Luzerner «Traditionsbeizen»

«Galliker»: Von Bauern und Freisinnigen

Das Wirtshaus Galliker beim Kasernenplatz ist schon seit vier Generationen im Familienbesitz. (Bild: cha)

Das «Galliker» ist eine «Beiz», die dem Begriff alle Ehre erweist. Mehr als zwei Jahrhunderte hat das Lokal bereits auf dem Buckel, ohne sich stets den neusten Trends anzupassen. Hier stehen Gerichte aus Grossmutters Küche seit eh und je auf der Speisekarte – mit Erfolg.

Das Restaurant «Galliker» gilt als eine der ältesten «Beizen» in der Stadt Luzern. Seit 1800 ist das Lokal eine Gaststube. In Familienbesitz der Gallikers ist die «Beiz» am Kasernenplatz seit 1856. Peter Galliker führt das Restaurant in vierter Generation.

Pot-au-feu ist Hausspezialität

Beim Betreten der Gaststube fühlt sich der Gast in eine andere Zeit zurückversetzt, in die Zeit der Beizenkultur. Gemütlichkeit und typische Schweizer Küche sind hier Trumpf. Die Hausspezialität: Pot-au-feu (auch Tellerfleisch genannt) gibt es drei Mal in der Woche. Insbesondere dann, dienstags, freitags und samstags, ist die Gaststube voll. Eine Reservation ist empfehlenswert.

«Vor Weihnachten und den anschliessenden Betriebsferien haben wir alle Hände voll zu tun», begründet der Wirt Peter Galliker die Absage für ein Treffen mit ihm. Trotzdem ist es Pflicht, das Restaurant «Galliker» in die Liste der Luzerner «Traditionsbeizen» aufzunehmen. Alleine schon aufgrund seiner langen Geschichte.

Einst Soldaten und Bauern

Veränderungen sind hier fehl am Platz. Essen, Wirtsstube und die Mitarbeiter: Alles bleibt gleich. Ein Beispiel: Eine Webseite des Lokals sucht man vergebens, nicht einmal eine E-Mail-Adresse besitzt Peter Galliker. Mehrheitlich Gäste, die Grossmutters Küche auf dem eigenen Teller missen, finden den Weg ins «Galliker». Einst waren es noch Soldaten und Bauern, die ins Lokal strömten. Bis zum letzten Mal 1966 der Viehmarkt im Hof des «Galliker» stattfand und Anfang der 1970er-Jahre auch die nahe Kaserne verschwand. Ausserdem war die «Beiz» der traditionelle Treffpunkt des Luzerner Freisinns.

«Viele bedrängten meine Eltern, dass sie modernisieren sollen – doch sie blieben hart.»

Peter Galliker, Wirt des «Galliker»

Kartoffelstock mit einem «Seeli», gespickter Rindsbraten oder eben Pot-au-feu: Typische Schweizer Küche wird hier gepflegt. Peter Galliker findet es schade, dass solche Gerichte in vielen Restaurants nicht mehr serviert werden. Auch ein Grund, weshalb der Wirt auf grosse Veränderungen verzichtet.

Dass das «Galliker» seinen Wurzeln treu geblieben ist, habe Peter Galliker auch seinen Eltern zu verdanken. Er sagte in einem Interview gegenüber der «Hotellerie et Gastronomie-Zeitung»: «In den 1960er-Jahren, als alles im Umbruch war, bedrängten viele meine Eltern, dass sie modernisieren sollen. Doch sie blieben hart, wovon ich über all die Jahrzehnte profitiert habe.»

Ungewisse Zukunft

Doch die Zukunft der «Beiz» ist alles andere als sicher. Der mittlerweile 61-jährige Wirt hat keine Nachkommen. Wie es mit dem «Galliker» weitergeht, falls er eines Tages aus gesundheitlichen Gründen aufhören muss, habe er sich noch nicht überlegt. Bis zum bitteren Ende scheint Peter Galliker das Lokal mit Herz und Seele zu bewirtschaften.

Hinweis in eigener Sache: Berichte über Zuger und Luzerner Restaurants lesen Sie in unserem eat’n’drink-Blog. Reservationen für Restaurants können Sie hier tätigen.

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