10. Todestag von Stadtoriginal Emil Manser

«Ist mir grosse EHRE von gleicher Sorte zu sein»

Eine Erinnerung an «Fräulein Philosophin Emil Manser» (Bild: AURA )

Heute vor zehn Jahren ging Emil Manser von uns. Ein Mann, der mehr war als ein Luzerner Stadtorginal. Er war Störenfried, Philosoph, ein Kämpfer für die Menschlichkeit. Mit dem Schild «Krebs – wählte Abkürzung in den Himmel» verabschiedete sich Manser 2004. In den Köpfen der Luzerner ist er aber noch immer lebendig, wie sich auch an seinem zehnten Todestag zeigt.

Mitte der siebziger Jahre tauchte Emil Manser in Luzern auf. Viele Luzerner erinnern sich noch heute genau an das erste Mal, als Manser ihnen in der Stadt begegnete. Seine Schilder, die er wie Werbetafeln mit und an sich trug, sind Kult geworden. Mit seinen kritischen Botschaften und seiner beissenden Ironie liess er den Passanten das Lachen auch öfters im Hals stecken bleiben. Manche machten einen weiten Bogen um den hünenhaften Mann mit seinen ungemütlichen Denkanstössen und ignorierten ihn, so weit es ging. Andere schätzten sein aussergewöhnliches Auftreten und seinen noch aussergewöhnlicheren Geist.

Manser wusste sich zu inszenieren: In seinem schwarzen Outfit kam er manchmal daher wie Charlie Chaplin, oder im weissen Malermantel mit Blumen auf dem Gilet und orangem Béret. Auch eine alte Militäruniform gehörte zu seiner Garderobe. Dazu trug er einen Blumen- oder brennenden Adventskranz auf dem Kopf.

Hätte man Manser nicht bereits an seinem Auftreten und seinen Schildern erkannt, dann spätestens an den extra eingebauten Schreibfehlern, an welchen er nächtelang habe tüfteln können. «Intelikenz ist gerecht verteilt», meinte er und gab als Grund dafür an: «Jede(r) meint genug zu haben». Oder: «Wer es zu edwas gebrachd hat dorf mir 45 Rapen geben.» Aber Manser textete auch ohne Schreibfehler: Die Schilder «Der Fremde grüsste ohne Motiv» und «Ist mir grosse Ehre von gleicher Sorte zu sein» bleiben von Manser im Gedächtnis.

Unverstandener Geist

Doch Philosophen haben es oft schwer, verstanden zu werden und geben dem Fussvolk Rätsel auf. Im Gedenkbuch für Manser fragte sich auch der damalige Stadtpräsident Urs W. Studer: «Spielte er mit uns Normalos, bettelte er einfach klüger als andere oder philosophierte er tatsächlich?» Doch nicht nur der Stadtpräsident wusste das Stadtorginal oftmals nicht einzuschätzen. Mehrmals wurde Manser in die psychiatrische Anstalt St. Urban eingeliefert. Davon zeugen auch Briefe von Manser aus der Klinik, welche im Gedenkbuch veröffentlicht sind. Emil Manser wollte einfach ernst genommen werden.

Zum Gedenken an Manser wollte der Projekt-Fonds Emil Manser nach seinem Tod eine Gasse nach ihm benennen lassen. «20 Minuten» startete 2004 dazu eine Umfrage. 55 Prozent der Teilnehmer waren dafür, die Stadt war dagegen.

In Erinnerung

Am Samstag, 16. August, findet zum 10. Todestag von Emil Manser eine subversive Strassenintervention statt. Nach dem Konzept von Marco Sieber und Heinz Horat bespielen professionelle Luzerner Schauspieler diverse Plätze in der Stadt in Erinnerung an den Strassenphilosophen Emil Manser.

Mit Martina Binz, Patric Gehrig, Dave Gilgen, Manuel Kühne, Nicole Lechmann, Randulf Lindt, Mathias Ott & Claudia Schwingruber
Konzept: Marco Sieber & Heinz Horat
Kostüme: Nina Steinemann

Mehr über Emil Manser erfahren Sie auf Facebook und im Buch «Ist mir grosse EHRE von gleicher Sorte zu sein. Eine Hommage an den Luzerner Strassenphilosopen Emil Manser», erhältlich beim db-verlag.

Hommage an den Philosophen

2006 wurde das Gedenkbuch «Ist mir grosse EHRE von gleicher Sorte zu sein. Eine Hommage an den Luzerner Strassenphilosphen Emil Manser» – veröffentlicht und war innerhalb von fünf Tagen vergriffen. Inzwischen ist es bereits in der sechsten Auflage erschienen und wurde über 10’000 Mal verkauft. Aus dem Fonds wurden die IG Arbeit, die Güüggalizunft oder die Luzerner Gassenküche unterstützt.

Das Buch versucht aufzuzeigen, was Emil Manser ausgemacht hat. Er selbst kommt zu Wort, mit seinen Texten und Sprüchen. Daneben erzählen zahlreiche Bilder seine Geschichte, wie auch Leute, die Manser gut kannten: Ein Quartierpolizist, ein Pfarrer oder seine Lebensgefährtin. Sepp Riedener, dem Luzerner Seelsorger, gebührt hier das Schlusswort mit einem Satz, der ebenfalls zum Denken anregen soll: «Es ist besser, Originale zu Lebzeiten ernst zu nehmen, als sie nach dem Tode heilig zu sprechen.»

 

Frölein Philosophin Emil Manser in seinem Chaplin Outfit.(Bild: Emanuel Ammon/Aura)

Frölein Philosophin Emil Manser in seinem Chaplin Outfit.(Bild: Emanuel Ammon/Aura)

 

Bruder Emil in seiner Militäruniform mit Blumenkranz.(Bild: Emanuel Ammon/Aura)

Bruder Emil in seiner Militäruniform mit Blumenkranz.(Bild: Emanuel Ammon/Aura)

Maler Manser auch als «Chlämmerlisack»(Bild: Emanuel Ammon/Aura)

Maler Manser auch als «Chlämmerlisack»(Bild: Emanuel Ammon/Aura)

 

 

Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


0 Kommentare
    Apple Store IconGoogle Play Store Icon