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Andreas Hostettler

Die Abstimmungs-Gleichung am Beispiel Unterfeld

So sieht die geplante Überbauung Unterfeld aus. Das Projekt soll Zug (vorne im Bild) und Baar (hinten) verbinden und einen neuen Stadtteil hervorbringen.

(Bild: PD)

Für Andreas Hostettler ist abstimmen wie Mathematik. In seinem ersten Blogbeitrag auf zentralplus erklärt der Präsident der Zuger FDP anhand des Beispiels «Bebauungsplan Unterfeld – Schleife Zug/Baar», wie seine Gleichung aus Fakten, Annahmen, Zukunftsperspektiven und persönlicher Sicht funktioniert.

Das Abstimmungswochenende kommt näher und vor mir auf dem Schreibtisch liegt der Abstimmungszettel Bebauungsplan Unterfeld – Schleife Zug/Baar. Als Stimmbürger habe ich nun die Aufgabe und Verantwortung, hier richtig zu entscheiden. 

Doch was ist richtig? Für mich ist eine Abstimmung wie eine Gleichung, bestehend aus Fakten × Annahmen × Sicht der Zukunft × persönliches Empfinden.

Auch wenn ich nun seit ein paar Jahren politisch aktiv bin, mich der liberalen Grundhaltung verschrieben habe und unternehmerisch tätig bin, ist für mich nicht immer auf Anhieb klar, zu was ich genau Ja oder Nein sage in einer Abstimmung. Was sind genau die Folgen bei einem Ja oder Nein? Wer profitiert, ohne zu zahlen? Worum geht es effektiv?

Ich habe es gern praktisch, 1:1 und real. Darum rechne ich die Gleichung hier am Projekt Unterfeld – Schleife, einem Bebauungsplan über 5 Hektaren, umgehend durch. Zuerst beginne ich mit dem Zusammentragen der einzelnen Faktoren der Gleichung:

Fakten

  • Von 700 Wohnungen sind 470 vergünstigt, ein rechter Anteil davon wäre es auch ohne Bebauungsplan
  • Hoher Gewerbeanteil auf der Baarer Seite
  • Stark reduzierte Anzahl Parkplätze
  • Markante Gebäudehöhen und -längen
  • Anbindung öV und Strasse direkt vor der Haustüre
  • In Baar seit 25 Jahren Bauland, hier wird so oder so gebaut

Annahmen

  • Die hohe Gewerbefläche kann vermietet werden
  • Es entsteht eine kleine pulsierende Stadt für sich
  • Der Park/See wird zu einem Publikumsmagnet

Sicht der Zukunft

  • Optimistisch und gespannt, wie dieser neue Stadtteil wächst und gestaltet wird
  • Pessimistisch, was hier hingeklotzt wird

Persönliches Empfinden

  • Warum immer Wachstum, will ich das und gefällt mir das?
  • Eine gute Möglichkeit, vielen Menschen und Firmen ein neues Zuhause geben zu können

Wenn ich die verschiedenen Faktoren in die Rechnung eingebe, darf wegen der Vorgaben auf dem Abstimmungszettel nur ein «Ja» oder «Nein» herauskommen. Kein Ja-Aber oder ein Vielleicht, wenn dies oder das nicht wäre. Ich weiss, das Projekt wird nicht so ideal und nur toll sein, wie die Promotoren dies verkaufen.

Auf der anderen Seite, ist der von den Gegnern monierte städtebauliche Sündenfall wirklich so gross? Was als gute Architektur gilt, ist bekanntlich sehr stark dem Zeitgeist unterworfen. Würde eine Herti nochmals so gebaut? Wohl kaum! Woher die Erkenntnis, dass dies nun ein Sündenfall sein soll? Bekanntlich werden in Zug Kirschbäume und nicht Apfelbäume gepflanzt, Eva aus dem Paradies lässt grüssen.

Somit muss ich abwägen und die Argumente gewichten. Dabei lässt mich eine Überlegung je länger je weniger los: Was passiert bei einem Nein? Gebaut wird ja auf diesem Bauland so oder so. Wie? Einfach in einer gleichförmigen, investorenoptimierten und einfachen Regelbauweise, wie schon 100-fach in Zug gesehen. Das will ich definitiv nicht! Lieber ein spannender Wurf mit einem neuen Ansatz und neuen Ideen, trotz Risiken.

Wenn ich in die Gleichung nun all diese Faktoren einsetze, dann kommt für mich trotz zwei bis drei Fragezeichen ein klares Ja heraus. So, nun weiss ich, wo das Ja hinkommt! 

Wie sieht das Resultat Ihrer Gleichung aus? 

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Dieser Blog soll den Politikerinnen und Politikern aus den Kantonen Zug und Luzern Gelegenheit geben, ihre Sicht der Dinge darzustellen. Es wird wöchentlich Bezug genommen zur aktuellen politischen Landschaft Zentralschweiz. Die Meinung von Bloggern und Gastautoren muss nicht mit jener der Redaktion übereinstimmen.
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