Kulturblock
Blog
Irina Lorez

Quo vadis?

Eine Boa-Veranstaltung im Jahre 1988.

(Bild: Emanuel Ammon/AURA)

Warum denkt die Kulturförderung nicht über die Bereiche und Ortsgrenzen hinaus? Was fehlt bei ihren Gesprächen mit den Kulturschaffenden? Fragen über Fragen stellen sich für Bloggerin und Tänzerin Irina Lorez.

Es ist für alle eine bedenkliche Situation, ob für Politiker, Veranstalter oder Kulturschaffende. Jeder steht unter Druck, jeder wartet auf Gelder und hat Angst, aus der Warteschlaufe verdrängt zu werden. Alles ist miteinander im Abhängigkeitssystem verwoben und verknotet.

Im Niemandsland

Seit Jahren wird über eine Erneuerung betreffend «Theater Werk» Luzern geredet, und wohin hat es uns nach all den Podiumsgesprächen, Informationsabenden und Versprechungen von Zusammenschlüssen der institutionellen und freien Szene geführt? Ins Niemandsland, denn niemand weiss genau, wie es weitergeht, wie die Regeln definiert werden, an welche Türe anzuklopfen ist.

Wenn es darauf ankommt, sind wir wieder ganz klar eingegrenzt, wenn wir an das neue Förderungskonzept von Stadt und Kanton Luzern denken. Neustens hetzt man die Kulturschaffenden auf die Wohngemeinden, damit sich diese am Kulturkuchen vermehrt beteiligen.

«Mich interessiert, ob bei anderen Kulturschaffenden alles nach Plan läuft?»

Von Luzern wegziehen

Ein persönliches Beispiel: Ich bin in Luzern geboren, habe mit Unterbrüchen insgesamt 30 Jahre in der Stadt Luzern gelebt, alle meine Produktionen (mit einer Ausnahme) in Luzern, entweder in der Boa, im Kleintheater oder im Südpol, uraufgeführt. Seit dem Abbruch des Frigorexgebäudes in Luzern habe ich nach langer Suche einen bezahlbaren Proberaum in Emmenbrücke gefunden.

Da das Wohnen in der Stadt längst Luxus geworden ist, bin ich kürzlich in den Kanton Obwalden gezogen. Obschon mein ganzes Umfeld und Engagement in Luzern ist, werde ich von den Förderstellen Luzern darauf hingewiesen, mich anders zu orientieren. Ich könnte schreien, aber ich möchte ja lieber tanzen!

Fragen über Fragen

Mich interessiert, ob bei anderen Kulturschaffenden alles nach Plan läuft? Nach Reglement werden doch immer noch die Gesuchsteller mit Bezug zu Luzern, Premiere in Luzern und womöglich mit regionaler Ausstrahlung gefördert? Trifft das etwa nicht auf mich zu, vielleicht auch auf euch? Wozu denn all diese Gespräche, wenn nichts Klares und für alle Gleichberechtigtes auf dem Tisch liegt? Will man uns mit Geschichten wie «Luzerner Theater öffnet für die freie Szene die Tore» und «Südpol bekommt endlich mehr Subventionen» einlullen?

«Warum denkt die Kulturförderung nicht über die Zonen hinaus?»

Einerseits muss das Kleintheater Abstriche hinnehmen, anderseits schweben wir Kulturschaffende im Ungewissen und ziehen mit unseren Wohnungen von Gemeinde zu Gemeinde, weil man die Salle modulable will? Diese Taktik hat keinen treffenden Takt.

Nein sagen

Wie oft haben wir diesen Kulturkompromiss erlebt und fallen immer noch darauf hinein? Ich sage Nein, Nein, Nein, aber ich bin ja jetzt Obwaldnerin!!! 

Ich möchte noch darauf hinweisen, dass der Tarifverbund LU/NW/OW von SBB und VBL es geschafft hat, über die Zonen hinauszudenken, warum schafft das die Kulturförderung nicht?

Themen
Kulturblock
Blog
Hier gibt's eine geballte Ladung Kultur mit Tiefgang. Der Kulturblock macht die Bühne frei für Wort und Wahnsinn Luzerner Kulturschaffender.
Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


1 Kommentar
  • Profilfoto von Irina Lorez
    Irina Lorez, 04.06.2016, 14:48 Uhr

    PS: Mein Beitrag bezieht sich auf das neue Förderkonzept von Stadt und Kanton Luzern. Seit Januar 2016 können keine Produktionsgesuche mehr im Kanton Luzern eingereicht werden. Ein Teil der Kulturgelder ist in die RKK (Regionale Kultur Konferenz) umverteilt worden. Doch nur jene Gesuche werden von der RKK berücksichtigt, die die eigene Wohngemeinde weiterleitet. Der FUKA-Fonds unterstützt ausnahmsweise meine nächste Soloproduktion nochmals grosszügig, trotz meinem Wohnsitz in Giswil. Obschon ich in Emmenbrücke meinen Proberaum habe, eine Tourneeplanung mit regionaler Ausstrahlung vorweisen kann und im Kleintheater Luzern die Premiere stattfinden wird, konnte das Gesuch nicht an die RKK weitergeleitet werden. Deshalb fällt ein beträchtlicher Beitrag weg. Wie können Tanz- und Theaterschaffende wie ich in einer solchen Situation zukünftig produzieren?

    👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
Apple Store IconGoogle Play Store Icon