt gestoppt wird, wenn der Wurm drin ist. Das ist jetzt erst mal vom Tisch, und das müssen wir akzeptieren.» Es klingt nach Neuanfang und Versöhnung mit den Altlasten, was Meier zu seiner Einführung sagt: Die Umdeutung klappt, der ehemalige Chef der Zürcher Börse spricht ruhig und geübt, und mit jedem Satz ändert sich das Selbstverständnis der Gesellschaft.

«Wir wollen jetzt nicht ins Jammern verfallen.»

Richard T. Meier, Präsident Zuger Kunstgesellschaft

Wenn er eines gelernt habe über die Politik, sagt er, dann das: «Erstens geht alles sehr langsam», sagt er, und die Generalversammlung schnaubt. «Zweitens ist morgen alles anders. Wir werden jetzt wach bleiben, und wenn eine neue Tür aufgeht, dann werden wir den Fuss reinhalten.» Die Zuger sollen ein Kunsthaus haben, sagt er, und «auch eines haben wollen. Vielleicht müssen wir den Zugerinnen und Zugern einfach noch ein bisschen besser erklären, warum es ein neues Kunsthaus braucht.»

«Unsere Schuld»

Das ist Balsam auf die Seelen der versammelten hundert kunstaffinen Zuger. Endlich Klarheit und eine neue Führung. Endlich den unsäglichen Streit hinter sich lassen. So lässt sich das Projekt neu aufgleisen. Auch wenn Meier dabei sehr vage bleibt. Was könnte man denn besser machen als beim letzten Versuch? «Es ist ja klar, der Fehler liegt bei uns», sagt Meier nach der Versammlung. «Dass wir mitten in der heissen Phase des Projekts diesen internen Eklat hatten, und der Politik keinen Ansprechpartner bieten konnten, das ist unsere Schuld.» Das Projekt sei schief gelaufen, sagt er gegenüber der Generalversammlung, «aber wir wollen jetzt nicht ins Jammern verfallen.»

Jetzt ginge es darum, in aller Ruhe das neue Kunsthaus neu anzugehen. Es brauche Geduld. «Ich habe immer Vereine geleitet. Die Zürcher Börse ist ja auch ein Verein. Und in Vereinen muss man einfach etwas mehr mit den Leuten sprechen. Ich werde den Bau des neuen Kunsthauses wohl nicht mehr erleben», sagt der 72-Jährige, «aber aufgleisen, das schon noch.» Und über all dem sollte nicht vergessen werden, dass in der ganzen Zeit das Kunsthaus weiter funktioniert habe, «und mit seinen Ausstellungen Grund zur Freude bereitet. Für den Direktor Matthias Haldemann war diese Zeit nicht leicht.»

«Seltsame Findungskommission»

Das klingt gut und aufgeräumt, aber wird das neue Kunsthaus damit nicht einfach auf die lange Bank geschoben, auf die Wunschliste? «Ich bin von dem Projekt begeistert. Wir wollen das auf jeden Fall angehen. Aber jetzt ist nicht der Moment dafür. Und auch nicht in naher Zukunft.»

Die Finanzierung, die das Hauptproblem des neuen Kunsthauses darstellte, ist nach wie vor ungeklärt. «Dass die Politik einen privaten Sponsor haben wollte, da bin ich nicht dagegen», sagt Meier, «das passt in die Zeit. Die Findungskommission, die die Politik einberufen hat, war aber etwas seltsam. Da haben wir auch gar nicht mitmachen können. Und sie hat ja dann auch nicht so viel gefunden.» Sagt er, und die Generalversammlung lacht. «Nicht dass ich denke, wir hätten eher jemanden gefunden. Aber man kann uns sicher nicht den Vorwurf machen, wir hätten den grossen Sponsor nicht gefunden.» Und man müsse auch bedenken, dass 70 Prozent der Finanzierung bereits auf dem Tisch gelegen hätten. «Dass aber die Politik in diesen wirtschaftlich schwierigen Zeiten etwas erleichtert ist, dass sie sich dieses Brockens jetzt entledigt hat, dafür habe ich schon auch Verständnis», sagt Meier.

Das Aus fürs neue Kunsthaus sei das aber auf keinen Fall. Und auch der Traum vom Kunsthaus am See lebt immer noch weiter. «Wenn der Kanton auf der Parzelle beim alten Kantonsspital eine öffentliche Nutzung bauen möchte, dann kostet das auf jeden Fall etwas. Wenn es dann soweit ist, ist vielleicht auch ein neues Kunsthaus wieder ein Thema», sagt er verschwörerisch. «Das habe ich jetzt aber nicht gesagt.»

 

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