Aids Hilfe Luzern

HIV-Fälle werden meist per Zufall entdeckt

In der Schweiz kommt es jährlich zu ungefähr 600 neuen HIV-Infektionen. In der Zentralschweiz sind die Zahlen verlgeichsweise sehr tief. (Bild: zvg)

Diesen Mittwoch kam ein Fall vors Luzerner Kriminalgericht: Ein Mann habe seine Partnerin mit dem HI-Virus angesteckt, ohne ihr von seiner Infizierung erzählt zu haben. Der Angeklagte ist einer von 25’000 HIV-Positiven in der Schweiz. In Luzern stecken sich jährlich zwischen 13 und 21 Personen mit dem Virus an, viele dieser Infektionen werden jedoch nur per Zufall entdeckt.

Wir wissen was HIV ist und auch, wie wir uns vor einer Ansteckung schützen können. Trotzdem kommt es jährlich zu neuen HIV-Infektionen. Wie auch im Fall, der diesen Mittwoch vor das Luzerner Kriminalgericht kam (zentral+berichtete). Schweizweit waren es 2013 insgesamt 579 neue Fälle, in Luzern deren 16.

Die Aids Hilfe Schweiz setzt sich für mehr Aufklärung und Bewusstsein ein. In unserer Region bietet die Aids Hilfe Luzern neben HIV-Tests auch eine kostenlose, psychosoziale Beratungsstelle für HIV-betroffene Menschen und ihre Angehörigen an. Es gäbe jedoch einige Infizierte, welche die Aids Hilfe gar nicht in Anspruch nähmen, da sie über die medizinische Versorgung genug betreut seien, während andere sich «immer mal wieder» melden würden, so die Geschäftsleiterin Marlies Michel.

Alleine bei der Aids Hilfe Luzern lassen sich jährlich rund 750 Personen aus der Zentralschweiz auf HIV testen. Dabei seien in den letzten Jahren pro Jahr ein bis zwei Personen positiv getestet worden. Da stellt sich die Frage, wo die restlichen HIV-Fälle entdeckt werden, wenn nicht beim HIV-Test der Aids Hilfe.

Entdeckung per Zufall, nicht beim HIV-Test

Marlies Michel erklärt: «HIV-Infektionen werden bei heterosexuellen Menschen oft im Spital entdeckt oder anlässlich einer Untersuchung, wie beispielsweise während der Schwangerschaft. Bei homosexuellen Männern, welche sich regelmässiger testen lassen, wird die Infektion häufiger im Frühstadium, anlässlich eines gezielten HIV-Screenings, entdeckt.»

Was jedoch auch ein paar Mal jährlich vorkomme, seien Tests, welche reaktive Ergebnisse hervorbringen. «Es handelt sich dabei um ein Testergebnis, welches im ersten Moment unklar ausfällt. Im letzten Jahr fielen jedoch alle reaktiven Tests bei der Nachuntersuchung negativ aus», sagt Michel.

Zwischen 13 und 21 Neuinfizierte pro Jahr

In Luzern sind von 1985 bis 2013 insgesamt 641 HIV-Tests positiv ausgefallen und 143 Personen an Aids vestorben. 2012 wurden im Kanton Luzern 14 Personen positiv auf HIV getestet, 2013 waren es 16 Personen. Für 2014 ist noch keine Auswertung des Bundesamts für Gesundheit (BAG) erschienen. Doch die Zahlen schwanken in Luzern seit 2003 zwischen 13 und 21 Neuinfizierten pro Jahr. «Die Zahlen sind relativ stabil», so Michel. Der Trend vom vergangene Jahr zeigt sogar schweizweit einen Rückgang der neuen HIV Fälle an.

«Positive Tests müssen immer gemeldet werden, da es sich bei HIV um eine Epidemie handelt.»
Marlies Michel, Geschäftsführerin der Aids Hilfe Luzern

Schweizweit gibt es 25’000 HIV-Positive und jährlich sterben 50 Personen an Aids, wobei die Anzahl Männer immer markant höher ist. Im Jahr 2013 kamen 579 HIV-Infizierte dazu. 2014 rechnet man nach einer Auswertung im September und einer Berechnung danach mit 545 Neuinfizierten schweizweit. Im Vergleich: Im Jahr 2008 waren es noch 766 neue HIV-Diagnosen.

Genf und Zürich

Eine kleine Rechnung

Wenn Sie mit sieben Personen schlafen, die in ihrem Leben vorher bereits mit sieben anderen Personen geschlafen haben, die ihrerseits bis dahin mit sieben Personen geschlafen hatten – dann sind sie in diesem Netz mit 350 Menschen verbunden. Mindestens eine Person davon ist – statistisch gesehen – eine der 25'000 HIV-Positiven in der Schweiz.

Das heisst: Wenn Sie mit jemandem schlafen, dann schlafen Sie – im Bezug auf sexuell übertragbare Krankheiten – auch mit all seinen bisherigen Sexualpartnern und deren bisherigen Sexualpartnern. Daran sei zu denken.

Die Kantone, welche eine relativ hohe Zahl an neuen Fällen haben, sind allen voran Zürich mit 171 positiven Tests 2013, dann folgt Genf mit 72 Fällen und Bern und Waadt mit jeweils 66. Die Kantone mit den wenigsten HIV-Fällen sind Appenzell Innerrhoden mit 12 Fällen seit 1985, Obwalden mit 17 und Uri mit 19 Neuinfizierten seit 1985.
 
Diese genaue Auflistung von neuen HIV-Fällen beinhaltet alle getesteten Personen seit 1985. «Positive Tests müssen immer gemeldet werden, da es sich bei HIV um eine Epidemie handelt», erkärt Michel. In Europa spreche man allerdings von einer kontrollierten Epidemie, welche vor allem bestimmte Zielgruppen betreffe.

Worauf man bei HIV achten sollte, finden Sie hier nochmals zusammengefasst:

HIV kann übertragen werden

  • bei ungeschütztem eindringendem Geschlechtsverkehr (vaginal oder anal);
  • wenn Menstruationsblut einer HIV-positiven Partnerin in den Mund kommt;
  • wenn Sperma eines HIV-positiven Partners in den Mund kommt


Weitere Übertragungswege

  • Gemeinsamer Gebrauch von Spritzutensilien beim Drogenkonsum
  • Übertragung von der Mutter auf ihr Kind während der Schwangerschaft, bei der Geburt oder beim Stillen
  • In ärmeren Ländern beispielsweise auch über nicht kontrollierte Blutprodukte oder nicht sterile Spritzen bei medizinischen Behandlungen oder über nicht sterile Instrumente bei der männlichen Beschneidung, der weiblichen Genitalverstümmelung, beim Anbringen von Tattoos oder Ziernarben usw.


Das HI-Virus wird aber nicht im Alltag übertragen

  • Weder durch Mückenstiche noch beim Händeschütteln, weder auf der Toilette noch beim Sport oder beim Essen aus einem Topf, Trinken aus dem gleichen Glas, weder durch Umarmungen noch beim Küssen und auch nicht beim Schmusen oder beim Petting (gegenseitige sexuelle Befriedigung mit den Händen).

 

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