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Ressourceneinsatz für Räbeliechtli und Weihnachten

Wie nachhaltig sind Schweizer Bräuche?

Weihnachten in Zug kann mehr als teure Geschenke und leere Strassen. zentralplus hat die Ideen.

(Bild: Emanuel Ammon/AURA)

Besonders im Winterhalbjahr werden viele Bräuche zelebriert. Anfang November werden Räbeliechtliumzüge organisiert, danach stürzt man sich in die Materialschlacht vor Weihnachten. Wir prüfen die besinnlichen Kulturgüter auf Nachhaltigkeit.

Das Winterhalbjahr ist voller Bräuche. Gerade jetzt sind Kinder wieder mit ihren Räbenlichtern unterwegs. In vielen Quartieren der Stadt und in Dörfern werden Anfang November Räbeliechtliumzüge organisiert. Ich mag dieses besinnliche Kulturgut, welches auf eine lange Tradition zurückblicken kann. Eine Räbe, ein Ast, etwas Werkzeug und eine Kerze reichen aus, um Kinder- und Elternherzen höherschlagen zu lassen.

Warum im Blog?

Der Räbeliechtliumzug ist für mich und wohl auch objektiv betrachtet ein Paradebeispiel der Nachhaltigkeit. Dieses Brauchtum besticht durch den Verbrauch kleinster Mengen natürlicher, regionaler und saisonaler Produkte. Die für die Räbenlichter verwendeten Räben sind Herbstrüben (Brassica rapa). Sie werden im Oktober und November geerntet. Angebaut werden sie als Gemüse und als Viehfutter. Die Herbstrübe kann roh oder gegart gegessen werden.

Zu Sauerrüben verarbeitet – wie Sauerkraut – sind Räben ein gesundes Wintergericht. Wer übrigens die Herbstrüben selber anpflanzt, kann die jungen Blätter als Blattgemüse verwenden. Ich selber habe die Räbenschnitze zusammen mit Quitten zu einem Stampf verkocht und als Gemüsebeilage serviert. Unsere Kinder mochten es.

Samichlaus und Co.

Nächstens stehen ja noch einige andere Bräuche wie Geisslechlöpfen, Samichlaus, Weihnachten, Fasnacht an. Wie steht es denn bei denen in punkto Nachhaltigkeit? Eine exakte Bilanzierung ist nicht einfach zu machen. Vergleicht man aber beispielsweise den Ressourcenverbrauch, könnten die Unterschiede nicht grösser sein.

«Weihnachten und Fasnacht gelten als Materialschlacht und platzieren sich am Ende der Nachhaltigkeitsskala.»

Geissleschlöpfer, wie sie bis zum Samichlaus unterwegs sind, verbrauchen pro Jahr nur ein paar Geisselzwicke. Dieses Kulturgut gehört damit zu den sparsamsten Brauchtümern überhaupt. Mit der Herstellung der Geisseln aus nachwachsenden Naturmaterialien wie Hanf, der lokalen Produktion in hundertprozentiger Handarbeit zum Beispiel durch die Seilerei Herzog in Willisau und der langjährigen Nutzungsmöglichkeit der Geisseln ist dieser Vorsamichlausbrauch Spitzenreiter unter den nachhaltigen Bräuchen.

Weihnachten und die Fasnacht gelten hingegen als Materialschlacht schlechthin und platzieren sich demnach am unteren Ende der Nachhaltigkeitsskala.

Fasnacht verbieten?

Soll man also Weihnachten und Fasnacht verbieten? Eine solche Forderung ginge mir viel zu weit. Zu stark sind auch mir diese kulturellen Highlights des Jahres ans Herz gewachsen. Schliesslich gehört es auch zum menschlichen Dasein, ab und an über die Verhältnisse zu leben und dem Überfluss zu frönen.

«Unsere Höhepunkte im Jahresrhythmus hinterlassen riesige Abfallberge.»

Dies übrigens auch eine Eigenheit, welche wir in natürlichen Zyklen wiederfinden. Man denke nur an die überschwängliche Kirschblüte. Nach der Kirschblüte stehen die Nährstoffe der verrotteten Blütenblätter rasch wieder zur Verfügung, ohne Schadstoffe, ohne Transport, ohne Entsorgung.

Im Gegensatz zur Natur haben wir Menschen es leider verlernt, das Mass des Konsums im geschlossenen Kreislauf zu denken. Unsere Höhepunkte im Jahresrhythmus hinterlassen riesige Abfallberge.

Schöne, nachhaltige Winterbräuche wünsche ich euch auch.

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