Das ist in Steinhausen geplant

Crypto AG: Erinnerung an Spionage-Skandal wird ausgelöscht

Soll neu bebaut werden: Crypto-Firmengelände in Steinhausen. (Bild: mam)

Der Überbauungsplan für das Gelände der ehemaligen Verschlüsselungsfirma Crypto AG liegt öffentlich auf. In acht Jahren soll das geheimnisumwobene Firmengelände neu genutzt werden. Bauten für gehobenes Wohnen in der Vorstadt lösen Kameras und Stacheldrahtzäune ab.

Im Architekturwettbewerb für die Neuüberbauung des Firmengeländes hatten einzelne Teams noch die Erinnerung an die Crypto AG kultiviert: Ein Vorschlag hatte den massiven Bürotrakt und die Fabrikationshallen der Steinhauser Verschlüsselungsfirma ins neue Projekt integriert und mit zusätzlichen Bauten auf dem restlichen Areal ergänzt. Ein anderes hatte die Erinnerung an die grosszügigen Freizeiteinrichtungen für Angestellte mit einem neuen Plan kombiniert und die Tennisplätze im Neubauprojekt belassen.

Als Sieger des Wettbewerbs wurden vergangenes Jahr die Firmen Axess Architekten aus Zug, Leutwyler Partner, Van de Wetering Atelier für Städtebau und Hager Partner erkoren. Sie räumen jegliche Reminiszenzen an die berühmt-berüchtigte Firma des amerikanischen Nachrichtendienstes CIA beiseite: Alle Bauten und Nutzungselemente sollen entfernt werden. Die Shedhalle, Stacheldrahtzäune und Überwachungskameras machen einem gemischt genutzten Quartier Platz. Die monolithische Erinnerung an den Spionage-Skandal wird eingeebnet und durch ein recht hübsches Stück Agglomeration ersetzt, das sich nahtlos in die Umgebung einfügt.

Im Dezember wird abgestimmt

Der überarbeitete Bebauungsplan liegt seit kurzem im Rathaus von Steinhausen öffentlich auf und kommt an der Gemeindeversammlung im Dezember zur Abstimmung. Die Grundeigentümerin – die Areal Steinhausen Zug AG – möchte in vier Jahren mit den Bauarbeiten beginnen, wie aus den Unterlagen hervorgeht. In acht Jahren soll das neue Quartier voraussichtlich fertig sein.

Visualisierung der Nordostecke des neuen Quartiers.

Im Fall eines geplanten Hauses im Süden des Areals dürfte es aber noch wesentlich länger gehen. Dort führt nämlich eine Hochspannungsleitung übers Gelände. Sie müsste erst in den Untergrund verlegt oder über eine andere Strecke geführt werden, damit die Grenzwerte für nichtionisierende Strahlung eingehalten und das Gelände bewohnt werden darf.

Bis zu zehn Geschosse hoch

Geplant ist auf dem Crypto-Gelände ein Quartier mit elf Mehrfamilienhäusern. Die Höhe variiert zwischen vier und zehn Stockwerken. Der bauliche Schwerpunkt des Geländes liegt auf der Nordostseite, wo das grösste Haus geplant ist. Dort könnte ein Gastrobetrieb Einzug halten. Ein Vorplatz ist bei der Kreuzung zwischen Industrie- und Zugerstrasse vorgesehen und die Einfahrt zur Tiefgarage, wo sämtliche Vehikel der Quartierbewohner parkiert werden sollen, befindet sich in der Nähe.

Der Bebauungsplan aus Ostnordost.

An der Zugerstrasse – der Hauptstrasse – vis-à-vis des Crypto-Geländes befindet sich das Eichholz-Center mit einem Supermarkt. Hier und auf der Nordseite des Quartiers sind die höheren Gebäude geplant. Das fügt sich gut in die Struktur der Umgebung ein, die im Süden aus einem Dienstleistungsquartier besteht. Im Norden und Nordwesten entstehen Wohnbauten im Stil der Nachkriegs- und anderer Modernismen, darunter verschiedene höhere Gebäude.

70 Prozent Eigentumswohnungen

Die Gebäude weisen grosse Fenster auf, die Visualisierungen versprechen eine gute Wohnqualität in einem begrünten Quartier. Das ist auch nötig, denn 70 Prozent der Wohnungen sollen als Eigenheime verkauft werden, 30 Prozent vermietet.

Dem Wohnen sind indes nur 65 Prozent der Nutzfläche zugedacht, der Rest ist für Büros und Gewerbe reserviert. Die Gemeinde möchte ausserdem im Quartier einen Doppelkindergarten errichten, der ebenfalls schon eingeplant ist.

Auflagen des Gemeinderats

Es gab zwei Workshops zur öffentlichen Mitwirkung, aus der zwei Neuerungen ins Projekt eingeflossen sind. Erstens gibt’s nun mehr Fusswege durchs Quartier und zweitens hat die Gemeinde Steinhausen der Bauherrschaft zur Auflage gemacht, mindestens zehn Prozent preisgünstige Wohnungen zu realisieren.

Visualisierung aus dem Quartierinnern.

Eine Lärmstudie stellt die Einhaltung der Grenzwerte sicher und es wurde ein Mobilitätskonzept fürs neue Quartier erstellt. Demnach sind maximal 317 Parkplätze erlaubt, mindestens ein Zehntel muss für Elektrofahrzeuge ausgelegt sein. Für Zweiräder sind mehr als doppelt so viele Abstellplätze vorgeschrieben.

Insgesamt sind rund 200 Wohnungen im neuen Quartier vorgesehen. So kann davon ausgegangen werden, dass hier dereinst über 400 Menschen wohnen, wo früher Verschlüsselungsgeräte gebaut wurden, mit denen der amerikanische und der deutsche Geheimdienst den Lauf der Weltgeschichte beeinflussten.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Hans Peter Roth
    Hans Peter Roth, 08.07.2021, 00:04 Uhr

    Zum Glück lässt sich die Geschichte nicht so einfach ausradieren wie ein Gebäude oder die geheimen Dokumente des NDB zu den Crypto-Connections.

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