Erstaunliches zum Tier des Jahres 2017

Der Rothirsch landet immer öfter auf dem Teller

Rothirsche

(Bild: Wildnispark Zürich)

Pro Natura will darauf aufmerksam machen, dass der Lebensraum des Rothirsches bedroht ist, und ernennt ihn zum «Tier des Jahres 2017». Aber: Es gibt trotzdem immer mehr Hirsche und es werden auch mehr erlegt.

Der Rothirsch, unser «König der Wälder», wandert viel: Zwischen Tag- und Nachtquartier sowie zwischen Sommer- und Winterlebensraum. Die stark zerschnittene Landschaft der Schweiz stellt für ihn dabei ein immer grösseres Problem dar, findet die Umweltorganisation Pro Natura. Deswegen macht sie sich mit der Wahl des Rothirschs zum «Tier des Jahres» für die nötige Überbrückung von menschgemachten Hindernissen stark – zugunsten aller Wildtiere.

«Strassen, Schienen und Siedlungen sind die wichtigsten Wanderhindernisse für Wildtiere auf ihren täglichen oder jahreszeitlichen Streifzügen. Es braucht in unserer immer stärker zerschnittenen Landschaft dringend wieder mehr durchgängige Wildtierkorridore, entlang derer sich Tiere ungehindert bewegen können», fordert Andreas Boldt, Wildtierspezialist bei Pro Natura.

Unfälle in Emmen, Roggliswil und auf der A4

Diese Problematik führt auch immer wieder zu lebensgefährlichen Verkehrsunfällen, wenn Hirsche auf die Fahrbahn geraten, wie etwa 2016 in Emmen und Roggliswil. Vor zwei Jahren verirrte sich im Kanton Zug ein Hirsch auf die Autobahn und verursachte einen Crash.

Freilich stellt sich die Frage, ob die Unfälle passieren, weil immer mehr Strassen die Landschaft durchschneiden, oder weil der Rothirsch sich immer stärker ausbreitet und immer zahlreicher wird.

Denn im 19. Jahrhundert gab’s in der Schweiz gar keine Rothirsche mehr. Jäger rotteten sie alle aus. Erst als die Jagd eidgenössisch reglementiert wurde, begann der Rothirsch ab 1870, von Österreich herkommend, zurückzukehren. Diese Entwicklung dauert bis heute an und führt dazu, dass im Südosten der Schweiz mehr Tiere leben als in anderen Gegenden.

Der Rothirsch ist das Tier des Jahres von Pro Natura:

 

120 Tiere zum Abschuss freigegeben

Auch in der Zentralschweiz breiten sich die Rothirsche aus. Der Kanton Luzern fand sogar, der Bestand von 350 Tieren mittlerweile sei viel zu hoch, und gab im vergangenen Jahr 120 Tiere zum Abschuss frei (zentralplus berichtete). Die sind mittlerweile so gut wie erlegt. «Bis zum 15. Dezember wurden 114 Stück Rotwild erlegt», sagt Peter Ulmann, der Leiter der Abteilung Natur, Jagd und Fischerei des Kantons Luzern. Dazu kämen einige an Krankheit, Alter oder bei Unfällen eingegangene Exemplare. Schon jetzt ist laut Ulmann klar: «Die angestrebte Reduktion von rund 120 Tieren wird erreicht.»

Auch im Kanton Zug steigt der Bestand an, wobei die genauen Zahlen im kleinen Territorium schwer zu ermitteln sind. «Hirsche wandern weit und sie kennen die Kantonsgrenzen nicht», sagt Priska Müller vom Amt für Wald und Wild des Kantons Zug. Ausserdem werde das Rotwild nicht systematisch gezählt. «Wir gehen aber davon aus, dass ein Bestand von rund 100 Tieren im Kanton Zug lebt.» Während der letzten Jagd, 2016, wurden 26 Tiere erlegt – erwachsene Exemplare männlichen und weiblichen Geschlechts ebenso wie Hirschkälber. «Es handelt sich um die bisher grösste Anzahl erlegter Hirsche im Kanton Zug», so Müller.

Die Jagd deckt den Bedarf an Fleisch nicht

Wo die 140 erlegten Rothirsche aus Luzern und Zug landen, ist klar: auf den Tellern der Jäger, ihrer Bekannten und Verwandten sowie in einzelnen Wirtshäusern. Den Bedarf an Wildfleisch lässt sich durch die nachhaltige, einheimische Jagd aber längst nicht decken: Schweizweit geht man davon aus, dass die einheimische Jagd weniger als einen Drittel der Nachfrage nach Wildfleisch deckt  – der ganze Rest stammt aus Zuchtbetrieben im Inland, oder wird aus dem Ausland eingeführt.

 

 

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