Architektur
Blog
Neue Architektur in starker Umgebung

Formvariation an der Mozartstrasse

Die «Lokomotive» zieht den Häuserzug. (Bild: Gerold Kunz)

An der Mozartstrasse in Luzern sorgt ein Ersatzneubau für neue Klänge. In das über dem Rotsee thronende Quartier trägt der Neubau neue Formen, aber nur wenig Farbe. Doch ohne die starke Umgebung würde diese neue Architektur kaum beachtet.

Als eine Lokomotive, die den Häuserzug zieht, bezeichnete der Architekt Leo Hafner in den 1980er Jahren seinen Neubau am Postplatz in Zug. Auch für das neue Wohnhaus an der Mozartstrasse in Luzern passt diese Beschreibung gut. Was damals ein Höhepunkt der Zentralschweizer Postmoderne war, zählt heute zum städtebaulichen Vokabular. Und dieses hat nichts an Ausdruckskraft verloren.

Moderne Architektur

Die Architekten Galliker und Riva sind mit dem Bauen im historischen Umfeld vertraut. In Luzern haben sie an der Stadthof- und Gibraltarstrasse wichtige Erfahrungen gesammelt. Sie pflegen eine moderne Architektursprache, die sie als Kontrast in die Umgebung setzen.

Am Rotsee antworten sie auf die Schrägdächer mit einem Flachdach, und die Balkone ragen als Terrassen in den Raum. Die Verwandtschaft zur Moderne äussert sich im hellen Anstrich und den kubischen Gebäudekonturen. Der dunkle Sockel lässt das Gebäude über dem Terrain schweben. Aus den traditionellen Staketengeländer werden Glasscheiben. Alles in allem eine gut dosierte Sachlichkeit in einem behäbigen Quartier aus den Nachkriegsjahren.

Keine leichte Aufgabe

Die Gliederung des Dachgeschosses mit zwei Einschnitten und die Fassaden mit quadratischen Fensteröffnungen nehmen Bezug zur Massstäblichkeit der Umgebung, die trotz des einheitlichen und das Ortsbild prägenden Charakters keiner Schutzzone zugordnet ist. Auch belegt der Neubau eine Parzelle mit höherer Geschosszahl, was jedoch nicht mit städtebaulichen Argumenten zu begründen ist. Umso mehr ist es den Architekten hoch anzurechnen, dass sie ein Konzept entwickelten, das sowohl der geltenden Ausnützungsmöglichkeit als auch der Einpassung ins Quartier gerecht wird.

Die starke Präsenz des Gebäudes wird Nachahmer auf den Plan rufen. Sie werden mit den erkennbaren Qualitäten des Neubaus argumentieren, um ihre Projektvorschläge zu verteidigen. Ich hoffe, dass sie sich daraus keine leichte Aufgabe machen, in der Meinung, die Lösung sei bereits vorhanden. Ein Weiterbauen nach Rezept führt hier nicht zwingend zum gewünschten Erfolg.

Themen
Architektur
Blog
Von Architektur und Städtebau sind wir alle betroffen. Im Architektur-Blog werden aktuelle Projekte aus Luzern und Zug verhandelt. Er dient Laien und Fachleuten als Diskussionsplattform und macht das regionale Bewusstsein für Baukultur öffentlich.
Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


0 Kommentare
    Apple Store IconGoogle Play Store Icon