Ein Velovergleich zwischen Luzern und Zug

Gleich und gleich gesellt sich gern

Gerangel um freie Veloparkplätze beim Bahnhof Luzern: Die Stadt will nun die Anzahl Parkplätze deutlich erhöhen. (Bild: tob)

Fahrräder können nicht nur Personen befördern, sondern geben dank ihrem Äusseren auch Aufschluss über die Eigenheiten des Lenkers. So werden Vergleiche möglich. Zum Beispiel zwischen den Städten Zug und Luzern. Beziehungsweise zwischen ihren Velos.    

Fahrräder dienen in erster Linie zur Personenbeförderung. Und in den meisten Fällen entspricht ihr Aussehen den Gestaltungsvorstellungen des Besitzers. Farben, Formen und Extras wie Körbe oder Sattelschützer gibt es eigentlich in diversen Variationen. Das Fahrrad des Versicherungsvertreters unterscheidet sich visuell von jenem des Kunststudenten. Inhaber von PR-Agenturen treten in andere Pedale als teilzeitarbeitende Mütter. 

800 Plätze reichen nicht

Aufgrund der Erscheinungsweise von Fahrrädern lassen sich auch regionale Unterschiede darstellen. Während in ländlichen Gebieten kaum jemand auf eine Federgabelung und komplexe Schaltsysteme verzichten mag, ist der Städter gewagt minimalistisch unterwegs. Dagegen sind dort die Veloschlösser oft teurer als das gesamte Fahrrad.

Und wie verhält es sich kantonsübergreifend? Trifft man in der Wirtschaftsstadt Zug vorzugsweise auf dunkle Edelräder mit englischen Zusatzteilen? Und in Luzern auf die traditionsbewussten Drahtesel mit einem Hauch Kultur zwischen den Speichen und einer chinesischen Klingel am Lenkrad?    

Die Grössenverhältnisse der beiden Städte werden anhand der Masse schnell ersichtlich. Um den Luzerner Bahnhof reiht sich Fahrrad an Fahrrad. 800 Plätze stehen den Velobesitzern dort zur Verfügung. Sein Gefährt irgendwo in Gleisnähe abzustellen ist trotzdem so erfolgsversprechend, wie einen Parkplatz in der blauen Zone nach Feierabend zu finden. Teilweise wird in der zweiten Reihe parkiert. Typisch Grossstadt.  

Bunt sind bloss die Frauenräder

Die Fahrrad-Parade entlang der Luzerner Zentralstrasse ist praktisch lückenlos. Und wenig variantenreich. Der funktionelle Aspekt dominiert. Die Ästhetik leidet. Viel Technologie statt städtischer Minimalismus mit Stil. Federgabeln in regelmässigen Abständen. Schaltsysteme für deren Entwicklung ein Hochschulstudium nicht ausreicht. Körbe auf jedem dritten Rad, darin liegt der Regenschutz. Es ist kein Velosommer.

Die Versicherungsmarken kleben wie Trophäen an den Stangen. Dazwischen vereinzelte Farbtupfer. Meistens sind es Frauenräder. Vorbei scheint die Zeit der Hawaiiräder, diese Fünftönner unter den Rädern. Gross und massiv. Immerhin aber bunt. Ihren Platz haben die Elektro-Velos eingenommen. Auch gross und massiv, einfach weniger bunt.   

Nein, Luzerns Velolandschaft um den Bahnhof besticht nicht durch Individualismus. Massentauglich, funktionell und gut abgeschlossen. Sicherheit vor Kreativität. Die Räder der vergnügungssicheren Kulturstadt wirken wie in Einheitsbrei getaucht. Da schimmert Konservatismus durch. Von Fasnacht keine Spur.

100 Falschparkierer

In der Stadt Zug erwartet man als neutraler Luzerner-Fahrrad-Betrachter nichts anderes als Einheitsbrei. Hier werden berufliche Karrieren vorangetrieben. Anpassung gehört dabei zum Spiel. Auch bei den Velos. So kommen auch die Räder beim Bahnhof in Zug meist brav und farblich dezent daher. Keine Extravaganzen. Funktionstüchtigkeit scheint hier ebenfalls das Mass aller Dinge zu sein. Gemeinsam haben Fahrradbesitzer beider Städte aber den unverminderten Drang nach «Hörnli». Diese zusätzliche Griffmöglichkeit am Lenker. Angebracht im 90 Grad Winkel an den Enden der Lenkstange und bereits vor rund 20 Jahren im Trend.  

Im Gegensatz zu Luzern findet rund um den Zuger Bahnhof aber jedes Fahrrad einen dafür vorgesehenen Platz. Hier wurde mit der grossen Kelle angerichtet. Während die Zuger Fahrräder also Platz zum Verschwenden haben, werden in Luzern wöchentlich rund 100 Räder vom Velodienst wegen «Falsch- oder Langparkierens» mitgenommen und beim Inseli zwischengelagert. Dort holt der Besitzer sein Velo dann selber ab, vorausgesetzt er findet es, bei all der Ähnlichkeit.  


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