«Das Lamento um Pisa ist scheinheilig»

Der Leserbrief:

Nun wird wieder allerseits über Pisa geschimpft. Das ist natürlich einfacher als den Realitäten ins Auge zu blicken. Statt in den Spiegel zu schauen kritisiert man PISA und die neue Methode. Die Aussagen der Beteiligten sind jedoch ganz klar und wenn man willens ist auch für alle erkennbar.

Die Sprachkompetenz leidet, weil wir in einer multikulturellen Umgebung leben müssen, und es scheinbar wichtiger ist, unseren Gästen zu hofieren als zu schauen, dass unsere Kinder was Richtiges lernen. Aber heute darf man ja das Multikulturelle nicht mehr in Frage stellen. In einer Zeit in der so was wie eine Landammann-Feier  die nun wirklich was Zugerisches zu sein hat multikulturell  ausgestaltet wird! Wäre ich noch Kantonsrat, würde ich diese Feier boykottieren.

Irgendwo hat es Grenzen und wir müssen uns nicht wundern, wenn wir Schweizer uns langsam neben den Schuhen stehend vorkommen und uns fragen, ob wir hier noch erwünscht sind. Scheinheilig ist auch die Economiesuisse, welche die Sprachkompetenz als Katastrophe empfindet: Ja, wer will, dass ein Schüler nach neun Schuljahren drei Sprachen können muss, obwohl dies völlig unsinnig ist und rein politische Gründe hat aber weder pädagogische noch sonst wie wichtige Gründe hierfür sprechen.

Dann zu monieren, die Schüler leiden unter fehlender Sprachkompetenz ist lächerlich. Würde die Wirtschaft nach den neun Jahren den Jungen eine Chance geben, könnte ich es noch verzeihen, aber Fakt ist, das Jugendliche  kaum Stellen finde, weil die Wirtschaft nur 22 jährige mit zehn Jahren Berufserfahrung  suchen.

Etwas amüsiert las ich, dass der Lehrplan 21 Abhilfe schaffen wird: Das einzig Positive an diesem Theoriemonster von Schreibtischtätern ist das jeder vernünftige Mensch diesen Lehrplan ignorieren wird, er ist weder umsetzbar noch von irgendwelcher pädagogischer Relevanz. Das ist keine Meinung eines Laien: Habe noch keine Lehrperson gesprochen, welche ihn ernst nimmt. Einzig Bildungspolitiker verehren ihn!

Michel Ebinger, Rotkreuz