FC Luzern

Alex Frei stellt sich den FCL-Fans

Alex Frei in der brechend vollen «Zone 5» (Bild: dog)

Die «Zone 5» gilt als Hauptquartier der hartgesottenen FCL-Anhänger. Vor und nach den Spielen dreht sich im Fanlokal am Luzerner Bundesplatz alles um das Thema Fussball. Dabei kann es schon mal hitzig werden. Der polarisierende Sportchef Alex Frei wagte sich in die Höhle des Löwen und stellte sich kurz vor dem Saisonstart zum ersten Mal den Fans. Er leistete sich keine Ausrutscher wie letztes Jahr Yakin.

Die Spannung in der «Zone 5» ist spürbar an diesem sommerlichen Donnerstagabend. Eine Mischung aus Vorfreude, Neugierde und Ehrfurcht lässt es im Fanlokal des FC Luzern richtiggehend knistern. Die Bar ist brechend voll, bis zum Eingang stauen sich die Menschen. 200 sind es etwa, die meisten im Alter zwischen 20 und 30. Sie sind gekommen, um zu sehen, wie sich FCL-Sportchef Alex Frei und sein Chefscout Remo Gaugler den kritischen Fragen des Moderators stellen. Heute soll offen geredet werden, ganz nach dem Titel der Veranstaltung «Klartext am Donnschtig».

Aus Yakins Fehler gelernt

Klartext sprach vor gut einem Jahr auch Murat Yakin. Etwas zu klar. An der selben Veranstaltung sorgte der damalige FCL-Trainer für Negativschlagzeilen als er seinen Präsidenten Walter Stierli als «Kommunikationslücke im Verein» bezeichnete. Darauf zielt auch gleich die erste Frage an Frei. Ist er sich bewusst, worauf er sich hier eingelassen habe, fragt ihn der Moderator. Während ein leichtes Raunen und Schmunzeln durchs Publikum geht, bleibt der 34-Jährige gelassen, denn er hat offensichtlich aus Yakins Fehler gelernt: «Ja. Wir sind vorbereitet.»

Über zweieinhalb Stunden stehen die beiden FCL-Funktionäre dem Moderator Red und Antwort. Die meisten Fragen gehen an Alex Frei, Gaugler bleibt oft nur die Rolle des Zuhörers.

Der Sportchef schlägt sich gut. Routiniert und ruhig erklärt Frei wie gut er sich beim FCL fühle, dass er lieber auf junge, hungrige Spieler setze als auf grosse Namen, oder, dass ihm Heiko Vogel geraten hätte, sich für Carlos Bernegger und gegen Vogel als Trainer zu entscheiden. Mehrmals würdigt ihn das Publikum mit Applaus.

Der Biss fehlt

Die Veranstaltung ist spannend – das beweisen nur schon die konzentrierten Gesichter im Publikum. Keiner spricht, alle blicken gebannt in Richtung Podium. Aber auch wenn der Moderator seine Arbeit ordentlich macht und seine Fragen mit einer amüsanten PowerPoint-Präsentation visuell aufmotzt, stellt man sich ein Zusammentreffen von Fans und Sportchef etwas ungezähmter, bissiger vor.

Zu höflich wirken die Fragen. Kritisch nachgefragt wird kaum – und wenn, dann lässt sich der Moderator gleich mit der nächstbesten Floskel abspeisen. Zum Beispiel weiss er, dass Frei für Verhandlungen auf den ehemaligen Basel-Torwart Franco Costanzo zugegangen sei. «Was ihr hier in Luzern nicht alles zu wissen glaubt», würgt Frei das Thema gleich ab. «Wir sind nicht auf ihn zugegangen.» Und umgekehrt? Keine Antwort. Nächstes Thema.

Freis Transfer- und Personalpolitik, der FC Basel, der Umschwung im Verein, das Potenzial des aktuellen Kaders, die Zukunft des FCL oder die Probleme in der Nachwuchsarbeit sind nur einige Themenschwerpunkte an diesem Abend in der «Zone 5».

Thema Fans bleibt unangetastet

Erstaunlicherweise bleibt ein Thema unangetastet. Das Thema Fans. Keine Fragen zum Hooligan-Konkordat, zur Sicherheit im und ums Stadion, zur Fanarbeit oder zum Stellenwert der Fans für den Verein. Dabei wäre das doch eine willkommene Gelegenheit, den FCL-Sportchef mit den Fananliegen direkt konfrontieren zu können. Auch als in der letzten Viertelstunde noch Fragen aus dem Publikum zugelassen werden, scheint das Thema niemand für erwähnenswert zu halten. Schade, denn gerade hier hätte ein Dialog entstehen können, der dem ganzen den nötigen Biss verliehen hätte. 

Die Zurückhaltung der Fans erweckt den Anschein, als ob sie es sich nicht mit ihm verspielen wollen. Das zeigt sich auch in den Publikumsfragen, die sich mehrheitlich um die Sorge über den langfristigen Erhalt «ihres» Sportchefs drehen. Frei nimmt solche Steilpässe gerne an. «Ihr wollt wissen, ob ich bald schon wieder weg bin? Eines kann ich sagen: Der FC Luzern ist für mich keine Zwischenstation.» Seine Worte kommen gut an. 

Alle Augen auf den Saisonstart gerichtet

Auch wenn Freis Aussagen direkt und selbstsicher sind, so nimmt er sich stets nach jeder Frage einen Moment Zeit, um seine Gedanken zu ordnen und möglichst unkontrovers zu antworten. Frei achtet penibel darauf, was er sagt und auch wie er es sagt. Er ist vorbereitet. Auf einen Ausrutscher à la Yakin wartet man bei ihm vergebens. 

Am Ende der Veranstaltung werden Frei und Gaugler mit langem Applaus verabschiedet. Vor allem Alex Frei ist in Luzern definitiv angekommen, auch bei den Fans. Aber gerade er weiss, wie kurzlebig das Fussballgeschäft ist und wie schnell der Fall vom Helden zum Deppen gehen kann. Letztlich zählt nur der sportliche Erfolg. Deshalb sind nun alle Augen auf den kommenden Sonntag gerichtet, wenn der FC Luzern zuhause gegen den FC Lausanne-Sports in die neue Super League Saison startet. Dann wird sich zeigen, ob Freis Arbeit weiterhin Früchte trägt.

Die FCL-Fans werden sich am Spieltag mit einem Brunch in der «Zone 5» einstimmen. Auch Alex Frei ist eingeladen. Kommen wird er aber nicht, obwohl er das Fanlokal nach diesem Abend sicherlich in guter Erinnerung behalten wird.

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