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Moderne zwischen Heimatstil

Späte Antwort in Emmenbrücke

Der Architekt hat für die Fassade ein braunrotes Welleternit verwendet.

(Bild: Gerold Kunz)

Ein neues Wohnhaus in eine Umgebung von Heimatstil- und Chaletbauten zu bauen, diese Aufgabe stellte sich dem Architekten Thomas Bucher in Emmenbrücke. Er hat sich von der Umgebung inspirieren lassen und in die Nachbarschaft ein gut abgestimmtes Volumen platziert.

Die Baugruppe am Kühneweg in Emmenbrücke lässt sich aus dem Zug erspähen. Es handelt sich um ein Ensemble von drei Chaletbauten, die als Doppelhäuser in den 1920er Jahren erstellt wurden. Die damaligen Eigentümer, die Société Suisse de la Viscose SA, wollten acht Holzhäuser bauen. 1924 entschied sich die Firmenleitung, vom werkseigenen Wohnungsbau abzusehen. Die drei Wohnhäuser wurden 2001 an einen Generalunternehmer verkauft.

Versuch der Verdichtung

Damals war die Siedlung in den Fokus gekommen, weil Verdichtungsvorschläge diskutiert wurden. In verschiedenen Varianten prüfte der Architekt Hansjörg Egli Möglichkeiten, sowohl den Charakter der Siedlung zu erhalten wie auch die gebaute Dichte durch Ergänzungsbauten zu erhöhen. Doch die Pläne führten zu keinem Resultat.

Als eine späte Antwort auf diese Recherche kann nun das Wohnhaus an der Dunantstrasse betrachtet werden. Der Architekt Thomas Bucher aus Emmenbrücke hat sich von der Umgebung inspirieren lassen und in der Nachbarschaft der Kleinsiedlung ein gut abgestimmtes Gebäudevolumen platziert. Der zweigeschossige Bau folgt dem Terrainverlauf und zeigt talseitig drei Geschosse. Aufschüttungen beim Eingang und beim Garten verzahnen das Volumen mit dem Hang.

Lösung für damalige Fragestellung

Im Gegensatz zu den dunklen Holzbauten hat der Architekt für die Fassade ein braunrotes Welleternit verwendet. Der Farbton harmoniert bestens mit der Umgebung, die beim Besichtigungstermin aus satten Grüntönen besteht. Die vertikale Ausrichtung der Eternitpaneele gibt den abstrakten Konturen Tiefe. Die dunkel umrandeten und ins Volumen gestanzten Öffnungen werden mit Ausschnitten ergänzt. Der Architekt hat den Baukörper mit sichtbarer Freude bearbeitet.

Mir war das Gebäude trotz der dezenten Farbgebung bei der Durchfahrt sofort aufgefallen. Die Gestaltung der Gebäudehülle lassen die Handschrift eines engagierten Architekten erkennen. Ich erinnere mich an die Auseinandersetzungen von 2002, als ein Gestaltungsplan den Ersatz der Baugruppe vorsah, und stelle erfreut fest, dass heute, knappe 15 Jahre später, die Lösung für die damals diskutierte Fragestellung gefunden wurde.

Mehr zur Geschichte des Kühnewegs finden Sie hier

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2 Kommentare
  • Profilfoto von L.Galli
    L.Galli, 23.09.2016, 14:19 Uhr

    Ich frage mich, weshalb nur Bezug auf die 3 Chalets genommen wird, zumal diese zwei Grundstücke nicht mal aneinander grenzen. Im Quartier stehen doch noch weitere Häuser, näher. Offenbar werden die im Schatten dieses Kolosses übersehen. Aber tolle Fotos, gratuliere ! Schade wirkt es real nicht ganz so harmonisch wie auf den Bildern.

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  • Profilfoto von m_winiker
    m_winiker, 19.09.2016, 18:29 Uhr

    Der Neubau an der Dunantstrasse (nicht Dufour) ist von Norden gesehen gar nicht so schlecht. Von Süden besteht nun jedoch definitiv Wellblech-Feeling im Gersagquartier. Innen ist das Haus bestechend grosszügig. Das Dachgeschoss sehr schön verarbeitet. Jedoch sind wieder einmal Fassade und Innengestaltung stark voneinander abweichend. Im Vergleich zum alten Haus und dem ehemaligen Schmidprojekt ist hier aber durchaus etwas positives geschehen! Aber schön dass unser Quartier einmal durchaus positiv in der Zeitung erschien, vielen Dank!

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