Luzern Tourismus nach der Burka-Abstimmung

«Das widerspricht unserem Anspruch, eine weltoffene Destination zu sein»

Gäste aus dem arabischen Raum machen in Luzern zwar nur einen kleinen Teil aus. Dennoch sind sie aus verschiedenen Gründen wichtig für die Destination. (Bild: bic)

Das Ja zum nationalen Verhüllungsverbot könnte Auswirkungen auf den Tourismus in Luzern haben. Die Verantwortlichen werden jetzt aktiv, damit das Image der Schweiz im arabischen Raum keinen Schaden nimmt. Denn die Gäste aus dieser Region sind für die hiesige Wirtschaft äusserst interessant.

Mit 51,2 Prozent hat die Schweizer Stimmbevölkerung am Sonntag ja zum Verhüllungsverbot gesagt. Ob und welche Auswirkungen dieser Entscheid hat, ist derzeit noch schwer abzuschätzen. Auch für die Tourismusdestination Luzern. Denn diese ist auch in der Golfregion sehr beliebt. Einem Gebiet, wo Burka und Niqab verbreitet sind und wo die von der Schweiz nun ausgesandte Botschaft kaum nur gut ankommt. Neben der Herausforderung Corona eine weitere Baustelle für das Luzerner Fremdenverkehrswesen.

Wie «Radio SRF 4» am Montag berichtet, seien die Reaktionen in der arabischen Welt bisher zwar relativ mild ausgefallen. Dennoch wird das Verdikt die hiesigen Tourismusverantwortlichen noch beschäftigen. Denn 2019 stammten 2,3 Prozent aller ausländischen Gäste aus der Golfregion. 30'000 bis 40'000 Hotelübernachtungen gingen alleine in der Stadt Luzern auf sie zurück. Damit rangiert diese Gruppe auf Rang 10 der wichtigsten Märkte, wie Sybille Gerardi, Kommunikationsverantwortliche von Luzern Tourismus, auf Anfrage schreibt.

So konsumfreudig wie niemand sonst

«Diese Gäste sind vor allem auch interessant, da sie in der Schweiz viel zur touristischen Wertschöpfung beitragen und überdurchschnittlich viel Geld ausgeben für erstklassige Unterkunft.» Zudem seien sie sehr an Ausflügen auf dem See und in die Berge interessiert und würden gerne in der Stadt einkaufen. Folglich wären laut Gerardi gerade diese Betriebe betroffen, sollten einzelne oder mehrere Touristen aus dem arabischen Raum künftig auf eine Reise in die Schweiz verzichten. Brisant, denn insbesondere die Situation der Geschäfte in der Luzerner Altstadt und der Schifffahrtsgesellschaft sorgten in den vergangenen Wochen für Aufsehen.

«Die arabischen Märkte sind keine Prioritätsmärkte, gehören aber zu den Quellmärkten, die aktiv bearbeitet werden.»

Sybille Gerardi, Medienverantwortliche Luzern Tourismus

«Sie reisen individuell und seltener in Kleingruppen. Sie halten sich mit 2,48 Tagen auch überdurchschnittlich lange in Luzern auf», so Gerardi. Aus Sicht jener, die sich von den Touristenströmen im Sommer bedrängt fühlen, gehören sie somit sicherlich zu den Gästen, die man vergleichsweise gerne am Vierwaldstättersee begrüsst. Und sie geben hier pro Person im Durchschnitt 430 Franken aus – pro Tag. So viel wie keine andere Gruppe.

Arabischer Markt wird gezielt bearbeitet

Welchen Fokus legt Luzern Tourismus also auf diese Zielgruppe und was bedeutet das Ja zum Verhüllungsverbot? «Die arabischen Märkte sind keine Prioritätsmärkte, gehören aber zu den Quellmärkten, die aktiv bearbeitet werden», hält Gerardi fest. Sie ergänzt, dass vollverschleierte Frauen in Luzern indes nur in seltenen Fällen anzutreffen seien.

Weiter betont sie, dass das Verhüllungsverbot vor allem betreffend Image einen negativen Einfluss haben könnte, was dem Anspruch widerspreche, eine weltoffene Destination zu sein, in der Gäste aus aller Welt willkommen sind – unabhängig ihrer Herkunft, Religion, Geschlecht und ihres Kleidungsstils.

