Sie flog schon über dem Schwarzwald

Luzerner Teenie will den Pilotenschein

Celina Stirnimann absolviert derzeit ihre Piloten-Ausbildung auf dem Flugplatz Beromünster.

(Bild: Erik Schwickardi)

Eine 16-Jährige Luzernerin lernt auf der kürzesten Graspiste Europas fliegen. Sie erzählt von ihrem Weg zur Privat-Pilotin.

«Ich liebe die Freiheit über den Wolken», schwärmt Celina Stirnimann (16). 15 Flugstunden im Cockpit einer Cessna C-152 hat die jugendliche Flugschülerin aus Kottwil LU schon hinter sich. «In der Luft ist man in einem anderen Element, man ist konzentriert, vergisst alles andere.»  Zunächst werden die Grundmanöver erlernt – Starts und Landungen, das Manövrieren in der Luft. Bei ihren Lernflügen lernt sie die nähere und weitere Umgebung kennen: «Einmal waren wir sogar über dem Schwarzwald.»

Nur ein Ziel: Fliegen lernen

Aufgewachsen direkt neben dem Waulwilermoos, beobachtet Celina als Mädchen fasziniert wie die Armeepiloten mit ihren Pilatus PC-6 auf den nahegelegenen Feldern Starts und Landungen üben. «Ich schaute in jeder freien Minute zu und wusste: So eine Maschine möchte ich auch mal fliegen können.»   Nach einem Rundflug, den sie sich zu ihrem 14. Geburtstag wünscht, hat Celina Stirnimann der «Flieger-Virus» endgültig gepackt. Seither hat die angehende Hotelfachfrau, die im 2. Lehrjahr im Campus Seminarhotel in Sursee tätig ist, nur ein Ziel: Fliegen lernen!
 
Ende Mai 2016 sitzt Celina Stirnimann auf dem Flugplatz Beromünster zum ersten mal im Cockpit und startet nach einem Schnupperflug ihre Piloten-Ausbildung auf einer Cessna C-152. Zur Zeit büffelt Celina gerade für die Theorie-Prüfungen. Acht Fächer von Meteorologie bis Luftrecht. «Es ist anspruchsvoll und intensiv, aber sehr interessant und absolut machbar.»  Frauen im Cockpit sind immer noch ziemlich selten. «Viele Mädchen oder Frauen haben zu grossen Respekt vor den technischen Aspekten der Fliegerei», ist Celina Stirnimann überzeugt. «Die Funktionsweise eines Motors muss man in- und auswendig kennen, dazu kommen viele weitere Kentnisse wie Flugplanung oder Navigation», erklärt sie. «Fliegen lernen ist natürlich auch für Frauen machbar. Aber man muss es wollen.»

Fliegen statt shoppen

Besonders bewundernswert: Ihren Traum vom Fliegen finanziert sich Celina selbst. «Einen Betrag habe ich zusammengespart, den Rest bestreite ich mit meinem Lehrlingslohn.» Klar, dass sie sich da etwas einschränken muss: «Man muss ja nicht immer in den Ausgang oder teure Parfüms shoppen.» Die Eltern unterstützen ihre flugbegeisterte Tochter so gut es geht: Mama Heidi chauffiert die Tochter auf den Flugplatz, mit dem flugbegeisterten Papa Franz geht’s ab und zu an eine Air-Show. Die Fliegerei nimmt zur Zeit einen grossen Platz in Celinas Leben ein. «Wichtig ist auch, zu wissen, dass es während der Ausbildung mal Höhen und Tiefen gibt. Dann ist es toll, wenn einem der Fluglehrer zuspricht.» In der Freizeit marschiert und tanzt Celina bei den Majoretten Wauwil und spielt Gitarre.

Selbst das Putzen macht ihr Spass

Celina Stirnimanns Begeisterung für die Fliegerei ist gross. «Für mich ist die Fliegerei wie ein Virus – wenn es einem mal gepackt hat, lässt es einem nicht mehr los.» Selbst das Polieren und Putzen des Flugzeugs nach absolviertem Flug macht Celina Spass. «Fliegen zu lernen ist wohl der beste Entscheid in meinem Leben gewesen.»

Für Interessierte

Am 17. März ab 18.30 Uhr findet auf dem Flugplatz Beromünster ein Info-Abend zum Thema «Wie werde ich Pilot?» statt.

Fluglehrer Urs Reber ist voll des Lobes für seine Schülerin: «Celina ist sehr motiviert, ihre Begeisterung für die Fliegerei spürbar.»  Auf dem überschaubaren Regional-Flugplatz Beromünster hat Celina Stirnimann das richtige Umfeld für ihre Piloten-Ausbildung gefunden. „Die Atmosphäre ist sehr familiär und kollegial.»  Das Fluglehrer-Team auf dem Flugplatz Beromünster umfasst derzeit elf nebenamtliche Fluglehrer. Fast alle stehen als Berufs- oder Linienpiloten im Einsatz. Flugschüler profitieren dadurch von deren grosser Erfahrung. Die Flugzeug-Flotte besteht aus einer Cessna C-182, zwei Cessna C-172 sowie der Cessna C-152. «Die Privatpiloten-Lizenz PPL eröffnet viele Möglichkeiten», erklärt Reber, der hauptberuflich als technischer Instruktor bei den Pilatus-Flugzeugwerken in Stans tätig ist.

Auf kleinen Plätzen, da fängt es an

 «Auf kleinen Flugplätzen fängt die Fliegerei an. Viele Piloten, die in Beromünster ihre Piloten-Lizenz erlangt haben, fliegen heute bei Unternehmen wie Swiss, Edelweiss, Rega, Germania, Helvetic oder Emirates.» Andere sind Privat-Piloten / Amateur-Piloten und leben den Traum vom Fliegen in ihrer Freizeit. Sie starten ab Beromünster zu Rund- oder Ferienflügen. «Wer auf der kürzesten Graspiste Europas starten und landen lernt, kann es überall.»
 
Ob Celina Stirnimann künftig vielleicht sogar beruflich in die Fliegerei einsteigen will, lässt sie offen. „Zunächst habe ich daran gar nicht gedacht. Die Erlangung der Piloten-Lizenz steht zur Zeit im Vordergrund. Je länger ich fliege, desto mehr könnte ich mir durchaus auch eine berufliche Zukunft im Cockpit vorstellen. Gute Piloten und Pilotinnen sind bei den Airlines gesucht.»  Noch stehen rund 30 Flugstunden bis zur Prüfung mit einem BAZL-Experten an. Mit dem Brevet in der Tasche will Celina ihre Traum-Destination Venedig anfliegen: «Die mittelalterliche Lagunen-Stadt muss aus der Luft wundervoll aussehen.»

 

Text von Erik Schwickardi

 

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