Katz und Maus-Spiel mit der Polizei

Neonazis veranstalten Konzert in Willisau

In dieser Halle haben sich offenbar die Rechtsextremen am Samstagabend getroffen.

(Bild: Google Maps, Screenshot zentralplus)

In Willisau geht es am Samstagabend drunter und drüber: Rechtsradikale haben sich für ein «Unterstützungskonzert» der Pnos eingefunden. Und ein Deutscher Neonazi-Rapper sollte offenbar auftreten. Die Polizei ist vor Ort.

Offenbar haben Rechtsradikale in Willisau am Samstagabend ein Konzert des deutschen Neonazi-Rappers Julian Fritsch alias «Makss Damage» veranstaltet – und sich zuvor ein Katz- und Maus-Spiel mit der Polizei geleistet. Die «Partei National orientierter Schweizer» (Pnos) hatte laut «Tages Anzeiger» zum Unterstützungskonzert eingeladen, um die Parteikasse aufzubessern.

Den Ort hätten die Veranstalter bis zuletzt nicht bekannt gegeben, schreibt der «Tages Anzeiger». Offenbar hatten sich Konzertbesucher zuerst beim Aargauischen Autobahnkreuz Wiggertal getroffen, wo sie laut der «Aargauer Zeitung» von der Polizei kontrolliert worden waren. 60 Personen seien dabei überprüft worden. Daraufhin hätten sich die Personen auf den Weg nach Willisau gemacht. Die Luzerner Polizei bestätigte gegenüber der «Luzerner Zeitung», dass das Konzert in Willisau stattfinde.

Polizeisprecher Kurt Graf sagt zum «Tages Anzeiger»: «Wir sind vor Ort präsent und beobachten die Entwicklung.» Die Beamten würden sofort einschreiten, wenn strafbare Handlungen vorlägen. Es gelte die Versammlungsfreiheit. Man wolle am Sonntagmorgen weiter informieren, so die Luzerner Polizei gegenüber zentralplus.

Fenster abgedunkelt, Kameramann eingeschüchtert

Laut der «Luzerner Zeitung» hat die Pnos das Konzert im «Alten Sportrock Café» in Willisau veranstaltet. Die Fenster seien abgedunkelt, es sei nicht erkennbar, was darin stattfinde. Zudem hätten Besucher um 22 Uhr einen Kameramann vor Ort umzingelt, der daraufhin die Flucht ergriffen habe, schreibt die «Luzerner Zeitung».

«Es steht uns wohl eine turbulente Nacht bevor – aber ich hoffe es kommt nicht zu grösseren Zwischenfällen.»

Erna Bieri-Hunkeler, Stadtpräsidentin Willisau

Laut «Blick» seien die Besucher vor dem Konzertsaal gefilzt worden, es herrsche Handyverbot. Wohl, um gefilmtes Beweismaterial zu verhindern, wie es beim grossen Neonazi-Konzert in Unterwasser im Toggenburg im Internet aufgetaucht war, vermutet das Blatt. Damals waren 5000 bis 6000 Neonazis aufmarschiert – unter anderem war auch dort «Makss Damage» aufgetreten, schreibt die «NZZ». Ein Anlass, «den die Schweiz so noch nicht gesehen hatte», schreibt die Zeitung über Unterwasser.

Überraschte Stadtpräsidentin

Das Konzert in Willisau scheint um einige Nummern kleiner zu sein. Stadtpräsidentin Erna Bieri-Hunkeler sei vom Pnos-Konzert überrascht worden, schreibt die «Luzerner Zeitung». «Das macht natürlich gar keine Freude. Wir hatten schon mal eine rechte Bewegung hier, aber in den letzten Jahren ist es sehr ruhig geworden», sagt sie zur «Luzerner Zeitung». Sie sei daher aus allen Wolken gefallen. «Es steht uns wohl eine turbulente Nacht bevor – aber ich hoffe, es kommt nicht zu grösseren Zwischenfällen.»

Auch der Eigentümer des Lokals sei überrascht: Das Lokal sei für eine Geburtstagsparty angemietet worden, schreibt die «Luzerner Zeitung». Man habe keine Ahnung davon gehabt, dass es sich um ein Pnos-Konzert handeln würde. Laut der «Luzerner Zeitung» fänden 180 Personen Platz im Café. Laut «Blick» wolle die Polizei die Veranstalter mindestens für die fehlende Bewilligung anzeigen.

Der deutsche Neonazi-Rapper Makss Damage machte laut «Blick» etwa mit folgenden Zeilen von sich reden: «Zu mir kannst du ruhig Nazi sagen, denn ich steh dazu.» Der 28-jährige Rapper wurde offenbar wegen der Verbreitung von gewaltpornografischen Schriften verurteilt, schreibt der «Tages Anzeiger»: Er hatte in einem Song zu sexuellen Gewalttaten gegen die linke Politikerin Sarah Wagenknecht aufgerufen. Pnos-Chef Dominic Lüthard sagte Ende Dezember zum «Tages Anzeiger», ihm seien die Texte «unbekannt»: «Ich wusste nicht, dass Makss Damage wegen irgendwas verurteilt wurde.»

Die Organisation «Antifa Bern» hatte Anfang Dezember auf das Konzert hingewiesen – damals stand auf dem Plakat als Spielort bloss «Schweiz».

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