Neben Corona eine zusätzliche Herausforderung

Ein Credo, unter welchem sich in Luzern Wirtschaftskreise und bürgerliche Politikerinnen zur «IG Weltoffenes Luzern» zusammengeschlossen haben. Dies als Antwort auf die teils von linker Seite kommende Kritik an der touristischen Entwicklung. «Künftig könnte es darum wichtig sein, zusätzlich darauf hinzuweisen, dass die Schweiz als Land trotz dieses Verbotes grundsätzlich weltoffen und gastfreundlich ist und Gäste aus den Golfstaaten bei uns willkommen sind», so Gerardi.

Kommt das Verhüllungsverbot zur Unzeit? Denn die Branche und damit ein in Luzern zentraler Wirtschaftszweig mit tausenden von Arbeitsplätzen ist aus bekannten Gründen arg gebeutelt und eine rasche Besserung ist nicht in Sicht. «Aus touristischer Sicht ist ein Verhüllungsverbot unnötig und ist gerade in der jetzigen, für das Reiseland Schweiz sehr schwierigen Zeit nicht wirklich förderlich», sagt Gerardi.

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6 Kommentare
  • Profilfoto von Peter Bitterli
    Peter Bitterli, 09.03.2021, 14:43 Uhr

    Solche Chargenträger wie diese Sibylle [sic!] Gerardi haben gar kein Bewusstsein mehr dafür, dass Worte einmal als Signifikanten für wahre Sachverhalte und Sätze als Vehikel für Gedankengänge dienten. Sie halten ersteres für austauschbare Reize und zweiteres für verdeckte Operationen. Talmi allüberall.

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    • Profilfoto von lucifer
      lucifer, 10.03.2021, 08:36 Uhr

      ich denke eine vereinfachte sprache macht sie dem poebel zugaenglicher. muessen sie etwas kompensieren? ich stehe ihnen bei, falls sie hilfe moechten. ❤️ lucifer von der bruchstrasse🥸

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    Michel von der Schwand, 09.03.2021, 11:57 Uhr

    Zitat: «Die arabischen Märkte sind keine Prioritätsmärkte, gehören aber zu den Quellmärkten, die aktiv bearbeitet werden.»
    Luzern Tourismus könnte sich durchaus auch mal bewegen und – aufgrund einer geänderten Ausgangslage – andere, neue Märkte zu erschliessen zu versuchen. Jedes Unternehmen muss auf solche Einflüsse reagieren können. Scheinbar fehlt es bei Luzern Tourismus an der entsprechenden Kompetenz und man lamentiert. Die Pandemie hat u.a. auch aufgezeigt, dass gewisse «Klumpenrisiken» nicht gut sind. Mit ihrer Aussage zeigt Frau Gerardi nur auf, dass man entweder «sturköpfig» ist oder aus der ganzen Sache nichts gelernt hat.

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    paul, 09.03.2021, 08:48 Uhr

    abgestimmt ist abgestimmt. finde das resultat auch nicht toll. aber das volk hat gesprochen. bitte akzepieren und weiter gehts!

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    Groucho, 09.03.2021, 05:24 Uhr

    Es spricht die «Zunft zu Schwanenplatz» – «weltoffene Destination» ?

    «Kapitalorientierte Destination» trifft es besser – die Menschen unter dem Schleier sind ihnen doch völlig egal, solange sie nur genügend Dollars unter der Burka mittragen…

    Im Moment schützen sich die Milliardäre gut mit Entlassungen…

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  • Profilfoto von pietrolista
    pietrolista, 08.03.2021, 17:59 Uhr

    Um im Tessin nachzufragen wie sich das dort seit Jahren geltende Burkaverbot auf den Tourismus ausgewirkt hat, dazu ist man offenbar nicht weltoffen genug – die Antwort könnte vielleicht nicht ins vorgefasste Weltbild passen.
    P.S. «Gäste aus aller Welt willkommen sind – unabhängig ihrer Herkunft, Religion, Geschlecht und ihres Kleidungsstils.» – Ich werde sie beim Wort nehmen und im Sommer mal ein bisschen in Luzern nackwandern gehen. Werde die Polizei im Falle eines Falles an Frau Gerardi verweisen, ich bin ja Willkommen hed sie gseit.

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